Erfolgreich unterrichten im Schulgarten
Der Garten ist eine kleine Miniaturwelt, die Kinder (und nicht nur sie!) Vieles lehrt, was man im Leben braucht. Er bietet eine fantastische, aber auch ganz eigene Lernumgebung, die sich in Vielem vom Klassenzimmer unterscheidet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich das didaktische Rüstzeug, was Lehrer/innen aus dem Studium und ihrer praktischen Arbeit im Klassenzimmer mitbringen, im Schulgarten manchmal so gar nicht „funktioniert“.
Hier gibt es Tipps für den gelingenden Schulgarten-Unterricht.
Unterricht im Schulgarten - so geht's
Der Lernort Schulgarten
Das Klassenzimmer ist ein Raum der Konzentration, d. h. hier besteht die Möglichkeit, abgeschirmt von einem Großteil der Umgebungsreize die Kinder auf einen bestimmten Lerngegenstand zu fokussieren. Diese Art zu Lernen ist notwendig, aber sie sollte im Kanon der Lern-Settings, die für eine ganzheitliche, gesunde und optimale Entwicklung von Kindern erforderlich sind, nur einen vergleichsweise kleinen Raum einnehmen. Zeitlich viel umfangreicher sollten Lern-Settings sein, die die Kinder mit der Komplexität ihrer natürlichen Umwelt in Kontakt bringen, die alle Sinne ebenso wie den Intellekt ansprechen, die dynamisch sind, die Bewegung herausfordern. Wissenschaftlich ist längst nachgewiesen: Eine gesunde Entwicklung ist nur im häufigen und intensiven Kontakt mit Natur möglich!
Was bedeutet das für das pädagogische Arbeiten im Schulgarten? Vielfach klagen Lehrer/innen darüber, dass die Kinder im Schulgarten nur sehr schwer zu disziplinieren und immer wieder „abgelenkt“ sind. Das liegt einerseits sicher daran, dass Schulkinder mit „Rausgehen“ immer „Freizeit“ verbinden, d. h. das institutionalisierte Lernen ist für sie untrennbar mit einem Innenraum verbunden. Dies ist aber eine Frage der Gewöhnung / Konditionierung. Und damit lässt sich schon als ein wesentliches erstes Prinzip einer Schulgarten-Pädagogik formulieren:
Gehe so oft es geht mit den Kindern in den Schulgarten, damit sich die Schüler/innen an diesen Lernort gewöhnen. Abläufe und Regeln werden so eingeübt, und alle können sich besser auf die Unterrichtsinhalte konzentrieren!
Man muss sich aber auch die Frage stellen, wovon genau die Kinder „abgelenkt“ werden. Es gibt durchaus Aufmerksamkeit hemmende Ablenkung wie z. B. Straßenverkehr oder der Blick in die Klassenzimmer der anderen Klassen. Dies sind Aspekte, die man schon bei der Planung eines Schulgartens berücksichtigen sollte. Es gibt aber auch fördernde „Ablenkung“, wie z. B. reife Erdbeeren im Beet einer anderen Klasse, eine Hummel auf Kollisionskurs, oder ein Baumpilz, der sich an der Sitzgruppe im Grünen Klassenzimmer zu schaffen macht. Wenn Kinder solche Dinge bemerken, sind sie aufmerksam, sind ihre Sinne auf Beobachten, Entdecken, Forschen eingestimmt. Jede dieser „Ablenkungen“ ist im Grunde ein pädagogischer Glücksfall, denn wer diese Anlässe aufgreift, kann auf das Eigeninteresse der Kinder aufbauen, profitiert von der intrinsischen Motivation, die die Kinder antreibt, selbst Entdecktes zu hinterfragen.
Das bewusste und interessierte Wahrnehmen natürlicher Phänomene ist keine „Ablenkung“, sondern ein pädagogischer Anlass!
Gute Wissenschaft ist objektzentriert, d. h. die eigenen Interessen und (oft voreingenommenen) Thesen werden dem Forschungsobjekt untergeordnet. Die Frage ist nicht: Was will ich mit meinem Forschungsobjekt beweisen? Sondern: Was will mir mein Forschungsobjekt sagen? Übertragen auf den Schulgarten und den guten Schulgarten-Unterricht heißt das: Nicht das, was ich mir vorgenommen habe, den Kindern zu zeigen, hat Vorrang, sondern das, was die Kinder selbst entdecken. Dann kann ich ihnen auch zeigen, wie das mit dem „Forschen“ danach weitergeht: Am Anfang steht das Phänomen und seine Entdeckung, die neugierig machen. Daraus entstehen Fragen, die möglichst klar formuliert sein sollten. Dann erfolgt eine Recherche im großen Pool des schon bekannten Wissens. Im Schulgarten könnte dies das Stöbern in einem Bestimmungsbuch sein oder eine Recherche im Internet. Daraus ergeben sich u. U. neue Fragen oder die Idee zu einem „Forschungsprojekt“, sei es beobachtend, beschreibend oder experimentell. Ein solches Projekt kann eine Sache von Minuten sein (z. B. das Verhalten von Kellerasseln, die immer wieder ins Dunkle krabbeln, wenn man sie ins Helle holt), aber auch eine ganze Gartensaison andauern.
Schulgarten-Unterricht ist daher in weit geringerem Maße planbar als Unterricht im Klassenzimmer. Natürlich hat jede Lehrkraft ein Konzept, will bestimmte Projekte im Schulgarten umsetzen. Sie ist aber gut beraten, flexibel zu sein!
Der Schulgarten ist ein Ort für situatives, entdeckend-forschendes und erfahrungsbasiertes Lernen.
