„Berufliche Orientierung wird immer wichtiger zur nachhaltigen Sicherung des Fachkräftebedarfs. Denn Berufsbilder wandeln sich immer rascher und werden immer komplexer, die Wege in den Beruf werden zugleich vielfältiger. Den Schulen kommt eine wichtige Rolle zu, jungen Menschen verschiedene Wege und Möglichkeiten in der Berufswelt aufzuzeigen und ihnen so verlässliche Zukunftschancen zu eröffnen. Ganz besonders wichtig ist das in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, also in den sogenannten MINT-Fächern, in denen die Wirtschaft vielerorts bereits heute nach Fachkräften sucht. Eine Einrichtung wie das MINT-Kompetenz Center übernimmt dabei eine Vorreiterrolle mit Vorbildfunktion.“ Das sagte Hans Beckmann, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, heute in Ingelheim, bei der Eröffnung des MINT-Kompetenz Zentrums an der Kaiserpfalz-Realschule plus, das von der Fachhochschule (FH) Bingen konzipiert wurde und betreut wird.
Schülerinnen und Schüler nachhaltig für MINT-Fächer zu begeistern, ist das Ziel des regionalen Gemeinschaftsprojektes mit Modellcharakter „MINTplus“. Gemeinsam mit weiteren Projektpartnern und -förderern beobachtete der Bildungsstaatssekretär in dem eigens in der Realschule plus eingerichteten Schülerlabor, wie Studierende der FH Bingen und Auszubildende von Boehringer Ingelheim als Mentorinnen und Mentoren die Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte ganz realitäts- und praxisnah an technisch-naturwissenschaftliche Fragestellungen heranführten. Für mindestens vier Jahre werden im MINT-Kompetenz Center an der Kaiserpfalz Realschule plus im Rahmen des Projektes „MINT plus“ Schülerinnen und Schüler gezielt gefördert und Lehrkräfte fortgebildet. Die Einrichtung steht den weiterführenden Schulen der Region in dieser Zeit zur Verfügung. Wissenschaftlich begleitet und koordiniert wird das Lehr- und Lernprojekt von der FH Bingen unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Leiß.
„Kinder sind neugierig, häufig innovativ und interessiert an der Erklärung von Ursachen und Zusammenhängen. Im MINT-Kompetenz Center nutzt man diese Eigenschaften, um sie für naturwissenschaftlich-technische Themen zu begeistern. Auch das Land setzt sich dafür ein, diese intrinsische Neugierde durch eine zielgerichtete Schulentwicklung zu unterstützen, in der die Potenziale der Schülerinnen und Schüler gefördert werden“, unterstrich Beckmann. Gleichzeitig müssten den Schülerinnen und Schülern speziell die Zukunftschancen der naturwissenschaftlich-technischen Arbeitsfelder verdeutlicht werden.
So wurden die Realschulen plus in Rheinland-Pfalz im Zuge der Schulstrukturreform mit neuen Möglichkeiten ausgestattet, im MINT-Bereich Interessen ihrer Schülerinnen und Schüler früh zu wecken. Neben der Ausweitung des Stundenkontingentes, das für die MINT-Fächer zur Verfügung steht, erhalten Schülerinnen und Schüler ein Orientierungsangebot in Klassenstufe 6, in dem sie das Unterrichtsfach Technik und Naturwissenschaften ein Schuljahr lang durchlaufen. Zusammen mit einer individuellen Neigungsberatung, in dem ihre persönlichen Stärken und Schwächen thematisiert werden, soll dies dazu dienen, dass sich möglichst viele für die Wahl von Technik und Naturwissenschaften als Pflichtfach entscheiden. Daneben bietet der wöchentliche „Praxistag“ eine erfolgreiche und beliebte Gelegenheit, um im Unterricht erworbenes Wissen praktisch anzuwenden und erste Einblicke ins Berufsleben zu erlangen. „Die besondere Bedeutung des Praxistages für die Berufsorientierung belegt die große Zahl der Schülerinnen und Schüler, die im Betrieb ihres Praxistages auch eine Lehrstelle antreten“, so der Bildungsstaatssekretär. Über die Hälfte der Jugendlichen habe eine Lehrstelle direkt in dem Betrieb angetreten, in dem sie auch am Praxistag hospitierten.
Auch an Integrierten Gesamtschulen und Gymnasien werde eine Vielzahl an Maßnahmen zur Berufsorientierung angeboten. Die konkreten Maßnahmen sind in den verpflichtenden Berufsorientierungsprogrammen der Schulen verankert. „Rheinland-Pfalz hat als eines von wenigen Bundesländern Mindeststandards für die Maßnahmen der Berufsorientierung in allen weiterführenden Schulen“, betonte Beckmann. Dabei komme gerade der Zusammenarbeit der Schulen mit Unternehmen und mit Hochschulen eine zentrale Bedeutung zu. „Wie das Projekt ,MINTplus‘ zeigt, gelingt so der Brückenschlag zwischen der individuellen Förderung von Interessen und Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern einerseits und dem Aufbau eines engen Kontaktes zu potenziellen zukünftigen Arbeitgebern mit Fachkräftebedarf andererseits. Vor allem aber bietet dieses Projekt Vorbilder: Mentorinnen und Mentoren, die Jugendliche auf einer ganz anderen Ebene als Lehrkräfte motivieren und inspirieren, mutige Entscheidungen zu treffen und ihre Stärken und Talente zu erkennen“, so Beckmann.
Abschließend hielt er fest: „Durch die Initiative der FH Bingen und der beteiligten Partner und Förderer ist hier in Ingelheim ein neuer Kristallisationspunkt der Berufsorientierung im MINT-Bereich für Schülerinnen und Schüler aber auch für die Weiterbildung der Lehrkräfte entstanden. Ich bin sicher, dass aus diesem Kompetenz Center heraus die Berufsorientierungsmaßnahmen und die Unterrichtsgestaltung in den MINT-Fächern nicht nur hier am Ort, sondern in der gesamten Region inspiriert werden und zusätzlichen Schwung erhalten.“
An dem Projekt „MINTplus“ sind beteiligt:
als Projektpartner:
•Fachhochschule Bingen (Projektleitung)
•Kaiserpfalz Realschule plus Ingelheim
•Rochus Realschule plus, Bingen
•Sebastian Münster Gymnasium, Ingelheim
als Projektförderer:
•Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung, Kultur Rheinland-Pfalz
•Landkreis Mainz-Bingen
•Stadt Bingen
•Stadt Ingelheim
•Boehringer Ingelheim
•Schott AG, Mainz
•Pädagogisches Landesinstitut (PL) Rheinland-Pfalz
•Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung (ILW), Mainz
•Soroptimist International Club Ingelheim