Das Landauer Ertragskonzept
Ertrag und erfolgreicher Unterricht
Erfolgreicher Unterricht ist dadurch gekennzeichnet, dass er anerkannten Qualitätsmerkmalen entspricht und zu einem beobachtbaren Lernzuwachs führt. Diese Aussage ist recht plausibel, bedarf jedoch in der Umsetzung einer sorgfältigen Analyse. So können Qualitätsmerkmale nicht in einem starren Vorgehen als stets funktionierendes Kochrezept eingesetzt werden. Vielmehr bedarf es eines sinnvollen Zusammenwirkens verschiedener Merkmale. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch die besondere Bedeutung der Tiefenstrukturen von Unterricht gegenüber den Oberflächenstrukturen. Bei der Beobachtung einer Unterrichtsstunde können recht eindeutige Aussagen über eine erfolgreiche Organisation des Unterrichts gemacht werden. Der Ertrag des Unterrichts und damit die tatsächlichen Lernergebnisse werden jedoch erst nach intensiver Betrachtung sichtbar.
Das Landauer Ertragskonzept
Für ein transparentes und zielgerichtetes Gespräch über den Ertrag einer Stunde wurde am Studienseminar ein Konzept entwickelt, das den Ertrag und die damit vernetzten tiefenstrukturellen Merkmale sichtbar werden lässt.
Das Ertragskonzept wird allen, die an der Ausbildung am Studienseminar Landau beteiligt sind, als Hilfsmittel an die Hand gegeben. Es dient der themenzentrierten Besprechung von Unterricht, der Beratung und der Selbstreflexion. Darüber hinaus kann das Ertragskonzept als Planungshilfe für Unterricht genutzt werden.
Allgemeine Aussagen des Ertragskonzepts
Ertrag wird einerseits als Ergebnis im Sinne einer Wissenserweiterung angesehen und andererseits als Prozess im Sinne einer Kompetenzerweiterung. Lernen wird als aktiver, selbstgesteuerter und individueller Prozess angesehen, der zu einem individuellen Lernzuwachs in verschiedenen Bereichen führt.
Der Ertrag ist schließlich das Ergebnis des zuvor auf der Basis des Lehrplans und anspruchsvoller fachlicher Ziele und Inhalte geplanten Unterrichts und kann durch aktives und bewusstes Lehrerhandeln hervorgerufen werden. Eine klare inhaltliche Zielorientierung und angemessenes Klassenmanagement sind hierbei grundlegende Voraussetzungen für eine passende kognitive Aktivierung der Lernenden.
Unabdingbare Basis für ein erfolgreiches Planen und Unterrichtshandeln ist die fachliche und (fach-) sprachliche Kompetenz und Souveränität der Lehrerinnen und Lehrer.
Beispiel einer Anwendung
Gelb: In dieser Stunde kam es zu einem deutlichen Ertrag, was am selbständigen Bearbeiten anspruchsvoller Aufgaben beobachtbar war und dem Präsentieren unterschiedlicher Lernprodukte. Außerdem stellte die Beantwortung der Stundenfrage eine Anwendung der neu erlernten Regel dar.
Grün: Möglich wurde dies durch eine solide Planung mit klarem Schwerpunkt und dazu passenden Aufgaben und ansprechenden Materialien, die auf den Lernstand der Klasse abgestimmt waren. In der Stunde sorgten ein transparenter roter Faden und eine klare Gesprächsführung für einen reibungslosen und progressiven Ablauf.
Blau: Für eine Umsetzung mit einem höheren Ertrag wurde eine umfangreichere Auseinandersetzung mit den Lernprodukten empfohlen. Durch Aktivierung von Vorwissen aus der Unterrichtsreihe wäre ein selbständiges Finden von Fehlern möglich gewesen. Die Korrektur durch den Lehrer erfolgte somit zu früh, wodurch Lernchancen nicht genutzt wurden. Eine vertiefende Auseinandersetzung hätte zumindest einige Schüler und Schülerinnen individuell herausfordern können. Eine hierzu passende Sicherung hätte schließlich den Ertrag in die Breite getragen.
Ulf Janz
Joachim Franz