Für viele Lehrkräfte ist eine der entscheidenden Motivationen dafür, mit den Kindern in den Schulgarten zu gehen, dass dort nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit den Händen gearbeitet wird. Gärtnern ist ein uraltes Handwerk und eine universelle Kulturtechnik. An die Natur „Hand anlegen“ ist auch vom Standpunkt der Bildung für nachhaltige Entwicklung das Besondere am Schulgarten. In der klassischen Naturpädagogik steht die passive, sinnliche Naturerfahrung im Mittelpunkt. Im Schulgarten dagegen wird aktiv mit lebendiger Natur gestaltet. So erleben die Schüler unmittelbar Reaktionen der Natur auf Eingriffe und lernen so Naturgesetze durch eigenes Tun kennen, Ökologie und ökonomisches Nutzungsinteresse auszubalancieren. Lernen lässt sich das aber nur, wenn die Lehrkraft die Kinder entsprechend ihres Könnens- und Wissensstandes eigenverantwortlich entscheiden und arbeiten lässt, das Ergebnis in der Gruppe reflektiert und den Kindern ermöglicht, Fehler „wiedergutzumachen“.
Teilen Sie die „Misserfolge“ mit den Kindern! Die Kinder lernen, dass immer auch etwas schiefgehen kann. Sie lernen, Rückschläge zu verkraften und für Probleme im Team Lösungen zu finden. Auch wenn ich etwas nicht weiß, gebe ich die Frage an die Kinder weiter und wir suchen dann gemeinsam nach Antworten. Die Kinder erleben mich gleichzeitig in der Rolle als Autorität und als (Mit-)Lernende, und das erhöht sowohl ihren Respekt als auch ihre eigene Lernbereitschaft.
Die große Chance des Schulgartens ist das eigenverantwortliche gestalterische Arbeiten in und mit der Natur – inklusive Misserfolg und Raubbau. Entscheidend dabei sind die Reflexion und das Angebot einer zweiten Chance.
Raum und Zeit im Schulgarten
Für den Unterricht im Schulgarten ist es sehr hilfreich, wenn im Garten eine Vielfalt von möglichst gut abgegrenzten Teilräumen vorhanden ist, wo Kleingruppen mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen „beschäftigt“ werden können, ohne sich dabei gegenseitig in die Quere zu kommen. Werfen Sie auch mal den Blick über den Gartenzaun ins übrige Schulgelände. Ein naturnah gestaltetes Außengelände ist sozusagen der "Schulgarten im weiteren Sinne", in dem es idealerweise viel zu entdecken, gestalten oder pflegen gibt. Beziehen Sie das Schulgelände in die Schulgartenarbeit ein, sofern dies aufsichtstechnisch möglich ist.
Eine der größten Herausforderung des Lernortes Schulgarten ist die Eigendynamik der Natur und der gegenläufige Rhythmus von Schuljahr und Gartenjahr. Wer säen und ernten möchte, dem kommen in unseren Breiten bei den meisten (einjährigen) Pflanzen die Sommerferien in die Quere. Aber: Ein Schulgarten besteht nicht nur aus Gemüsebeeten mit einjährigen Nutzpflanzen, die im Juli/August erntereif sind!
Naturbeobachtungen an naturnahen Strukturen im Garten und im Schulgelände (wie z. B. Hecke, Obstwiese, Teich, Staudenbeete) können das ganze Jahr über gemacht werden! Teilweise sind Wildpflanzen auch nutzbar, man denke nur an Holunderblüten-Sirup und Giersch-Pesto.
Mehrjährige Nutzpflanzen wie Erdbeeren oder (ausdauernde) Kräuter erlauben ebenfalls eine Nutzung außerhalb der Sommerferien.
Die meisten Früchte von Obstbäumen (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche) reifen nach den Sommerferien aus. Wer bei Beerensträuchern (Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren) frühe Sorten wählt, kann auch vor den Sommerferien ernten, manche Himbeer-Sorten tragen sogar zweimal im Jahr - praktischerweise einmal vor und dann wieder nach dem Hochsommer.
Bei einjährigen Gemüsepflanzen sorgen
- die Wahl von Arten mit kurzer Vegetationsperiode (Radieschen, Salat, Kohlrabi)
- oder von frühen Sorten (Zuckererbsen, z. B. die DownloadKoblenzer Sorte 'Kesselheimer Zuckererbse' , Möhren, Bohnen)
- oder eine verfrühte Ernte (Kohlrabi, Möhren, Kartoffeln)
- oder der Anbau von „Wintergemüse“ (meist Salate und Kohlarten, die entweder über den Winter geerntet werden, wie z. B. Feldsalat oder Grünkohl, oder deren Entwicklung im Winter ruht und im Frühjahr weitergeht, wie z. B. Maiwirsing oder Wintersalat-Sorten wie die DownloadMainzer Kopfsalat-Sorte 'Mombacher Winter'),
dafür, dass diejenigen, die gesät haben, auch ernten können.
Schulgarten für alle Schulen und Lerngruppen
In der modernen Schul-Landschaft, auch aufgrund der steigenden Zahl von Ganztagsschulen, wird der Schulgarten häufig von nachmittäglichen Arbeitsgemeinschaften genutzt. In Grundschulen geht der Trend dazu, dass der Schulgarten auch als Lernort für den Regelunterricht in den vormittäglichen Unterricht einbezogen wird. Jede der Unterrichtsformen, denen der Schulgarten als Lernort dient, stellt andere Ansprüche an die Gestaltung des Gartens, an die Projekte, die dort realisiert werden können und an die Art und Weise der Unterrichtsgestaltung.
