„Das heute für knapp 548.000 Schülerinnen und Schüler und fast 42.000 hauptamtliche Lehrkräfte beginnende Schuljahr ist das ,Jahr Eins‘ nach dem Abschluss der vor fünf Jahren gestarteten Schulstrukturreform für den weiterführenden Schulbereich. Mit 186 Realschulen plus, von denen mittlerweile 25 mit einer Fachoberschule verbunden sind, mit 149 Gymnasien und 55 Integrierten Gesamtschulen sowie dem sehr breit gefächerten Angebot der mehr als 100 Berufsbildenden Schulen bietet Rheinland-Pfalz ein differenziertes, durchlässiges und aufstiegsorientiertes Schulangebot, das entscheidend dazu beiträgt, die Anforderungen einer Gesellschaft zu erfüllen, die sich im demografischen Wandel befindet, und den Fachkräftebedarf der Zukunft zu decken. Die neue Schulstruktur eröffnet Schülerinnen und Schülern und deren Eltern klare Wege sowie gute Perspektiven und erweitert die Förder- und Aufstiegsmöglichkeiten. Und sie sorgt – zusammen mit anderen pädagogischen Programmen, wie beispielsweise dem Ganztagsschulausbau – auch für mehr Chancengleichheit.“ Das unterstrich Bildungsministerin Doris Ahnen zum Beginn des Schuljahres 2013/2014 in Mainz beim Besuch der Fachoberschule (FOS) an der Kanonikus-Kir-Realschule plus.
„Eine zentrale Aufgabe in diesem Schuljahr – und in den folgenden Jahren – wird die weitere inhaltliche Ausgestaltung der Realschule plus sein“, sagte Doris Ahnen. Neben der Unterstützung der Schulen beim Umgang mit heterogenen Lerngruppen und mit der differenzierten individuellen Förderung spielten dabei unter anderem die Wahlpflichtbereiche Technik und Naturwissenschaft, Hauswirtschaft und Sozialwesen sowie Wirtschaft und Verwaltung eine wichtige Rolle. Gerade dieser Bereich werde im neuen Schuljahr massiv unterstützt. Insgesamt 35 Wahlpflichtfachberaterinnen und -berater und 15 regionale Netzwerke stünden den Schulen für die Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Angebote zur Verfügung. Einen Schwerpunkt bei den Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte durch das Pädagogische Landesinstitut bildeten außerdem in diesem Jahr Konzepte und Unterrichtshilfen für die Klassenstufen 9 und 10, nachdem die Schülerinnen und Schüler der ersten, im Schuljahr 2009/2010 gestarteten Realschulen plus jetzt die Klassenstufe 9 erreicht haben.
Weiter vorangetrieben werden solle aber auch die qualitative und quantitative Weiterentwicklung der mit Realschulen plus verbundenen Fachoberschulen (FOS), so die Bildungsministerin. Durch sechs neue Standorte steige die Zahl der FOSen in diesem Schuljahr auf 25. Bereits kurz vor den Sommerferien seien zudem Optionen für fünf weitere FOS-Standorte vergeben worden, die zum Schuljahr 2014/2015 starten könnten. „Bestärkt werden wir durch die Ergebnisse der ersten erfolgreichen Fachhochschulreifeprüfungen, die Ende letzten Schuljahres von 337 Schülerinnen und Schülern an Fachoberschulen des ersten Jahrgangs abgelegt wurden“, sagte Doris Ahnen. Mehr als 92 Prozent aller Prüflinge hätten die Fachhochschulreifeprüfung bestanden. Rund 20 Prozent der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen wollten mit diesem Zeugnis ein Fachhochschulstudium aufnehmen, knapp 10 Prozent peilten über Angebote der berufsbildenden Schulen die allgemeine Hochschulreife an. Mehr als zwei Drittel aller FOS-Abgängerinnen und -Abgänger des Jahres 2013 wollten aber eine duale Ausbildung beginnen. Das Resümee der Ministerin: „Das zeigt: Die Fachoberschule öffnet einerseits neue Wege zum Studium, versorgt andererseits aber auch die Wirtschaft mit hochqualifizierten Auszubildenden. Die FOS erweist sich also als ganz wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherungsstrategie der Landesregierung.“
In diese Strategie sei auch die stetige Ergänzung der Bildungsangebote in den berufsbildenden Schulen eingebettet, sagte Doris Ahnen weiter. Zum neuen Schuljahr eröffne eine weitere Berufsoberschule II (an der BBS Kusel) den Weg zur allgemeinen Hochschulreife. Zwei neue Fachschulen für Altenpflege (an der BBS II in Kaiserslautern und an der BBS Bernkastel-Kues) könnten ab sofort durch die Ausbildung von Altenpflegehelferinnen und -helfern sowie Altenpflegerinnen und -pflegern zur Deckung des anhaltend großen Fachkräftebedarfs auf diesem Sektor beitragen.
