„Der Glaube bringt den Menschen zu Gott,

die Liebe bringt ihn zu den Menschen.“

(Martin Luther 1483-1546)

 

Bildung ist die Erschließung der bildenden Kräfte von Natur, Kultur, Wissenschaft und Religion. Dabei ist es wichtig, dass der Bildungsprozess individuell ist und eine Herausforderung für das eigene Leben darstellt.

Das Besondere und Faszinierende am Religionsunterricht ist, dass er Raum bietet für die persönliche Auseinandersetzung mit Lebens-, Glaubens-, Sinn- und Wertfragen im Kontext der christlichen Überlieferung. Der Religionsunterricht möchte hierbei einen Orientierungsrahmen bieten, in dem Schülerinnen und Schüler eigene Antworten suchen und finden, aber auch kritisch hinterfragen können.

Grundlage dafür ist die theologische Auseinandersetzung mit den folgenden Gegenstandsbereiche (1):

-       Die Frage nach Gott

-       Die Frage nach dem Menschen und dem verantwortlichen Handeln in der Welt

-       Die Frage nach Jesus Christus

-       Die Frage nach der Kirche und Ausdrucksformen des Glaubens

-       Die Frage nach den Religionen

-       Die Frage nach der Bibel

Glaube braucht Bildung und Bildung braucht Religion. Der Religionsunterricht stellt einen wesentlichen Bestandteil des Bildungsauftrages von Schule dar und leistet als ein ordentliches Lehrfach einen wichtigen Beitrag, weil er die zur Identitätsbildung unverzichtbare Beschäftigung mit religiös geprägter Weltwahrnehmung und Weltdeutung ermöglicht. Der Rat der EKD hat 2006 in seinen „10 Thesen zum Religionsunterricht“ (2) betont, dass der Religionsunterricht ein unverzichtbarer Ort existenzieller Verwurzelung und Orientierung, ethischer Urteilsbildung und der Ausbildung kultureller und religiöser Toleranz ist. So bildet den Kern des evangelischen Religionsunterrichts die Eröffnung von Freiraum für die individuelle Begegnung mit christlichem Glauben und Leben.

In diesem Sinne steht die Förderung der folgenden Kompetenzen im Mittelpunkt (3):

  • Das eigene Selbst- und Weltverständnis wahrnehmen, vielgestaltig zum Ausdruck bringen und an biblischen Texten spiegeln
  • Grundformen religiöser Sprache in biblischen Geschichten, Psalmen, Symbolen, Gebeten, Gebärden unterscheiden, deuten und gestalten
  • Zentrale Motive des christlichen Glaubens und exemplarische Gestalten der Christentumsgeschichte beschreiben und über deren Bedeutung Auskunft geben
  •  Unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens wie Feste, Feiern oder Rituale beschreiben und mit vollziehen
  • Andere religiöse Lebenswelten wahrnehmen und mit Angehörigen fremder Religionen respektvoll kommunizieren
  • Mit Hilfe der biblischen Botschaft lebensförderliche und lebensfeindliche Ansprüche unterscheiden und eigene Wünsche und Vorhaben an ihnen messen

Im Fachseminar Evangelische Religion werden die Anwärterinnen und Anwärter auf der Grundlage der curricularen Struktur, des Orientierungsrahmens Schulqualität (ORS), des Teilrahmenplans und der kirchlichen Richtlinien ausgebildet. Ziel der Ausbildung ist es, ihnen die Fähigkeit zu vermitteln, kompetenzorientierten Unterricht zu planen, durchzuführen, zu reflektieren und das Fach mit seinem evangelischen Profil, seiner christlichen Perspektive und seinem besonderen Bildungsauftrag im Unterricht und in der Schule nach außen hin zu vertreten.

In den Fachseminartagen werden verschiedene religionspädagogische Schwerpunkte behandelt, die immer unterrichtspraktisch und kompetenzorientiert aufbereitet werden. So entsteht eine enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis, die die Anwärterinnen und Anwärter auf die Anforderungen des Unterrichts vorbereitet.

(1) Rahmenplan Grundschule: Teilrahmenplan Evangelische Religion (2010), S.12

(2) www.ekd.de/23533.htm

(3) Rahmenplan Grundschule: Teilrahmenplan Evangelische Religion (2010), S. 30 ff