Ziel sollte es natürlich sein, dass das naturnahe Schulgelände und der ökologische Schulgarten möglichst oft von möglichst vielen Schülerinnen und Schülern erlebt und genutzt werden können, damit in jeder individuellen Schüler*innen-Biografie das Erleben und Gestalten in und mit der Natur einen festen Platz hat.
Schulgarten-AG
Die Schulgarten-AG ist die häufigste Unterrichtsform in Schulgärten weiterführender Schulen. Arbeitsgemeinschaften laufen i. d. R. über ein Schuljahr, manchmal sogar nur über ein halbes Schuljahr. Dann wird neu gewählt. Vorteile dieser Unterrichtsform sind die Eigenmotivation der Schüler/innen – außer es handelt sich um die „dritte Wahl“, wenn leider kein Platz mehr war in der Musical-AG oder der Computer-AG – und die meist kleinen Gruppen. Der Nachteil ist, dass die Schüler/innen eben nur für ein Jahr im Garten sind. Eine starke Bindung an den Ort entsteht daher nicht, langfristige Erlebnisse und Beobachtungen (z. B. das Wachstum einer Staude oder die von Jahr zu Jahr unterschiedliche Artenzusammensetzung auf einer Wildblumenwiese) können nicht gemacht werden.
Daher steht in Schulgarten-AGen die Projektarbeit im Vordergrund, also das intensive Erleben in kurzer Zeit mit einem Ergebnis bzw. Abschluss. Oft werden Bauprojekte und Neuanlagen gemeinsam geplant und umgesetzt (z. B. eine Kräuterspirale, ein Insektenhotel, ein Teich, ein Staudenbeet), oder es werden aus vorhandenen Elementen Produkte hergestellt (z. B. Holunderblütensirup, Apfelsaft).
Für die Planung und das Management von Schulgärten, die ausschließlich von AGen genutzt werden, sind folgende Aspekte zu beachten:
- Der Garten sollte so gestaltet sein, dass dort immer wieder neue Projekte umgesetzt werden können, d. h. es sollte möglichst viel Platz bzw. Teilräume geben, die nicht für eine feste Nutzung verplant sind, die eben und unversiegelt sind.
- Wenn Neuanlagen gebaut werden, sollte im Vorfeld geklärt werden, wie sie gepflegt werden, wenn die AG sich wieder auflöst. Außerdem sollten die Elemente leicht rückbaubar sein und nicht mit Materialien gebaut werden, die nur mit hohem technischen oder finanziellen Aufwand zu entsorgen sind (z. B. Betonfundamente, Teichfolien).
- Kommt in einem Schuljahr keine AG zustande (mangels anbietender Lehrkraft oder mangels Interesse der Schüler/innen), muss trotzdem gewährleistet sein, dass der Schulgarten in einem „Minimal-Pflegezustand“ erhalten wird, um aufwändige Wiederurbarmachungs-Arbeiten für die nächste AG, die dort tätig werden will, zu vermeiden. Denn wenn man sich in den ersten fünf AG-Stunden nur mit der Machete durch Brombeer-Gestrüpp vorarbeiten muss, kann die Anfangs-Euphorie ganz schnell verfliegen!
- Unterricht in der Schulgarten-AG unterscheidet sich nicht wesentlich von klassischem Projekt-Unterricht, also dem selbstständigen und gemeinsamen Entscheiden und Planen, der Aufteilung von Aufgaben etc. Allerdings ist hier ist der „Natur-Faktor“ zu beachten: Da sich das Wetter leider nicht unserer Planung anpasst, müssen wir unsere Planung eben dem Wetter anpassen … oder der Wachstumsgeschwindigkeit der Pflanzen, die wir kultivieren wollen … oder der Tatsache, dass die Schnecken doch schneller sind als ihr sprichwörtlicher Ruf – zumindest wenn ihr Ziel junges Gemüse ist!
Für eine Schulgarten-AG sollte eine Doppelstunde eingeplant werden, denn es wird immer Zeit benötigt, um in den Schulgarten zu gehen, sich ggf. umzuziehen, Geräte zu holen und hinterher wieder aufzuräumen etc.
Wenn eine Schule die Kapazitäten hat, dauerhaft eine Schulgarten-AG einzurichten, weil es mehrere fest angestellte Lehrkräfte gibt, die sich darum kümmern können, und weil die Erfahrung gezeigt hat, dass sich immer genügend interessierte und motivierte Schüler/innen für die AG finden, kann der Schulgarten in Teilen auch als „Liefergarten“ für den Fachunterricht dienen. So könnte z. B. die Chemie-Fachkonferenz in ihren Arbeitsplan das Thema „Färben mit Pflanzen“ integrieren und die Schulgarten-AG einen kleinen Färbergarten vorhalten, in dem für diesen Unterricht frisches Pflanzenmaterial geerntet werden kann. So wird der Schulgarten strukturell im Schulalltag verankert.
Schulgartenunterricht in der Grundschule
Die meisten Schulgärten findet man an Grundschulen. Sieht man sich die Bildungspläne im Fach „Sachunterricht“ an – egal in welchem Bundesland – drängt sich der Schulgarten als geeigneter Lernort förmlich auf: Im Sachunterricht geht es vor allem darum, dass die Kinder die Grundlagen des Lebens kennenlernen. Es geht ganz konkret um Pflanzen und Tiere, um Ernährung und Landwirtschaft, um Heimatkunde und Naturschutz, um forschendes Lernen und um Wertevermittlung. Und in allen Bildungsplänen wird empfohlen, den Unterricht so lebenspraktisch wie möglich zu gestalten. "Primärerfahrungen" und "Selbstwirksamkeitserfahrungen" stehen als Unterrichtsqualitäten im Vordergrund. Für all dies ist Schulgarten der ideale Lernort!