Basis für gute Schule ist gute Unterrichtsversorgung
Wie alle Weiterentwicklungen im Schulbereich basiere auch die weitere inhaltliche Ausgestaltung der neu strukturierten Schullandschaft darauf, dass eine gute Versorgung mit Lehrkräften für Bildungsministerium und Schulaufsicht weiter ganz oben auf der Prioritätenliste stehe, betonte die Bildungsministerin. Für das Schuljahr 2013/14 seien von der Schulaufsicht zusammen mit den bereits im Mai vorab eingestellten Lehrerinnen und Lehrern rund 900 neue Lehrkräfte eingestellt worden. Darin enthalten sind 100 Stellen zur Verstärkung des Vertretungspools. Dieser umfasst damit einschließlich der im Schuljahr 2011/12 eingestellten Lehrkräfte 300 Vollzeitstellen. Einstellungen in den Vertretungspool erfolgen auf unbefristeten Beamtenstellen; dadurch stehen den Schulen drei Jahre lang voll ausgebildete und dauerhaft beschäftigte Lehrkräfte für längerfristige Vertretungseinsätze zur Verfügung, bevor diese Lehrkräfte dann fest einer einzelnen Schule zugewiesen werden. Zusätzlich zu den bereits erfolgten 53 Einstellungen im berufsbildenden Bereich sollten zum 1. November weitere 75 bis 80 Lehrerstellen an berufsbildenden Schulen besetzt werden, ergänzte Ahnen.
Positiv auf den Unterricht wirke sich bestimmt die Tatsache aus, dass mit dem neuen Schuljahr die maximale Klassengröße in den Grundschulen nun auch in der dritten Klassenstufe bei 24 Kindern liege, so Doris Ahnen weiter. In den Eingangsklassen an den Gymnasien und an Integrierten Gesamtschulen sinke die maximale Klassengröße im neuen Schuljahr erstmals auf 28 Schülerinnen und Schüler. Der vor drei Jahren in Gang gesetzte Stufenplan der Landesregierung sehe vor, dass im nächsten Schuljahr sämtliche Grundschulklassen nur noch maximal 24 Kinder umfassen und für alle Klassen der Orientierungsstufe (Klassenstufe 5 und 6) in Gymnasien und IGSen die Obergrenze bei 28 Schülerinnen und Schülern liege. In den beiden Folgejahren werde die Klassenmesszahl in den Orientierungsstufen dann schrittweise auf 25 abgesenkt.
Mit knapp 548.000 Schülerinnen und Schülern in den allgemeinbildenden und in den berufsbildenden Schulen zusammen sowie mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von rund 9.500 falle der aktuell prognostizierte Rückgang der Schülerzahlen – wie im Vorjahr bereits – etwas niedriger aus als in früheren Vorausberechnungen, hielt die Ministerin weiter fest. Unter anderem würden mit den für dieses Schuljahr prognostizierten rund 33.600 Einschulungen erstmals wieder mehr Schulanfängerinnen und Schulanfänger erwartet als im Vorjahr. Mit verantwortlich hierfür könnte – bei aller Zurückhaltung gegenüber schnellen Schlussfolgerungen – sein, dass der Zuzug nach Rheinland-Pfalz stärker ausfalle als in früheren Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung vorhergesagt und dass sich der Zuzug vor allem auf junge Familien bezieht.
