Whole School Approach

Ein Whole School Approach (WSA), auch Whole Institution Approach, bezeichnet im schulischen Kontext die ganzheitliche Umsetzung des Bildungskonzeptes einer Bildung für nachhaltige Entwicklung im Rahmen der Schulentwicklung. [...] Das Konzept denkt im Sinne einer zukunftsfähigen Bildung über die reine Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen im Unterricht und der Durchführung einzelner BNE-Projekte hinaus. Zielsetzungen sind der Wandel vom Einzelprojekt zur strukturellen Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung, zukunftsfähige Lehr- und Lernprozesse sowie Impulse, ins konkrete Handeln zu kommen. Die Thematik wird zur Aufgabe der gesamten Schule und alle Aktivitäten werden partizipativ und ganzheitlich unter das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung gestellt. [aus Wikipedia]

Begriff

Wenn schulisches Personal über Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) spricht, so wird damit zumeist eine thematisch-unterrichtliche Dimension bezeichnet. Die Auffassung, BNE sei die Behandlung eines – meist ökologisch geprägten – einzelnen Unterrichtsvorhabens, ist eine bis heute weit verbreitete Fehlannahme und wird dem BNE-Ansatz nicht gerecht.

BNE ist kein spezifisches Thema, sondern ein gesamtinstitutioneller Bildungsansatz, welcher alle Handlungsfelder von Schule betrifft. In diesem Zusammenhang treten wiederholt die Begriffe Whole School Approach (WSA) oder Whole Institution Approach (WIA) auf.

Im Sinne der BNE bedeutet der Whole School Approach eine "gesamtschulische Ausrichtung bezüglich Nachhaltigkeit und BNE […], die Grenzen zwischen beiden Konzepten verschwimmen dabei. Wenn Nachhaltigkeit ganzheitlich im schulischen Kontext umgesetzt wird, ist ein damit einhergehender Bildungsprozess unvermeidbar und kann daher als Perspektive auf Schulgestaltung verstanden werden (vgl. Fehse et al. 2022, 4)" (Rühle, Ernstberger, Zimmermann 2023: 206 f.).

Konkret bedeutet dies nicht weniger als eine Transformation aller Handlungsfelder von Schule.

Wirksamkeit

Dass der Whole School Approach kein partikulares Interesse einer ökologisch affinen Avantgarde darstellt, sondern in Bereiche ausstrahlt, welche als essenzielle Anliegen von Schulen als Institutionen des Lehren und Lernens gelten müssen, machen die neusten Studienergebnisse des Instituts Futur deutlich, welche u. a. signifikant positive Effekte auf Motivation, Selbstermächtigung, Wissen und Gesundheit der Lernenden im Umfeld eines WSA nachweisen (vgl. hier). Darüber hinaus spüren auch die Lehrenden die positiven Effekte einer BNE-dienlichen Lehr-Lern-Kultur.

Handlungsfelder

Die Umsetzung des WSA an der eigenen Schule setzt die Absicht einer strukturierten Schulentwicklung voraus. Um diese angehen zu können, bedarf es einer klaren Definierung von Handlungsfeldern, innerhalb derer eine Bestandsaufnahme erfolgen kann. Hierfür gibt es mittlerweile diverse Modelle, welche im Folgenden exemplarisch aufgezählt werden. Welches Modell hier das passendste darstellt, ist von den individuellen Präferenzen der Schulgemeinschaft abhängig. Gleichwohl welches Modell Sie schlussendlich verwenden, bieten diese Ihnen die notwendige Kategorisierung, um gemeinschaftliche Ziel- und Entwicklungsvorstellungen entwickeln, definieren und überprüfen zu können:

  • Das Projekt SINa (2001 bis 2004, Schulische Indikatoren für Nachhaltigkeitsaudits) definiert acht Handlungsfelder: Leitbild und Planung, Schulmanagement, Mitarbeiter/innen, Schulleben, Unterricht, Kompetenzen, Ressourcen und externe Kooperationsbeziehungen (vgl. Bormann et al. 2004).
  • Das WIA-Radmodell des EPIZ Reutlingen unterscheidet acht verschiedene Handlungsfelder für Schulen und Studienseminare: Schule als LernORT, Schule als Ort NEUEN LERNENS, Schule als LEBENSRAUM, Schule und UMFELD, Schule und internationale Bezüge, Schulprofil (vgl. WIA-Radmodell)
  • Der Orientierungsrahmen Globale Entwicklung definiert neun Handlungsfelder (vgl. Mathar 2016: 414).
  • Synthese-Modell nach Jorrit Holst: In seinem Paper analysiert Holst (2023) nationale wie internationale Beschreibungen des WIA und führt diese in einem übergreifenden Modell mit insgesamt sieben Handlungsfeldern zusammen.
  • Eine sehr detaillierte Beschreibung des Whole School Approachs in Form von 163 Indikatoren, aufgeteilt in sieben Handlungsfeldern (Dimensionen) bietet der WSA-Navigator, welcher von Schulen kostenfrei bezogen werden kann.