In Schulgärten an Grundschulen sollte es für jede Klasse einen räumlich klar abgegrenzten Bereich geben, den sie eigenverantwortlich bewirtschaften kann. Der Bereich kann nur aus einem Klassenbeet bestehen (beliebt sind Hochbeete, die gut abgegrenzt sind und ein ergonomisches Arbeiten ermöglichen), oder es gibt darüber hinaus noch ein weiteres Element, z. B. eine Hecke, ein Staudenbeet oder einen Obstbaum, für den diese Klasse verantwortlich ist. Dieser Bereich sollte der Klasse in der ganzen Grundschulzeit der Kinder zur Verfügung stehen. So können sie z. B. über einen Schuljahreswechsel hinaus Pflanzen kultivieren (z. B. Kartoffeln) oder auch mehrjährige Projekte bzw. Beobachtungen durchführen.
Wenn nicht genügend Platz im Schulgarten vorhanden ist, damit jede Klasse ihren eigenen Bereich bekommt (bei vierzügigen Grundschulen bräuchte man da schon einen sehr großen Garten), kann man auch für jeden Jahrgang eine „Schulgarten-Klasse“ einrichten, etwa so, wie man auch „Ballsport-Klassen“ oder „Bläser-Klassen“ einrichtet. Der Schulgarten sollte aber für verschiedene obligate Sachunterrichts-Themen wie z. B. Frühjahrsblüher oder Obstbäume grundsätzlich für alle Klassen zumindest Erlebnis- und Beobachtungsmöglichkeiten bieten. Auch hier bietet es sich an, über den Gartenzaun zu schauen und für diese Themen das ganze Schulgelände in den Unterricht mit einzubeziehen.
Um es den Lehrkräften zu erleichtern, einen schlüssigen, aufeinander aufbauenden Schulgarten-Unterricht über mehrere Jahre anzubieten, der auch gärtnerischen Erfordernissen genügt, ist es sinnvoll, z. B. im Rahmen eines Studientages und mit Unterstützung einer Fachkraft einen mehr oder weniger verbindlichen Arbeitsplan dafür zu entwerfen. Darin werden die Fruchtfolge für ein Klassenbeet, Jahresthemen, ein Arbeitskalender etc. festgehalten.
Dass sich prozentual die meisten Schulgärten an Grundschulen finden, hat weniger etwas damit zu tun, dass hier die Kinder im optimalen Alter für diesen Lernort sind. Denn für die zentralen gärtnerischen Lernfelder – das selbstverantwortliche Gestalten und Pflegen – sind Grundschulkinder eher noch zu jung. Aber die Grundschule hat für die Schulgartenarbeit einen entscheidenden organisatorischen Vorteil: Eine Klasse wird in (fast) allen „Fächern“ von derselben Person unterrichtet. Die Klassenlehrerin (manchmal auch der Klassenlehrer) kann recht frei entscheiden, wann sie welche Lehrinhalte welches Faches unterrichtet. Naturbeobachtung und Gartenpflege erfordern ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität: Der Boden muss bearbeitet werden, wenn er die richtige Feuchtigkeit hat, Früchte müssen geerntet werden, wenn sie reif sind. Diese Flexibilität können Lehrkräfte an Grundschulen wesentlich besser aufbringen als Fachlehrer/innen an weiterführenden Schulen. Außerdem kann eine Klassenlehrerin in der Grundschule auch mal spontan entscheiden, über mehrere Unterrichtsstunden in den Schulgarten zu gehen, wenn viel zu tun / zu beobachten ist und das Wetter stimmt. Auch dies ist mit der engen Stundentaktung und dem Fachlehrer*innenprinzip weiterführender Schulen nicht möglich.
Schließlich ist der Schulgarten ein ganzheitlicher Lernort, in dem nicht nur Sachkunde-Themen erarbeitet werden können, sondern der viele Anlässe bietet für andere Fächer wie Deutsch, Kunst, Mathematik, Religion / Ethik etc. Im Schulgarten können die Kinder für’s Leben lernen, weil dort so viele Kompetenzen gefordert und gefördert werden. Der Schulgarten ist ein fachintegrierender Lernort für den fachintegrierenden Grundschul-Unterricht!
Schulgartenunterricht im Fachunterricht weiterführender Schulen
Diese Unterrichtsform ist zweifellos am schwierigsten zu realisieren: Fachlehrer haben i. d. R. zu wenig Zeit und Flexibilität für einen kontinuierlichen Schulgarten-Unterricht. Hilfreich sind auf jeden Fall Doppelstunden, denn in 45 Minuten lassen sich gerade einmal die Wege zum Schulgarten und zurück bewältigen, Geräte und Aufgaben verteilen und zum Schluss wieder aufräumen. Gartenbegeisterte Fachlehrer/innen weiterführender Schulen versuchen daher entweder, eine AG anzubieten, oder sie nutzen Projekttage/-wochen für kleinere Projekte im Schulgarten.
In Integrierten Gesamtschulen kann mit der Einrichtung eines schuleigenen Wahlpflichtfaches die Schulgartenarbeit institutionalisiert werden. Auch die Realschule plus bietet einige Freiräume im Zeitmanagement und in der inhaltlich-methodischen Schwerpunktsetzung der Stoffvermittlung in den Fächern. Gerade in der Realschule plus spielt der Schulgarten als Übungsfeld für die Berufsvorbereitung eine tragende Rolle.
