Dem staatlichen Studienseminar Wallertheim für das Lehramt an Realschulen plus liegt die Ausbildung der  Anwärterinnen und Anwärter sehr  am  Herzen.  Deshalb  werden  neben  den fachspezifischen Einheiten auch sogenannte schulartspezifische Fachseminare durchgeführt, die über den Tellerrand der einzelnen Fächer hinausschauen, um auf diese Weise auf die Besonderheiten der Schulart Realschule plus ganzheitlich blicken zu können. Schließlich sollen die angehenden Lehrkräfte allumfassend auf ihre neue Tätigkeit vorbereitet werden. 

Arbeitskreis Kindstrauer

Die  Corona-Krise  zeigte  uns  deutlich,  dass Lehrkräfte mehr als reine Wissensvermittler sind. Sie sind wichtige Bezugspersonen  für  Kinder  und  Jugendliche,  die  viel Traurigkeit,  Ängste  und  Kummer,  welche  durch  den Lockdown  häufig  verstärkt  wurden,  in  sich  tragen. Dabei  ist  Trauer  ein  vielfältiges  Phänomen,  das  bei jeglicher Art von Verlusten – Trennung oder Scheidung der Erziehungsberechtigten, Umzug in eine neue Stadt, Krankheit,  Tod  eines  geliebten  Haustieres  oder  Tod eines  geliebten  Menschen  –  einhergeht.  Der  Tod gehört  zum  Leben  und  damit  auch  zum  Schulleben dazu.  Dies  ist  uns  als  Studienseminar  sehr  bewusst, weshalb  wir  zukünftige  Lehrkräfte  auch  darauf vorbereiten  möchten,  wie  sie  professionell  mit  trauernden  Schülerinnen  und  Schülern  umgehen können, sodass sie Sicherheit im Umgang mit diesen gewinnen. Deshalb fand im September 2020 das erste Mal eine schulartspezifische Einheit zur Thematik „Tod und Trauer in der Schule“ am staatlichen Studienseminar Wallertheim statt. 

Plakat Kindstrauer

„Mit vielen Fragen und Ängsten bin ich zu dem Seminar gefahren, mit Antworten und einem guten Gefühl werde  ich  es  verlassen.“,  kommentierte  eine  Anwärterin das  schulartspezifische Fachseminar in einer Feedbackrunde und erhielt viel Zustimmung von den anderen Seminarteilnehmenden.

Die  angehenden  Lehrkräfte  lernten  neben  Theorien  zu Trauerphasenmodellen, unter anderem von Verena Kast und Elisabeth Kübler-Ross,  ebenso  die  Besonderheiten  von  „Kindertrauer“, „Suizidtrauer“ und "Herkunftstrauer“ kennen. Dies sind alles spezielle Formen der Trauer, die in der Regel kaum bis gar keine Aufmerksamkeit erhalten,  obwohl  jene  in  der  Schülerschaft  der  Realschule  plus besonders wichtig sind.  

Gründe für Kindstrauer

Vielen  Jugendlichen  und  Kindern  ergeht  es ähnlich.  Daher  darf  bei  den  sogenannten Trauerarbeitssitzungen die Raumgestaltung nicht vernachlässigt  werden.  Die  liebevoll  gestaltete Mitte  ist  ein  wichtiger  Bestandteil  und  kann Schülerinnen  und  Schülern  Gesprächsanlässe bieten, weil sie ihre Gedanken zu dieser äußern können.  Das  rote  Wollknäul  versinnbildlicht hierbei das Netz der Verbundenheit, welches für Trauernde  ungemein  wichtig  ist.  Die unterschiedlichen  Symbole  Herz  und  Engel können  beispielsweise  die  Verbindung  zwischen dem  Verstorbenen  und  dem  Trauernden  darstellen  und  verdeutlichen,  dass  Trauer  eine Herzensangelegenheit ist. Hierbei sind alle Interpretationen der Symbole zulässig und können weitere Gesprächsanlässe  bieten.  Die  frischen  Blumen,  die  Teelichter  und  das  Duftöl  schaffen  eine stimmungsvolle  Atmosphäre,  welche  die  kreative  Auseinandersetzung  mit  erlebten  Verlusten  und Schmerz unterstützen soll. Darüber hinaus können Sorgen, Ängste oder Schmerzen auf Zetteln dem „Sorgenfresser“ zum Fressen gegeben werden. 

„Ein sehr gelungenes und wichtiges Seminar zu einem Thema, das viel zu selten thematisiert wird und in  der  Gesellschaft  meist  in  den  Hintergrund  gerät  –  zu  Unrecht.“,  kommentierten  zwei  weitere Anwärterinnen die Sitzung. Diesen Eindruck hatten auch die Lehrkräfte Herr Fiehl und Frau Starck,  weshalb  sie  auch  zukünftig  planen,  dieses  schulartspezifische  Fachseminar  am  staatlichen Studienseminar Wallertheim für das Lehramt an Realschulen plus anzubieten.