Bedeutung von Schulleitung

Wenngleich die Umsetzung des WSA als Aufgabe der gesamten Schulgemeinschaft zu begreifen ist, so liegt das konzertierte Anstoßen etwaiger Organisationsentwicklung auf Leitungs- und Steuerungsebene.

Dies bedeutet keineswegs, dass Bestrebungen hin zum WSA nicht aus der Schülerinnen- und Schülerschaft oder dem übrigen Personal wie Lehrkräften, Sekretariat oder Hausmeister im Sinne einer Buttom-up-Bewegung erfolgen können. Im Gegenteil – das Fordern des WSA durch die Schulgemeinschaft kann ein entscheidender Faktor sein.

Das konkrete Anstoßen und Umsetzen muss jedoch in kollegialer Führung durch das Schulleitungsteam oder eine entsprechend mandatierte Steuergruppe erfolgen. Nur dies gewährleistet eine nachhaltige Implementierung in die bestehenden Strukturen und verhindert gleichzeitig das Ausbrennen einzelner.

Weitere Informationen für Schulleitungen:

  • Grundmann, Diana (2017): Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schulen verankern. Handlungsfelder, Strategien und Rahmenbedingungen der Schulentwicklung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Bundesmann, Claudia (2023): Zentrale Bedeutung von Schulleitungen in Transformationsprozessen. In: Elsenau, Detlef von; Gorski, Sonja; Zumbrink, Kara (Hrsg.): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein Leitfaden für eine wirkungsorientierte Transformation von Schule und Unterricht. Berlin: Cornelsen. S. 171-179.

Unterstützungsangebote des Pädagogischen Landesinstituts

Das Referat 1.43 des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz (Bildung für nachhaltige Entwicklung, Klimabildung, Verkehrserziehung) unterstützt Sie gerne bei der Umsetzung des WSA an Ihrer Schule:

  • Beratung durch Ihre regionale BNE-Beratungsfachkraft (BfBNE):
    Unsere speziell ausgebildeten pädagogischen Beratungskräfte unterstützen Sie gerne bei Ihrem Transformationsvorhaben. Durch ihre stetige Weiterbildung, Vernetzung in die Region sowie der Kenntnis vieler Good-Practice-Beispiele werden Sie als Schulgemeinschaft bei Ihrer individuellen Entwicklung zielgerichtet unterstützt. Kontakt: bne(at)pl.rlp.de
  • Unterstützung bei der Durchführung eines Studientags:
    Gerne unterstützen wir Sie bei der Planung Ihres Studientags, sei es durch die Empfehlung passender Referenten oder einen eigenen Vortrag/Workshop/... Kurze E-Mail genügt: bne(at)pl.rlp.de.
  • Beratung bzgl. Pädagogischen Schulbaus:
    Das Beratungsteam Pädagogischer Schulbau unterstützt Sie bei Ihrem Transformationsvorhaben hin zu einer BNE-freundlichen Lernumgebung.
  • Begleitung durch das Schulentwicklungsteam:
    Das Team Schulentwicklung begleitet Sie kompetent bei Ihrem Vorhaben.

Weitere Informationen und Literaturangaben

  • Fink, Birgit: BNE curricular verankern. Orientierung für Lehrplankommissionen, Fachkonferenzen und Lehrerbildung. S. 13-14. Pädagogisches Landesinstitut, Hrsg. (2021): PL-Information Nr 3-2021. [Download]
  • Greenpeace e.V. (2021): Whole School Approach. Ganzheitlicher Ansatz zur Schulentwicklung. Hamburg. [Download]
  • Hellwig, Martin (2023): Strukturelle Verankerung von BNE am Beispiel schulischer Nachhaltigkeitsberichte. In: Elsenau, Detlef von; Gorski, Sonja; Zumbrink, Kara (Hrsg.): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein Leitfaden für eine wirkungsorientierte Transformation von Schule und Unterricht. Berlin: Cornelsen. S. 180-188.
  • Holst, J. (2023). Towards Coherence on Sustainability in Education: A Systematic Review of Whole Institution Approaches. Sustainability Science, 18(2), S. 1015-1030. [Download]
  • Holst, Jorrit; Grund, Julius; Brock, Antje (2024): Whole Institution Approach: measurable and highly effective in empowering learners and educators for sustainability. Sustainability Science. Advance online publication. S 1359-1376. [Download]
  • Mathar, Reiner (2016): Der Lernbereich Globale Entwicklung als Aufgabe der ganzen Schule. In: Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Bonn: Cornelsen Verlag. S. 412-432. [Download]
  • Rühle, Jeanine; Ernstberger, Fabian; Zimmermann, Lukas (2023): Lernen und Zukunft gemeinsam mit der jungen Generation gestalten. In: Elsenau, Detlef von; Gorski, Sonja; Zumbrink, Kara (Hrsg.): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein Leitfaden für eine wirkungsorientierte Transformation von Schule und Unterricht. Berlin: Cornelsen. S. 204-219.