Die schwierigsten Rahmenbedingungen für den Schulgarten stellen sich in Gymnasien. Aber auch hier findet derzeit ein Umdenken statt. Wenn ein engagiertes Team von Lehrkräften auf eine Schulleitung trifft, die den Wert des ganzheitlichen Lernens mit Kopf, Herz und Hand auch für die Gymnasialbildung erkennt, können Strukturen entstehen, in denen Schulgärten dauerhaft betrieben werden können. Ideal ist es, wenn sich zwei oder drei Lehrkräfte als „Schulgartenbeauftragte“ zusammentun, die auch eine entsprechende AG anbieten. Diese sorgt zusammen mit dem Hausmeister / der Hausmeisterin und ggf. externen Partner*innen für die „Grundpflege“ im Schulgarten. Dann können Fachlehrer*innen mit temporären Einzelprojekten (z. B. eine Chemielehrerin zusammen mit einem Geschichtslehrer mit einem Färbergarten) diese Infrastruktur nutzen, ohne sich langfristig für eine aufwändige Pflege zu verpflichten.
Eine neue Perspektive für den Schulgarten in weiterführenden Schulen bietet die obligate (gebundene) Ganztagsschule, in der längere Unterrichtsphasen möglich sind. Je konsequenter eine Schule projektorientierten Unterricht ermöglicht, desto besser stehen die Chancen für Fachlehrer*innen, für einen Teil ihres Unterrichts den Schulgarten zu nutzen.
Schulgartenunterricht in der Förderschule
Neben der Grundschule ist die Förderschule die Schulform, die am häufigsten einen Schulgarten betreibt. Hier werden besonders die therapeutische Wirkung und das inklusive Potenzial des Gartens geschätzt. Außerdem dient der Garten wie bei der Realschule plus auch der Berufsvorbereitung.
Förderschulen bieten den flexibelsten Organisationsrahmen für Schulgartenarbeit. Die erfahrensten Schulgarten-Lehrer/innen sind Förderschul-Lehrer/innen! Ihnen stehen oft sogar große Flächen zur Verfügung, in denen sie unterschiedlichste Projekte mit den Schüler/innen realisieren können.
Je nach Förderschwerpunkt ist an Förderschulen in der Schulgarten-Planung in besonderem Maße auf Barrierefreiheit und Sicherheit zu achten: Unterfahrbare Hochbeete, robuste Bauten und Materialien, eine stabile Einzäunung, keine giftigen Pflanzen etc.
Tipps für Schulgartenplanung und -nutzung in Förderschulen finden Sie z. B. in der Broschüre "Schulgarten ohne Hindernisse" der Koordinierungsstelle für Umweltbildung in Berlin-Marzahn-Hellersdorf.
Regeln für den Schulgarten
Da die Schüler das „Rausgehen“ gerne als willkommene Freizeit begreifen, sollte man für das Arbeiten im Schulgarten von vornherein klare Regeln aufstellen und auf deren Einhaltung bestehen. Die zu erwartenden Sanktionen bei Nichteinhaltung können gemeinsam mit den Schülern im Vorfeld ausgehandelt werden.
Im Klassenraum, auf dem Weg zum Schulgarten und beim Ankommen hat die Lehrkraft die Aufsicht und Verantwortung. Danach sollten die Gruppen wissen, dass sie alles innerhalb der Gruppe regeln müssen. Bei der Gruppenarbeit sind die Betreuer:innen mehr im Hintergrund, beobachten, beantworten Fragen, halten z. B. Bestimmungsbücher bereit, zeigen Arbeitstechniken, achten auf Sicherheit, greifen im Notfall ein. Sie machen aber keine Vorgaben bezüglich der Zielvorgaben, der Arbeitseinteilung, der Gruppenfindung, der Hausaufgaben etc.
Hier ein Beispiel für Schulgarten-Regeln:
Herzlich willkommen im Schulgarten!
Hier gibt es viel Spannendes zu beobachten, zu erforschen und zu experimentieren!
Damit alles gut klappt, halten wir uns an einige Regeln:
- Der Garten ist ein Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Wir verhalten uns achtsam und rücksichtsvoll.
- Tiere und Pflanzen sind empfindsame Lebewesen. Wir beobachten sie und nähern uns ihnen behutsam. Nur wenn uns ein Erwachsener die Erlaubnis oder Aufgabe gibt, ein Tier oder eine Pflanze anzufassen oder abzupflücken, tun wir dies vorsichtig.
- Wenn wir ein lebendes Tier fangen (z. B. in einer Becherlupe), halten wir es nicht länger fest als nötig. Danach bringen wir es dahin zurück, wo wir es her haben.
- Wir toben, rennen und klettern nicht im Schulgarten, damit keine Unfälle passieren.
- Beim Arbeiten mit Geräten achten wir darauf, dass wir so damit umgehen, dass wir und Andere nicht mit dem Gerät verletzt werden können.
- Wenn fertig mit dem Arbeiten sind, legen wir unser Arbeitsgerät an einem dafür vorgesehen Platz so ab, dass niemand darüber stolpern und sich verletzen kann.
- Geräte mit langem Stiel transportieren wir senkrecht, wobei der Arbeitsaufsatz (z. B. Spatenblatt, Zinken) nach unten zeigt.
- Bevor wir etwas essen, fragen wir einen Erwachsenen, ob die Pflanze essbar ist, denn manche Pflanzen sind giftig!
- Wir waschen uns die Hände, nachdem wir in der Erde gewühlt haben und bevor wir etwas essen oder trinken.
- Wasser aus der Regentonne oder aus dem Teich ist kein Trinkwasser!
