Schulentwicklung ist ein systematischer und zielgerichteter Prozess,
der basierend auf dem Auftrag der Schule die nachfolgenden Phasen umfassen kann.

Von einer Vision geht eine hohe Anziehungskraft aus, so dass Menschen motiviert sind, dazu beizutragen, dass sie Realität wird. Deshalb bewährt es sich, eine Vision als Ausgangspunkt für Schulentwicklungsvorhaben zu nehmen.

Beispiel:
Vision mit dem Motto "Fürs Leben lernen"
An unserer Schule lernen Kinder und Jugendliche die Kenntnisse und Fertigkeiten, die sie benötigen, um ihre Persönlichkeit zu entfalten, in der modernen Welt zurecht zu kommen und Verantwortungsbewusstsein für die Welt und Umwelt zu entwickeln. (Frei nach §1 Schulgesetz Rheinland-Pfalz)

Wenn mit der Vision klar ist, in welche Richtung sich die Schule bzw. Schulgemeinschaft entwickeln möchte, sollte sie sich als nächstes ein Bild davon machen, wo sie in Referenz dazu steht. Das pädagogische Landesinstitut stellt einige erprobte Instrumente für die interne Evaluation zur Verfügung. Bei der Auswertung bewährt es sich, insbesondere auch die Stärken wahrzunehmen und zu berücksichtigen, wenn es im nächsten Schritt um die Auswahl der schulischen Handlungsfelder geht.

Beispiel: 
Bezogen auf die Vision mit dem Motto "Fürs Leben lernen", die durch den Auftrag der Schule gem. § 1 SchG inspiriert ist, könnte ein daran angelehnter Fragebogen ein passendes Evaluationsinstrument sein.

Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sowie Erkenntnisse aus der Bildungsforschung werden dazu genutzt, sich auf relevante Schwerpunkte zu verständigen. Anregungen dazu finden Sie auf der Seite Handlungsfelder.

Beispiel:
Die Auswertung der Befragung der Schulgemeinschaft mit der Vision und dem Motto "Fürs Leben lernen" hat folgende Auffälligkeiten ergeben:

  • 75 Prozent der Befragten verneinen, dass es an ihrer Schule ein gemeinsamens Konzept zum Training von Lebenskompetenzen gibt. 
  • 80 Prozent der Befragten verneinen, dass in der Schule eine Kultur gepflegt wird, in der sich alle willkommen fühlen und dass auf einen wertschätzenden Umgang miteinander geachtet wird.

Auf Basis dieser Ergebnisse wählt die Schulgemeinschaft als Handlungsfelder für ihren Schulentwicklungsprozess die Implementation eines Konzeptes zum Training von Lebenskompetenzen und die Entwicklung einer positiven Schulkultur.

Forschungen belegen, dass eine positive Schulkultur ein wesentliches Merkmal erfolgreicher Schulen ist - auch solcher in herausfordernden Lagen, vgl. Proskawetz, F. S., Kottmann, M., van Ackeren-Mindl, I., Klein, E.D. (2023): Bedeutung und Stärkung einer ressourcenorientierten Schulkultur von Schulen an sozialräumlich benachteiligten Lagen. In Forell, M., Bellenberg, G., Gerhards, L., Schleenbecker, L.: Schule als Sozialraum im Sozialraum (Hrsg.) Waxmann: S. 109ff). 

"Wir überschätzen, was wir in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was wir in zehn Jahren erreichen können." Diese Worte von Bill Gates sollten Schulgemeinschaften im Hinterkopf haben, wenn sie ihre Schulentwicklungsziele formulieren und die Maßnahmen zu deren Erreichung planen.

Die Schulgemeinschaft mit der Vision unter dem Motto "Fürs Leben lernen" setzt sich folgende Ziele:

  • In drei Jahren sind mindestens 80 Prozent der Mitglieder der Meinung, dass an der Schule eine Kultur gepflegt wird, in der sich alle willkommen und wertgeschätzt fühlen.
  • In fünf Jahren bestätigen mindestens 80 Prozent der Mitglieder, dass in der Schule ein effektives Konzept zum Training von Lebenskompetenzen umgesetzt wird.

