Fachseminar Sonderpädagogik

Der Schleier muss weg!

Sonderpädagogisches Handeln steht in einem Dilemma. Einerseits, sind wir vielerorts die Antreiber inklusiver Bestrebungen an Kindertagesstätten, Schulen und Institutionen der beruflichen Bildung. Andererseits, schaffen wir durch unser Streben nach Inklusion unsere eigene institutionelle Heimat, die klassische Sonderschule bzw. die Schulen für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf ab. In einer gewissen Radikalität betrachtet, ist sogar die sichtbare spezifische Betreuung von Menschen mit Förderbedarf, als exklusiver Faktor innerhalb einer Schule mit inklusivem Aushängeschild kontraproduktiv. Wie kann dieses Dilemma aufgelöst werden?
 

Im Fachseminar Sonderpädagogik für berufsbildende Schule am staatlichen Studienseminar Trier, sehen wir das wie folgt: Lernende, die ein Recht auf einen postaktionalen Nachteilsausgleich haben, werden nur allzu oft mit einem präaktionalen Schleier umhüllt, der es ihnen nicht erlaubt, ihre Kompetenzen vorurteilsfrei unter Beweis zu stellen. Im berufsbildenden Bereich muss dieser Schleier „gelüftet“ werden. Schüler, die sich bewusst für eine berufsbildende Schule entscheiden, haben das Recht als Eine/Einer unter vielen wahrgenommen zu werden. Berufliche Bildung bedeutet heute, mit heterogenen Schülergruppen zu arbeiten und diese binnendifferenziert zu unterrichten. Hierbei muss es egal sein, ob diese auf der Basis von Wissen, Lernwegen, sozialer und/oder kultureller Herkunft, ihrem Lern- und Arbeitsverhalten, auf der Grundlage ihrer Interessen oder der bisher gemachten Erfahrungen, einer individuellen Förderung bedürfen. Entscheidend ist, dass Schülerinnen/Schüler individuell gefördert werden, jede(r) die Chance erhält seine Kompetenz in der geforderten Sache darzustellen und diese Förderung als Selbstverständlichkeit mit in den Unterricht einfließt. Und bereits diese kleine Auswahl bestimmender Faktoren von Unterrichtsgestaltung zeigt, dass es eine breite Masse von Schülerinnen und Schülern gibt, die auf eine postaktionale Unterstützung angewiesen sind. Dies ist ein Wirkungsbereich, der als Lehrer mit dem Fach Sonderpädagogik an einer berufsbildenden Schule, auf Sie wartet. 

Berufsbildende Schulen in Rheinland-Pfalz sind vielfältig und unser Wirkungsbereich ist nicht auf den Bereich „der gelebten Sonderpädagogik“ beschränkt. Neben dem Unterrichten als „aktiver“ Sonderpädagoge, unterrichten wir oft zudem und manchmal auch ausschließlich als „Theorielehrer“ im klassischen Sinne. An allen Einsatzschulen an denen Erzieherinnen/Erzieher, Heilerziehungspflegerinnen/Heilerziehungspfleger und Sozialassistenten ausgebildet werden, finden sich i.d.R. auch Lehrerinnen/Lehrer, die das Fach Sonderpädagogik innerhalb eines Lernfeldes unterrichten. Hier steht das Vermitteln der sonderpädagogischen Theorien und damit das Weitergeben von sonderpädagogischer Didaktik und unserem Selbstverständnis, sowie das Erarbeiten von praktischen sonderpädagogischen Fähig- und Fertigkeiten im Fokus.   
Für mich ist es gerade die Kombination aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und gelebter Sonderpädagogik, die dieses Fach an einer berufsbildenden Schule so interessant macht.   
Sie sind Sonderpädagogin oder Sonderpädagoge mit Diplom oder Masterabschluss? Ich freu mich auf Sie! Machen Sie mit. Sie werden gebraucht!

Gute Zeit!
Matthias Deutsch

Fachleitung:

Matthias Deutsch

Einsatzschule: BBS EHS Trier

Tel. Seminar: +49 651 41628

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