Planung und Durchführung einer Unterrichtseinheit
Insbesondere in Schulgarten-AGen wird oft kein Unterricht im klassischen Sinne gemacht, in dem ein konkretes Thema bearbeitet wird. Stattdessen geht es um die Gestaltung und Pflege eines Gartens im Laufe der Jahreszeiten. Man schaut, was zu tun ist, entscheidet, was angebaut werden soll oder was man neu gestalten möchte und macht sich dann an die Planung und Umsetzung. Ein Garten ist kein Projekt, das abgeschlossen wird. Er ist ein Ort, der sich mit oder ohne uns ständig verändert, der durch Rhythmen und langfristige Entwicklungen geprägt ist. Er ist somit quasi ein „Lebens-Modell – eine Chance, die kaum ein anderer Lernort bietet, und die auch in einem Schulgarten-Unterricht, der unter einem bestimmten Thema steht, genutzt werden sollte.
Zum Beispiel: Auch wenn ich mir vorgenommen habe, mit den Kindern Kartoffeln anzubauen, kann ich mit ihnen im Frühjahr die Obstblüte beobachten und Holunderblüten-Sirup herstellen, das Kräuterbeet von Unkraut befreien, um Mittsommer Johanniskraut und Pfefferminze ernten, im Hochsommer eine Vogeltränke aufstellen und im Herbst den Kompost umsetzen. Dass der Garten viele Lern- und Arbeitsanlässe bietet, ist ist übrigens auch noch aus einem anderen Grund praktisch: Ich kann nicht alle Kinder gleichzeitig an einem Beet arbeiten lassen. Schulgarten-Unterricht ist daher fast immer Kleingruppen-Unterricht. Und ich brauche für jede Kleingruppe eine Tätigkeit, die sinnvoll und leicht selbstständig durchführbar ist!
Ein besonders großes Glück, weil am wenigsten planbar, ist es, wenn Tiere zu beobachten sind: Schmetterlinge, Libellen, Eichhörnchen oder sogar eine Eidechse oder ein Igel. Tierbeobachtungen sollten immer Vorrang haben vor allen Planungen! Kinder haben ein starkes intrinsisches Interesse an Tieren, d. h. wenn Sie im Schulgarten ein Tier live erleben, bekommen Sie die Lernmotivation gratis!
Dennoch geht man meistens mit einem bestimmten Plan in den Schulgarten. Ideal ist es natürlich, wenn die Kinder über das Unterrichtsthema mit entscheiden können. Es gibt aber auch „Lehrplan-Klassiker“ wie Kartoffeln oder Getreide, die nicht nur theoretisch, sondern eben auch ganz praktisch behandelt werden sollen. Unterrichtsmaterialien zu diesen Themen sind mannigfaltig vorhanden, in Schulbüchern ebenso wie von anderen Anbietern.
Zur Vorbereitung und Durchführung des praktischen Teils einer solchen Unterrichtseinheit im Schulgarten gilt es zu beachten,
- dass alle erforderlichen Materialien vorhanden sind,
- dass die einzelnen Arbeitsschritte nach jahreszeitlichen und gärtnerischen Erfordernissen geplant werden,
- dass genügend zeitliche Flexibilität für die Umsetzung vorhanden ist,
- dass ich einen „Plan B“ habe für den Fall, dass mir die Natur einen Strich durch die Rechnung macht.
Zeitplanung
Insbesondere das Prinzip der Flexibilität ist entscheidend: Wenn ich eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern nur einmal in der Woche habe, muss ich damit rechnen, dass es ausgerechnet dann regnet, der Boden zu nass oder zu trocken zum Bearbeiten ist, die Pflanzen noch nicht soweit sind, um mit dem nächsten Arbeitsschritt zu beginnen etc. Dann verschiebt sich das Ganze gleich um eine Woche! Ich sollte also grundsätzlich so planen, dass die Hälfte der zur Verfügung stehenden Stunden ausreichen würde, um mein Unterrichtsthema zu bearbeiten – inklusive der einleitenden und abschließenden Stunden (s. u.). Klappt dann doch alles wie geplant, stehen mir die restlichen Stunden zur Verfügung, um im Garten andere Dinge zu tun (s. o.). Schließlich kann es noch sein, dass Pflanzen nicht angehen, von Schnecken aufgefressen werden oder eine Kultur aus anderen Gründen nicht funktioniert. Dann sollte ich immer eine Alternative im Kopf haben bzw. mit den Schüler/innen zusammen eine solche entwickeln.
Geräte-Ausstattung
In jeder Saison gibt es Arbeiten, die dann vermehrt anfallen, z. B. im Herbst Laub rechen, im Winter Zweige schneiden. Dann wollen natürlich immer alle SuS einer Gruppe gleichzeitig mit dem Laubbesen oder der Gartenschere arbeiten. Auch wenn für den Garten im Grunde ein Laubrechen ausreichen würde: Es lohnt sich, ein paar davon anzuschaffen, damit immer mehrere SuS mit dem Gerät arbeiten können.
Es empfiehlt sich, hochwertige Gartengeräte anzuschaffen. Der Kauf von Billigware rächt sich sehr schnell, denn Kinder und Jugendliche arbeiten mit viel Elan und all der Kraft, die sie aufbringen können. Und das ist schon bei Siebenjährigen eine ganze Menge! Nehmen Sie keine Kinder-Geräte, sondern Gartengeräte für Erwachsene. Erstens sind sie robuster, zweitens wollen Kinder mit den Werkzeugen Erwachsener arbeiten, nicht mit Spielgeräten! Mit „echten“ Geräten gehen sie mit einem ganz anderen Ernst an die Sache.
