A. Vorüberlegungen - Bewegung planen, bauen und erleben


Ziele eines handlungs- und spielorientierten Unterrichts

Gerade die veränderten Lebens - und Entwicklungsbedingungen der Kinder machen es notwendig dem Sportunterricht der Grundschule neue Schwerpunkte und Inhalte zu geben.

Warum soll man Kindern bestimmte Bewegungsfertigkeiten (z.B. am Schwebebalken) vermitteln, wenn sie über die motorischen Grundvoraussetzungen nicht verfügen und z.B. das Gleichgewicht nicht halten können?
Dort, wo die motorischen, aber auch die sozialen und personellen Voraussetzungen fehlen, ist es unsinnig, ausschließlich einen an Sportarten orientierten Unterricht mit Fertigkeitsschulung und Leistungsmessung durchzuführen. Der Sportunterricht darf kein Privileg für Vereinskinder bleiben, bei dem der Rest der Klasse nur „mitläuft“ und den Spaß an der Bewegung verliert.

Ziel des Sportunterrichtes muss es deshalb sein, die Schüler anzuregen, sich handelnd mit ihrer sozialen und materialen Umwelt auseinanderzusetzen und diese zu begreifen.
Die Vermittlung von vielfältigen Wahrnehmungs- und Bewegungsmuster steht im Mittelpunkt des Unterrichts. Diese Wahrnehmungs- und Bewegungsinhalte lassen sich am besten durch Spielhandlungen erreichen. Deshalb bilden Wahrnehmungs- und Bewegungsspiele einen wesentlichen Schwerpunkt in einem kind-orientierten, ganzheitlichen Sportunterricht. Der Aufbau einer positiven, freudvollen Einstellung zum Bewegungserleben ist dadurch für alle Schüler möglich. Parallel hierzu vollzieht sich automatisch, spielerisch und lustbetont die Ausbildung aller motorischen Grundeigenschaften, wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Gewandtheit.
 

Ziele eines spiel- u. handlungsorientierten Sportunterrichtes
 
  1. Kognitiver Bereich: Entwicklung der Planungsfähigkeit
  2. Entwicklung der Handlungskompetenz

Die Handlungskompetenz ist als umfassende Fähigkeit zu betrachten. Sie ist das Ergebnis aus der Fähigkeit mit sich, der materialen und der sozialen Umwelt umgehen zu können. Diese drei Kompetenzen überschneiden sich, sind voneinander abhängig und bedingen sich gegenseitig.

 

   3. Verbesserung der Ich – Kompetenz

       Sich und seinen Körper wahrnehmen, erleben, verstehen und mit seinem Körper umgehen können.
 

   4. Verbesserung der Sachkompetenz

       Die materiale Umwelt wahrnehmen, Informationen über sie erlebend und verstehend verarbeiten und in und mit ihr umgehen können.
 

   5. Verbesserung der Sozialkompetenz

Die soziale Umwelt wahrnehmen, erleben, verstehen und mit ihr umgehen können.
 

   6. Aufbau einer positiven, freudvollen Einstellung zum Sportunterricht

B. Aufbau einer Unterrichtseinheit


3 Phasen des Unterrichts

Phase 1:

Kennenlernen der Handlungsbedingungen (Aufbauten werden vorgegeben)

Bevor thematisch bestimmte Bewegungslandschaften oder Geschichten in der Halle aufgebaut werden können, müssen die Kinder über ein bestimmtes „Materialrepertoire“ verfügen. Hierzu müssen die Schüler vielfältig Geräte, Gerätekombinationen und Variationen erfahren und ausprobiert haben:

Erproben der materialen Eigenschaften
Materialerfahrung und deren handelnder Umgang
Spielidee wird über den Geräteaufbau vorgegeben


Phase 2:

Ausführung vorgegebener Handlungen

Komplexe Spielhandlungen, größere Themenkomplexe (Geschichten und erster Geräteaufbau) bestimmen den Handlungsrahmen, geben Struktur:

die Kinder spielen die Geschichte nach
bekannte Bewegungsbauten werden wieder verwendet

Bezug zum allgemeinen Unterricht

Fächerübergreifendes Unterrichten ist möglich:

KunstThemen bezogene Bilder...
MatheLagepläne zeichnen, Maßstab vergrößern-verkleinern
SachunterrichtIndianer, Igel, Erbeben/Tsunami, aus dem Leben einer Maus, eines Eichhörnchens... Pfälzer Wald, Sumpflandschaften...
Deutschpassende Literatur/Kinderbücher:
Der kleine Hobbit, fliegender Stern, Abenteuer...

