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Neue Entdeckertagsgrundschulen im Schuljahr 2011/2012

Ahnen: Erfolgreiches Entdeckertag-Konzept weiter ausbauen

„Allen Kindern die Chance zu verschaffen, dass ihre jeweiligen Fähigkeiten, Begabungen und Interessen optimal gefördert werden, ist eines der zentralen Ziele der Bildungspolitik im Land. Das gilt für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler genauso wie für besonders begabte Kinder. Bei der frühen Hochbegabtenförderung ist Rheinland-Pfalz mit dem 2004 auf den Weg gebrachten Konzept der ,Entdeckertag-Grundschulen’ auf einem guten Weg, der nicht nur von den betroffenen Kindern und deren Eltern sondern auch in der Fachwelt positiv beurteilt wird und den wir weiter gehen wollen.“ Mit dieser Bilanz verband Bildungsministerin Doris Ahnen heute im Vorfeld eines großen Symposiums zur frühen Hochbegabtenförderung in Mainz die Ankündigung, dass zum kommenden Schuljahr zu den derzeit 13 Standorten von „Entdeckertag-Grundschulen“ mit der Esterauschule in Holzappel (Rhein-Lahn-Kreis) und den Grundschulen Pfaffendorfer Höhe in Koblenz sowie Bitburg-Nord drei weitere Grundschulen mit diesem speziellen Angebot für Hochbegabte hinzukommen werden.

„Mit dem Konzept der ,Entdeckertage’ ist ein Prozess ausgelöst worden, der zur Weiterentwicklung des Unterrichts in den Grundschulen insgesamt beiträgt“, betonte die Bildungsministerin. Der „Entdeckertag“ verknüpfe das zusätzliche Angebot für die spezielle Gruppe hochbegabter Kinder mit dem integrativen Ansatz des Lernens in der vertrauten Altersgruppe und Klassengemeinschaft. „Zum einen werden die als hochbegabt erkannten Kinder gezielt und zusätzlich gefördert, zugleich soll aber auch die gesamte reguläre Stammklasse des einzelnen hochbegabten Kindes von dem Zusatzangebot profitieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ,Entdeckertags´ nehmen daher so genannte Aufgabenpakete mit in ihre eigentlichen Klassen in den Stammschulen und bearbeiten die Themen – gemeinsam mit ihren dortigen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden – im Unterricht weiter. Das fördert auch die Kooperation zwischen den Lehrerinnen und Lehrern der Stammschulen und den Lehrkräften in der Entdeckertag-Schule“, sagte Doris Ahnen. Das Identifizieren hochbegabter Kinder und deren Förderung wirkten zudem in der Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen als ein weiteres Bindeglied.

An den aktuell 13 Standorten von „Entdeckertagen“ nehmen insgesamt 424 Kinder aus 193 verschiedenen Grundschulen sowie 19 Kindertagesstätten an einem Tag in der Woche an speziellen Zusatzangeboten teil, die thematisch oft weit über den Stoff der Primarstufe hinausgehen. Die Themen der „Entdeckertage“ werden dabei ganz wesentlich von den Kindern selbst bestimmt. Neben den sehr weit verbreiteten naturwissenschaftlichen und technischen Experimenten gab und gibt es in den verschiedenen „Entdeckertag-Grundschulen“ auch besonders herausfordernde mathematische Aufgabenstellungen, Angebote im kreativen Schreiben oder aus dem Bereich der bildenden und der darstellenden Kunst sowie Projekte aus den Themenfeldern Entwicklungshilfe und Astronomie oder aber zusätzliche Fremdsprachenangebote bis hin zu einem Angebot in Chinesisch.