Arbeitsgelegenheiten im Garten
Schon bei der Planung des Schulgartens ist es wichtig daran zu denken, dass es für den Schulgarten-Unterricht ausreichend Arbeitsgelegenheiten geben muss wie z. B. eine Hecke, Stauden- und Kräuterbeete und einen großen Kompostplatz mit großem „Aktionsradius“. Wenn Sie einen kleinen Schulgarten haben, suchen Sie im Schulgelände Ecken, in denen gearbeitet werden kann: Pflanzenkübel, „Abstandsgrün“ etc. brauchen auch Pflege!
Anfang und Abschluss einer Unterrichtseinheit
Die Eltern sollten auf die neue Unterrichtsform hingewiesen werden. Nicht selten kommen Schüler/innen in ungeeigneten Schuhen / Kleidungsstücken zur Gartenarbeit. Bei der Wahl der Entschuldigungen für das angebliche „Nicht-Mitarbeiten-können“ sind die Schüler*innen mitunter sehr kreativ. Auch die Zumutungen durch unterschiedliche Witterungsbedingungen sollten im Vorfeld geregelt werden. Was zu kalt, zu nass oder zu heiß zum Arbeiten ist, wird von Schüler*innen (und Eltern!) sehr unterschiedlich gesehen!
Die erste Unterrichtsstunde sollte dazu genutzt werden, interner LinkRegeln zu klären und die Kindern mit dem Garten und seiner Infrastruktur vertraut zu machen. Dann brauchen Sie später nicht immer wieder z. B. mitzugehen, wenn eine Kleingruppe Handschuhe und Handhacken für ihre Arbeit holen oder die Wasserpumpe angeschaltet werden soll. Je besser sich die Kinder im Garten auskennen, desto weniger Unterbrechungen wird es später im Unterrichtsablauf geben.
Wenn Sie für Ihre Unterrichtseinheit eine bestimmte Fläche, z. B. ein Beet, nutzen, sind Sie und die Lerngruppe, mit der Sie arbeiten, auch dafür verantwortlich, dass diese Fläche in einem angemessenen Zustand den „Pflege-Nachfolgern“ übergeben wird. Wurden einjährige Pflanzen kultiviert, muss die Fläche abgeräumt, der Boden gelockert, von Unkraut befreit und ggf. mit Kompost angereichert werden. Anschließend wird, wenn sich die Nachnutzung nicht unmittelbar anschließt, das Beet entweder dick gemulcht oder eine Gründüngung gesät.
Jede Gartensaison sollte außerdem einen würdigen Abschluss haben, bei dem sich die Gruppen gegenseitig ihre Erfolge zeigen, Lob und Kritik äußern, Verbesserungsvorschläge für die nächste Saison machen, Geerntetes präsentiert und gegessen wird, die Helfer*innen belohnt werden etc. Wird der Schulgarten an eine neue Klasse übergeben, sollte auch dem Abschied vom Garten und der Übergabe genügend Zeit eingeräumt werden.
Die/der Schulgartenbeauftragte sollte „Schulgarten-Jahrbücher“ führen, in denen festgehalten wird, wann was auf welchem Beet kultiviert wurde, damit keine Fruchtfolge-Fehler gemacht werden.
Diese einleitenden und abschließenden Arbeitsschritte sollten von vornherein in die Unterrichtseinheit eingeplant werden.
Planung und Durchführung einer Unterrichtsstunde
Da für den Schulgarten-Unterricht viel Zeit für das Zurücklegen von Wegen, das Bereitstellen von Geräten und Material und nicht zu vergessen das Aufräumen und Säubern von Geräten, Händen und Kleidung benötigt wird, ist es sinnvoll, für eine Schulgarten-Stunde immer mindestens eine Zeitstunde einzuplanen, besser eine Doppelstunde.
Für einen reibungsarmen Stundenablauf ist eine ordentliche Material- und Werkzeugaufbewahrung eine wichtige Voraussetzung. Nichts geht über ein gut aufgeräumtes Gartenhäuschen, in dem Geräte nummeriert und die Geräteaufbewahrungen beschriftet sind. Die Schülerinnen und Schüler sollten die Geräte selbstständig aus dem Geräteraum holen können, ohne dass die Lehrkraft dabei sein muss.
Konzentriert und koordiniert am Beet arbeiten können immer nur vier bis sechs Schüler/innen gleichzeitig – das hängt natürlich auch von der Größe des Beetes ab. Alle anderen Kinder müssen in dieser Zeit aber ebenfalls eine sinnvolle Beschäftigung haben. Daher nimmt im Schulgarten-Unterricht die Kleingruppen-Arbeit einen großen Raum ein.
Einstieg
Die Einstimmung auf den Schulgarten gewährleistet nicht nur, dass man strukturiert arbeiten kann, sondern erhöht auch den Erlebniswert für die Kinder. Die Gruppen sollten sich noch im Klassenraum finden und ihre Aufgabenstellung selbstständig formulieren. Und dann wird gecheckt:
- Haben wir die richtige Kleidung an?
- Ist das Material (Geräte, Protokolle, Schreibzeug, Samen etc.) bereit?
- Auf dem Weg in den Garten stimmen wir uns auf das Arbeiten mit der Natur ein. Wir werden achtsam und offen für Sinnesreize (Jahreszeit, Wetter, Pflanzen am Wegrand, Tiere etc.). Wir nehmen Rücksicht, z. B. auf andere Schülerinnen und Schüler im Gebäude. Wir achten auf Sicherheit, z. B. beim Gerätetransport oder im Verkehr auf dem Weg zum Garten.
