Digitale Bildung im Ethikunterricht
Digitalisierung
Digitalisierung als technische Revolution verändert die Lebensverhältnisse von Menschen in vielerlei Hinsicht. Dabei prägen die technischen Systeme neben den durch sie transportierten Inhalten in besonderem Maße unser Denken und Handeln.
Fragen nach dem richtigen Handeln, der eigenen Identität und dem Sozialen werden so auf einer neuen Basis und mit anderen Konsequenzen beantwortet werden müssen als dies bisher geschah.
Die Aufgabe des Ethikunterrichts muss es sein, diesen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel sowie seine ethischen, psychologischen und soziologischen Implikationen aus einer philosophischen Perspektive zu thematisieren und entsprechende ethische Orientierungskompetenzen zu vermitteln. Im Zentrum digitaler Bildung im Ethikunterricht geht es um die Entwicklung der Kompetenzen, die Bedingungen, Formen und Folgen der digitalen Transformation analysieren.
Im besten Fall entsteht so – auch durch den Beitrag digitaler Bildung an Schulen – eine Kultur der Digitalität.
Der Ethikunterricht muss auf folgende Merkmale der Digitalisierung im Sinne einer digitalen Bildung reagieren
Virtualität erfordert eine neue Definition von Realität. Die triviale Zuordnung von Virtualität und Nicht-Realität ist nicht haltbar. Vielmehr ist das Virtuelle von jeher schon Teil unserer Wirklichkeit gewesen und gewinnt nun immer mehr Raum. Das Neue an der digitalen Transformation ist das Zurückweichen physischer zugunsten virtueller Strukturen.
Digitale Kommunikation scheint neuen Regeln zu folgen und Wahrheits- und Realitätszuschreibungen zu verändern. So unterliegen beispielsweise Körperlichkeit und Selbst- und Fremdwahrnehmung im digitalen Raum anderen Regeln als im physischen.
Hergebrachte Kategorien der Sozialität werden erweitert durch neue Formen (Facebook-Friends, Online-Communities), die nun aber auch andere Dynamiken entwickeln und bisherige Bindungen in analogen Kommunikationsformen verändern.
Das selbstgewählte oder fremdbestimmte Verschwinden von Privatheit wirkt sich störend auf die Bildung von Identität aus, kann sie aber auch unter bestimmten Bedingungen fördern.
Überwachung als heteronomer und entpersonalisierter Eingriff überindividueller Akteure gefährdet das Vertrauen in demokratische Prozesse und verletzt das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
Die Abwendung von nicht-digitaler Kommunikation kann zum Verlust des Angesichts der anderen (Levinas) und der Verantwortung für diese führen.
Der Lehrplan Ethik berücksichtigt diese Aspekte konsequent.