Inklusion – die Herausforderung für die Zukunft
„Die zentrale Herausforderung für die Zukunft ist – nicht nur, aber ganz besonders für das Bildungssystem – die Umsetzung der von den Vereinten Nationen geforderten inklusiven Gesellschaft“, betonte Doris Ahnen. Neben der qualitativen Weiterentwicklung des reformierten Schulangebots und dem weiteren Ausbau der Ganztagsschulangebote sei die Verwirklichung der „inklusiven Schule“ für die Bildungspolitik im Land das bestimmende Thema. „Mit differenzierten Integrationsmaßnahmen einzelner Schülerinnen und Schüler und mit einem Netz von Schwerpunktschulen, das mit einem weiteren Ausbauschritt zu diesem Schuljahr auf mittlerweile 150 Schwerpunktschulen im Primarbereich (Grundschulen) und 112 weiterführende Schulen, die mit förderpädagogischer Unterstützung Kinder mit und ohne Behinderung nach einem die ganze Schule umfassenden Konzept gemeinsam unterrichten, hat Rheinland-Pfalz eine gute Basis gelegt“, unterstrich die Ministerin. Sie ergänzte, die gesetzliche Verankerung eines uneingeschränkten Wahlrechts für Eltern von Kindern mit Behinderungen zwischen einem inklusiven Schulangebot und dem Angebot in einer Förderschule stehe unmittelbar bevor und werde ab dem Schuljahr 2014/2015 gelten. Das Umsetzungskonzept, das die Einlösung dieses Wahlrechts garantieren soll, sei schon sehr weit vorangetrieben.
Ausbau von Ganztagsschulen und Stärkung der Medienkompetenz
„Neben den bereits genannten Aufgaben bleiben auch im neuen Schuljahr der weitere Ausbau der Ganztagsschulen und die weitere Stärkung der Medienkompetenz wichtige bildungspolitische Anliegen“, sagte Bildungsministerin Ahnen abschließend. Im neuen Schuljahr steige die Zahl der Ganztagsschulen in Angebotsform, die nach einem vom Land festgelegten Rahmenkonzept arbeiten und deren pädagogisches Personal zu 100 Prozent vom Land bezahlt werde, durch 18 Neuerrichtungen auf landesweit 597 Ganztagsschulen in Angebotsform. „Mehr als zwei Drittel aller allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz machen Schülerinnen und Schülern mittlerweile Ganztagsschulangebote“, ergänzte Doris Ahnen.
Weiter vorangetrieben werden solle zudem die gerade in jüngster Vergangenheit wieder stark ins Bewusstsein gerückte Stärkung der Medienkompetenz. Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Eltern würden seit mehr als fünf Jahren über das Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ für das Agieren in der digitalen Medienwelt fit gemacht, hielt Doris Ahnen fest und kündigte an: „Künftig soll ein ,Medienkompass‘ als Zusatzqualifikation zum Zeugnis allen Schülerinnen und Schülern bescheinigen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie im Rahmen eines festgelegten Curriculums auf diesem Feld erworben haben. Der ,Medienkompass‘ wird im neuen Schuljahr in 17 Grundschulen und Förderschulen landesweit erprobt und soll ab dem kommenden Schuljahr dann allen Schulen – neben den Schulen der Primarstufe auch den weiterführenden Schulen – zur Verfügung stehen.“
„Für einen guten Start in das neue Schuljahr haben sich in den letzten Wochen sehr viele Menschen in den Schulen – und ganz besonders in den Schulleitungen, in der Schulaufsicht und bei den Schulträgern eingesetzt. Der erste Schultag ist da der richtige Zeitpunkt, mich bei allen Beteiligten ganz herzlich für ihren großen Einsatz zu bedanken. Und ich hoffe, dass sie für diesen Einsatz auch viele positive Rückmeldungen von Schülerinnen, Schülern und Eltern erhalten“, sagte Bildungsministerin Ahnen abschließend.