Wenn wir dann im Garten angekommen sind, gibt es erst einmal ein festes Begrüßungsritual (z. B. werden die Betreuer*innen begrüßt, der Garten, die Jahreszeit, die Vögel …). Es hat sich bewährt, dann erst noch einmal ein paar Beobachtungsminuten mit allen Kindern einzuschieben, in denen sie zusammentragen, was sich im Garten seit dem letzten Mal verändert hat. Erst dann werden die Gruppen und deren Aufgaben bestätigt und Letztere ggf. geändert, wenn das aufgrund der vorgefundenen Situation notwendig ist. Durch diese hinführende Konzentration arbeiten die Kinder in der Gruppenarbeits-Phase sehr eigenständig und selbstverantwortlich, so dass sich die Lehrkraft dann viel entspannter jeweils derjenigen Gruppe widmen kann, die Hilfestellung braucht.
Arbeitsphasen und Pausen
Hat man genügend Zeit, z. B. in einer Doppelstunde, können zwei Arbeitsphasen geplant werden, zwischen denen eine kleine Pause liegt (z. B. wird die Frühstückspause in den Garten verlegt, die dann ggf. gleich mit frisch geernteten Gartenprodukten bereichert werden kann), nach der die Gruppen ihre Arbeitsstationen wechseln. Die Dauer der Arbeitsgruppenphasen hängt nicht nur davon ab, wie lange man Zeit für den Schulgarten-Unterricht hat, sondern auch vom Alter der Kinder bzw. der gruppenspezifischen Dauer ihrer Konzentrationsfähigkeit. Gerade im Umgang mit potenziell gefährlichen Werkzeugen wie Gartenscheren, Harken, Handhacken oder Grabgabeln sollte nicht so lange mit dem Gruppenwechsel gewartet werden, bis die Kinder das Interesse an ihrer Arbeit allmählich verlieren, „übermütig“ werden und entdecken, dass der Stiel eines Rechens auch ein prima Laserschwert abgibt. Immerhin müssen die meisten Kinder in ihren Kleingruppen selbstständig arbeiten. Ein guter Richtwert für die Dauer einer Arbeitsphase sind 15 Minuten für eine Arbeitsphase bei jungen Schülern, bis zu 30 Minuten bei älteren Kindern.
Arbeit in Kleingruppen
Kleingruppen arbeiten im Schulgarten oft eigenverantwortlich, weil nicht für alle Kleingruppen Betreuungspersonen da sind. Ältere Schüler/innen (etwa ab Klasse 4) können im Rahmen der Schulgarten-Arbeit lernen, wie man systematisch eine überschaubare Aufgabe bearbeitet.
Besonders verlässliche Schüler/innen können zu „Gruppen-Chefs“ ernannt werden, die innerhalb der Kleingruppe eine Führungsrolle übernehmen. Die Kompetenzen dieser Gruppen-Chefs sollten vorher in der Klasse gemeinsam besprochen und von den Kindern einstimmig beschlossen werden – denn selbst auferlegte Regeln werden am ehesten akzeptiert, und die/der Gruppen-Chef/in wird dann nicht von den anderen Kindern als „Handlanger“ der Lehrkraft diskreditiert.
Der Arbeitsablauf in der Kleingruppe kann so eingeübt werden, dass das Team selbstständig folgende Schritte absolviert:
- Protokollieren des Ist-Zustands (Foto, Messung, Protokoll...)
- Zielvorgabe (was soll heute geschehen?)
- Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe (Werkzeug, Material...)
- Praktische Gruppenarbeit an den Beeten (bzw. den Projekten)
- Aufräumen (Schuhe und Geräte säubern und verstauen, Wege kehren...)
- Dokumentation der heute geschafften Arbeit
- Aufgabenstellung für nächstes Mal formulieren (was wird ggf. anstehen?
- Eigene Hausaufgaben stellen (Nacharbeiten von heute, Vorbereiten für nächstes Mal)
Nicht alle Kleingruppen-Arbeiten im Schulgarten müssen derart strukturiert und reflektiert durchgeführt werden. Gerade wenn man als Lehrkraft alleine mit einer Gruppe kleinerer Kinder im Schulgarten ist, muss man auch einfache Arbeiten verteilen können, die nur eine kurze Einführung erfordern und von den Kindern selbstständig erledigt werden können. „Einfach“ heißt dabei aber nicht „von geringem pädagogischen Nutzen“.
Wenn wir Erwachsenen arbeiten, wollen wir dabei möglichst effizient sein. Im Schulgarten muss man manchmal genau das Gegenteil tun: Statt eine Fuhre Kompost allein mit der Schubkarre in einer Minute zum Ziel zu transportieren, verteilt man sieben kleine Eimer an eine Gruppe Kinder, die für das gleiche Ergebnis zehn Minuten brauchen. Oder man lässt mit vielen kleinen Gießkannen statt mit einem Schlauch gießen. Gerade bei kleineren Kindern ist ein „Buddelbeet“ empfehlenswert, also ein Bereich, in dem Kinder einfach immer Erde, Steine & Co. heute von hier nach dort und morgen von dort nach hier bewegen können. Wir mögen zwar den Eindruck haben, dass dies keine sinnvolle Tätigkeit ist, für die Kinder ist es das aber, denn sie persönlich erzielen ja hier und jetzt ein Ergebnis.
Abschluss
Auch dem Ende der Gartenstunde sollte genügend Zeit eingeräumt werden. Nach dem Aufräumen sollte jede Gruppe Gelegenheit haben, ihre Arbeit zu präsentieren (Was haben wir gemacht? Warum?) und Erwartungen zu formulieren (Was sollte wachsen, reifen? etc.). Schließlich dient der Abschluss dazu, für das nächste Mal schon neue Aufgabenstellungen zu notieren: Was haben wir vor? Warum? Was müssen wir dazu vorbereiten? Das erleichtert dann die Einführungsphase beim nächsten Mal, und so zieht sich ein „Grüner Faden“ durch die Woche bis zum nächsten Treffen.