Programmkonzeption

Das Startchancen-Programm ist in erster Linie ein Schulentwicklungsprogramm. Es wurde vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland seit mehr als zwei Jahrzehnten ein starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Bildungserfolg zu verzeichnen ist und dass zu viele Schülerinnen und Schüler in den Basiskompetenzen nicht die erforderlichen Mindeststandards erreichen, konzipiert. Bisherige Programme konnten die Erwartungen nicht erfüllen und es herrscht eine Diskrepanz zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, was wirkt, und der Schulpraxis.

Die globale Zielvision sieht daher eine Steigerung der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems vor, die die Bildungs- und Chancengerechtigkeit erhöht und zu einer systemischen Potenzialförderung aller Schülerinnen und Schüler führt. Auf den drei Zielebenen individuelle Ebene, institutionelle Ebene und systemische Ebene wurden entsprechende Zielbeschreibungen in der Bund-Länder-Vereinbarung hinterlegt. Das Evaluationskonzept orientiert sich ebenfalls an diesen.

Die Umsetzung des Programms in Rheinland-Pfalz geht von den Adressaten der jeweiligen Zielebene aus:

  • auf der individuellen Ebene sind dies Schülerinnen und Schüler der Startchancen-Schulen
  • auf der institutionellen Ebene die Schulleitungen, das erweiterte Schulleitungsteam, die Lehrkräfte, das multiprofessionelles Personal, sowie die Eltern
  • auf der systemischen Ebene das Ministerium für Bildung, die Schulaufsicht in der ADD, das Pädagogische Landesinstitut, die Schulträger, die Kooperationspartner der Schulen, sowie allgemein der Sozialraum der Startchancen-Schulen

Zentral für das Gelingen des Programms sind die Kohärenz und das Alignment der Maßnahmen sowie das geteilte Programmverständnis aller Akteure. Die globalen Ziele wie auch die Konkretisierungen auf den einzelnen Zielebenen geben den Orientierungsrahmen, an dem sich alle Maßnahmen ausrichten.

Damit dies gelingt, wird auf Simon Sineks Konzept des Golden Circle zurückgegriffen. Das „Warum“ ergibt sich aus dem Hintergrund sowie der beschriebenen Zielvision. Im ersten Schritt werden die verschiedenen Akteursgruppen die Frage nach dem „Wie“ näher fokussieren, um daraus dann die Handlungen, das „Was“ abzuleiten. Die Zielvereinbarungen der Schulen lehnen sich hieran ebenfalls an und sollen nach dem OKR-Prinzip formuliert und zyklisch überprüft werden.

Aufbauend auf bereits bestehende Kommunikations- und Kooperationsstrukturen wurden die Netzwerkstrukturen des Programms konzipiert:

  • Akademien und RegioNetzwerke für Schulleitungen
  • ADD-Programm und Workshops für Schulaufsichten
  • Fachnetzwerke entlang der schulischen Entwicklungsthemen
  • kommunale Netzwerke
  • Austauschnetzwerke für Schulträger

Diese werden durch regelmäßige Reflexions- und Austauschformate der Verantwortlichen flankiert, um den Informationsfluss und die Kohärenz zu sichern.

Die Schulleitungen der Startchancen-Schulen werden in acht regionen- und schulartübergreifenden Akademie-Gruppen zusammenarbeiten. Das Schulleitungsprogramm stellt - ähnlich auch schon "S4 - Schule stärken, starke Schule!" - den zentralen Baustein dar und dient sowohl der Professionalisierung wie auch dem Erfahrungsaustausch und dem Wissenstransfer. Pro Schulhalbjahr wird eine zweitägige Akademie besucht, die von einem eintägigen RegioNetzwerk-Treffen ergänzt wird. 

Die Inhalte sind angelehnt an das Konzept des "impaktRad" der Wübben Stiftung Bildung und wird auf die spezifischen Bedürfnisse der rheinland-pfälzischen Schulen angepasst. Mehr Informationen zu dem Konzept finden sich hier.

Im Herbst 2024 erfolgt zunächst die Qualifizierung der Akademieleitungen im Pädagogischen Landesinstitut, die Akademien selbst starten im Jahr 2025.

 

Die Themenbezogene Fachnetzwerke befördern einen Wissenstransfer innerhalb des Startchancen-Programms zu fachlichen Schwerpunkten, die sich aus den Zielsetzungden der Schulen ergeben. Der Kompetenzausbau in den Fächern Deutsch und Mathematik wird dabei einen Schwerpunkt darstellen. Der Turnus der Treffen variiert bedarfsorientiert. Über die Teilnahme an den Netzwerktreffen wird im Zuge der Zielvereinbarungsgespräche entschieden. Betreut werden die Netzwerke durch das Pädagogische Landesinstitut.

In den Gesprächen werden zwischen Schulleitung und Schulaufsicht die Entwicklungsziele vor dem Hintergrund der schulspezifischen Bedarfe konkretisiert und mit konkreten Maßnahmen unterlegt. Die Zielvereinbarung soll nach dem OKR-Prinzip erfolgen. Nähere Informationen hierzu erhalten die Schulleitungen in den Dienstbesprechungen im Herbst 2024. 

Die erste Zielvereinbarung ist für Mai/Juni 2025 vorgesehen, sie legt den Grundstein für die schulische Entwicklungsarbeit im Schuljahr 2025/26.

Kooperationen auf kommunaler Ebene sollen gezielt gestärkt werden, um die Startchancen-Schulen fest im Sozialraum zu verankern. Insbesondere an Standorten mit mehreren Schulen sind hier extern begleitete Netzwerke vorgesehen.

In Zusammenarbeit insbesondere mit der Zivilgesellschaft, der Kinder- und Jugendhilfe sowie mit Unternehmen und Praxispartnern sollen lokale Bildungslandschaften nachhaltig verändert werden.

Zur Unterstützung der Schul- und Unterrichtsentwicklung sollen bereits bestehende sowie im Verlauf des Startchancen-Programms entwickelte Materialien und Angebote, die den Programmzielen entsprechen, in qualitätsgesicherter und systematischer Weise aufbereitet und länderübergreifend auf einer digitalen Transferplattform zur Verfügung gestellt. Die Plattform wird voraussichtlich ab dem Schuljahre 2025/26 über das Bildungsportal zugänglich sein.