Gedenkstättenpädagogik

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust hat in Deutschland eine lange Tradition und wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen. Trotz des Bewusstseins für die Vergangenheit bzw. die Gräueltaten des NS-Regimes sehen wir uns in Deutschland aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen bzw. Verwerfungen wieder mit einem verstärkt aufkommenden Antisemitismus konfrontiert. Unter anderem vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hat die Kultusministerkonferenz im Jahre 2018 die Bedeutung von Demokratiebildung und Gedenkstättenpädagogik im Bildungssektor nochmals ausdrücklich hervorgehoben. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust sowie die Gedenkstättenarbeit rückt seither wieder verstärkt in den Fokus und wird durch entsprechende Angebote unterstützt.

Unter Gedenkstättenpädagogik versteht man allgemein die historisch-politische Bildung an außerschulischen Lernorten. In ihrer inhaltlichen und methodischen Ausrichtung steht sie stets im Dialog mit ihrem Wirkungsort der jeweils betrachteten Gedenkstätte. In diesem Zusammenhang stellt der Lernort der konkreten Gedenkstätte einen beispielhaften historischen Ort, einen Ort der Erinnerung dar, der in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang entsprechend eingebettet ist und dessen Bedeutung auch die Gegenwart prägt.

Mit dem zunehmend wachsenden zeitlichen Abstand, in einer Konstellation, in der die Zeitzeugen der historischen Ereignisse für ein direktes Gespräch immer weniger zur Verfügung stehen und die Geschichtsbilder der heranwachsenden Generationen zunehmend von Medienbildern geprägt werden, stellen sich für die Gedenkstättenpädagogik neue didaktische Herausforderungen.

Zeitgemäße Gedenkstättenpädagogik im Rahmen der schulischen Bildung nutzt dabei die unterschiedlichen Formate und Formen der Vermittlung sowie die vielseitigen Zugänge bzw. die Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medien an den Lernorten. Ziel ist es dabei, bei den Lerngruppen nicht nur Fach- und Deutungswissen hinsichtlich der Geschichte sowie der stattgefunden Verbrechen anzulegen, sondern neben dem Etablieren einer Erinnerungskultur und einer reflexiven Standpunktbestimmung auch demokratische Einstellungen und Kompetenzen zu fördern.

Um die angehenden Lehrkräfte hinsichtlich der Relevanz und der Möglichkeiten der Gedenkstättenarbeit bzw. -pädagogik für ihren Unterricht zu sensibilisieren bzw. an die damit einhergehenden Herausforderungen und Aufgaben heranzuführen, wurde am Staatlichen Studienseminar für berufsbildende Schulen in Speyer und Kaiserslautern bereits in der Intensivphase eine entsprechende Veranstaltung verankert. Ergänzt wird diese durch den Besuch des Konzentrationslagers in Osthofen im Rahmen einer FDÜ in der Hauptphase.

Quelle: Birgit Dorner (2013 / 2012): Gedenkstätten als kulturelle Lernorte – Gedenkstättenpädagogik mit ästhetisch-künstlerischen Mitteln. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE: https://www.kubi-online.de/artikel/gedenkstaetten-kulturelle-lernorte-gedenkstaettenpaedagogik-aesthetisch-kuenstlerischen