Diese breite Palette von Angeboten, so berichtete der Rektor der „Entdeckertag-Grundschule“ in Zweibrücken, Michael Schmidt, habe bislang in allen beteiligten
Schulen zu „sehr, sehr vielen positiven Rückmeldungen von Schülerinnen, Schülern und Eltern“ geführt. Gerade für die Kinder sei dabei besonders wichtig, dass sie die Themen selbst auswählen könnten. Dies steigere nicht nur die Arbeitsmotivation, sondern trage auch wesentlich zur Weiterentwicklung der besonderen Fähigkeiten der einzelnen Kinder bei. Ganz wichtig sei zudem die enge Zusammenarbeit der durchweg hoch motivierten Lehrkräfte, die die Entdeckertage organisierten, mit den Lehrerinnen und Lehrern in den Stamm-Grundschulen der Kinder und den Erzieherinnen und Erziehern in den Kindertagesstätten. „Wenn Entdeckertag-Grundschulen und Stammschulen Hand in Hand arbeiten – und dies verbreitet sich immer mehr – öffnen sich für die hochbegabten Kinder neue Lern- und Leistungswelten“, sagte Schmidt.

Der Wissenschaftliche Leiter des Deutschen Zentrums für Begabtenforschung und Begabungsförderung (DZBF) in Hannover, Dr. Sebastian Renger, bescheinigte dem rheinland-pfälzischen System der frühen Hochbegabtenförderung über „Entdeckertage“ in Grundschulen, es sei ein „auffallend gutes und gelungenes, wenn nicht gar einzigartiges Konzept einer stabilen Begabungsförderung, die gerade im Grundschulalter dem hohen Leistungsbedürfnis hochbegabter Schülerinnen und Schüler gerecht werden muss“. Hier würden Interessen- und Kompetenzförderung vereinigt und gleichzeitig in enge Beziehungsprozesse zur Lehrkraft und zu den Mitschülerinnen und Mitschülern eingebunden. „Das hochbegabte Kind benötigt Lernbegleiter, die gezielt be Unsicherheit und Entmutigung unterstützen, so dass das Kind diese Motivationsprozesse erlernt und später selbst abrufen kann“, hielt Renger fest.

Mentorenprogramme der Begabungsförderung, in denen leistungsinteressierte und höher begabte Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen unter Anleitung eines Mentors ein selbstbestimmtes Thema erarbeiten können, fänden sich bundesweit bislang ausschließlich in weiterführenden Schulen. Erste Forschungsergebnisse daraus bestätigten, dass die mentorielle Beziehung direkt auf die Motivation, das Leistungsinteresse und damit die Schulleistung wirkt. „Die Entdeckertag-Grundschulen werden den Forderungen einer mentoriellen Begabungsförderung gerecht: Die Lernbegleitung wird direkt aus der Beziehung zur Lehrkraft gezogen, das Leistungsbedürfnis wird durch die selbstbestimmte Themenwahl gestärkt, jahrgangsübergreifende Lerngruppen unterstützen die Beziehungsgestaltung und die Zugehörigkeit und der Zusammenschluss in der Stammklasse dient der Integration“, sagte der Wissenschaftler.

„Die rheinland-pfälzische Form der frühen Hochbegabtenförderung ist – gerade vor dem Hintergrund der Multiplikation, der Verzahnung zwischen Kindertagesstätte und Grundschule, der mentoriellen Beziehungsarbeit und der Integration in die Stammklasse – einmalig und vorbildlich in ganz Deutschland. Aus diesem Grund sollten auch weiterführende Schulen die pädagogischen Erfolge der Entdeckertag-Grundschulen aufgreifen“, betonte Renger. In einer stärkeren wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Ansatzes liege zudem ein starkes Potenzial zur Weiterentwicklung von Unterrichtsgestaltung, Lerndidaktik und Lehrerausbildung bundesweit.

Mehr Informationen zur frühen Hochbegabtenförderung in Rheinland-Pfalz im Internet
unter: <link projekte fruehe-hochbegabtenfoerderung.html>grundschule.bildung-rp.de/projekte/fruehe-hochbegabtenfoerderung.html

Anlagen:
<link file:35094 download>DownloadEntdeckertagschulen in Rheinland-Pfalz (Liste)
<link file:35095 download>DownloadEntdeckertagschulen in Rheinland-Pfalz (Karte)

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