Als Weg zur Zielerreichung wählt das Kollegium das evidenzbasierte Konzept der Positiven Bildung, weil es beiden Handlungsfeldern Rechnung trägt. Es umfasst folgende Schritte:

  • LERNEN - Zunächst lernen die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte (ggf. auch das weitere schulische Personal und die Eltern) die wissenschaftlichen Hintergründe der Positiven Bildung kennen und sammeln erste praktische Erfahrungen mit den Interventionen.
  • LEBEN - Dann integrieren sie die für sie passenden Interventionen in ihren Lebens- und Schulalltag.
  • LEHREN - Schließlich geben sie ihr Know-How an die Schülerinnen und Schüler weiter. Dies geschieht sowohl mit expliziten Lerneinheiten dazu als auch durch die Einbettung in konkrete, alltagsrelevante Lernsituationen.
  • KULTIVIEREN - Durch regelmäßige auffrischende Impulse tragen sie dafür Sorge, dass das Konzept der Positiven Bildung und die damit einhergehende positive Schulkultur nachhaltig implementiert werden.

Nachdem die Schulgemeinschaft ihre Ziele formuliert und konkrete Maßnahmen zu deren Erreichung geplant hat, schließt sie auf dieser Grundlage Zielvereinbarungen mit der Schulaufsicht ab. In der EDISON-Schuldatenbank besteht die Möglichkeit, aktuell gültige Zielvereinbarungen zu hinterlegen, neue Zielvereinbarungen abzuschließen und Vorschläge zu dokumentieren, wie die gesteckten Ziele erreicht werden sollen. Weitere Erläuterungen zu Zielvereinbarungen in der schulischen Qualitätsentwicklung finden Sie hier.

"Der Schlüssel zu langfristigen Zielen sind konkrete Handlungen. Sie bewirken Veränderung, weil du sie hier und heute angehen kannst." (BJ Fogg, 2021: Die Tiny Habits-Methode)
Wohlformulierte Ziele allein bewirken noch keine Veränderung. Entscheidend für das Gelingen des Schulentwicklungsprozesses ist die tatsächliche Umsetzung der Maßnahmen.

Die Forschung (BJ Fogg, 2021: Die Tiny Habits-Methode) zeigt, dass Menschen nachhaltige Verhaltensveränderungen am besten gelingen, wenn sie drei Faktoren berücksichtigen:
1. Das Ziel ist motivierend, d.h. die Vorstellung, es erreicht zu haben ist für die Person bedeutsam und löst positive Gefühle aus.
2. Es ist mit geringem Zeitaufwand machbar.
3. Ein Anker, d.h. eine schon bestehende Routine, löst die jeweils neue Gewohnheit aus.

Beispiel:
Für die Schulgemeinschaft mit der Vision und dem Motto "Fürs Leben lernen", die sich zum Ziel gesetzt hat, ein schulweites Konzept zum Training von Lebenskompetenzen an ihrer Schule zu implementieren, könnte ein Teilziel lauten: "Alle Lehrkräfte integrieren erprobte Interventionen der Positiven Bildung in ihren Fachunterricht." 
Bezogen auf die drei Tiny-Habits-Faktoren bedeutet dies beispielsweise
1. Es ist für Lehrkräfte sehr motivierend, wenn sie den Schülerinnen und Schülern etwas beibringen, das für deren Leben bedeutsam ist.
2. Es wird mit einer Intervention pro Lehrkraft begonnen. Als Richtwert wird eine Minute pro Wochentag in den Schulwochen vereinbart, d.h. fünf Minuten pro Schulwoche.
3. Ein Anker wäre es, diese Intervention mit einer Klasse regelmäßig an einem bestimmten Wochentag in den ersten oder letzten fünf Minuten der Stunde zu praktizieren.

Wenn dann die ersten Erfolge sichtbar werden, stärkt dies das Selbstvertrauen aller Beteiligten und motiviert dazu weitere Ziele anzugehen. Regelmäßige Reflexion und Evaluation unterstützen den Prozess.

 


Den rheinland-pfälzischen Schulen stehen drei aufeinander abgestimmte Instrumente zur Unterstützung ihrer schulischen Qualitätsentwicklung zur Verfügung. Diese sollen die schulinterne Kooperation erleichtern, Transparenz gewährleisten und eine themenzentrierte Kommunikation zwischen Schule und Schulaufsicht unterstützen.