Phase 3:

Freie Handlungen

Eigene Themen werden von den Kindern vorgegeben:
Die kognitive Ebene steht im Vordergrund:

  1. Stoffsammlung
  2. Vorerfahrung aus Phase 1 und 2 ist notwendig
  3. Selbstständiges Erarbeiten eines Handlungsplanes
     

Bezug zum allgemeinen Unterricht

Fächerübergreifendes Unterrichten ist möglich!

C .Praxisbeispiele


Zu Phase 1:

Voraussetzungen schaffen:
Kennenlernen von „fahrbaren“ Sportgeräten:
Rollbretter, Pedalos, Kombinationen...

Arbeitsauftrag:
Benutzt die Rollbretter als Fahrzeuge (z.B. Taxi, Paddelboot, Schiff, Piratenschiff, LKW...)!

a) Baut unterschiedlich große „Fahrgeräte und probiert möglichst viele Möglichkeiten aus!

    Materialien: Rollbretter, kleine Kasten, große Kastenoberteile, Langbänke, Niedersprungmatten, kleine Matten, Seile, Stäbe...

b) Baut mit Hilfe von Rollbrettern, Seilen und Matten ein Karussell! Probiert viele Möglichkeiten aus, wie man dieses Spielgerät einsetzen kann! Z.B: Auf dem Karussell kann ich
    liegen (mit offenen und geschlossenen Augen), sitzen, stehen, hüpfen...

    Material: Rollbretter, Seile, unterschiedliche Matten


c) Baut einen Geschicklichkeitsparcours mit Straßen und Hindernissen und probiert eure Fahrkünste aus!

   Material: Rollbretter, Seile, Kegel, Langbänke, Kletterseil, Ringtennis, Joghurtbecher

 

Zu Phase 2:

Thema und Material wird vorgegeben

Sumpflandschaft

SituationEine Expedition durchquert ein fremdes Land. Plötzlich gerät sie in eine Sumpflandschaft!
AufgabeEs gibt da noch einen reißenden Fluss, der überquert werden muss!
ZielGleichgewichtsschulung - Balancieren

 
Klettertour

SituationKlettertour durch den Pfälzer Wald
AufgabeBaut in der Turnhalle eine Kletterlandschaft auf! Beim Klettern überqueren wir Berge, Schluchten, kommen an Gletschern vorbei, balancieren an steilen Wänden, laufen über spitze Steine...
ZielVerbesserung der grobmotorischen Fähigkeiten Arm- und Beinkraft, Ausdauer, Gewandtheit, Balancieren
Gerätealle Großgeräte


Aus dem Leben einer Maus

SituationWintervorräte müssen in die Mäusewohnung "geschafft" werden. Auf ihren "Ausflügen" entdeckt die Maus Lilli viele aufregende und gefährliche Dinge.  
AufgabeBaut in der Turnhalle eine bodennahe Landschaft! Denkt daran, Mäuse sind sehr klein und haben es gerne warm.
ZielGewandtheit - Geschicklichkeit
GeräteSchwungtücher, Ikea-Tunnel, Netze, Fußballtor, große Kastenteile, verschiedene Ballarten, Bällchenbad, Matten


Abenteuer des kleinen Hobbits Bilbo

Auf Abenteuerreise mit dem kleinen Hobbit Bilbo (ausgearbeitete Geschichte)

ZielKörperwahrnehmung, Grobmotorische Eigenschaften
GeräteGroßgeräte, Alltagsmaterialien, Schwungtuch

 


Zu Phase 3:

Schüler entwickeln aus eigenen Ideen/Bedürfnissen/Interessen... eigene Landschaften und erfinden dazu eine passende Geschichte.