So funktioniert Schulgarten!

Schulgarten-Management – das ist die Antwort auf die W-Fragen im Schulgarten: Wer macht wo was und wann? Wir fragen erst einmal: Warum? Warum braucht eine Schule einen Schulgarten-Managementplan? Als Erklärung mag folgende fiktive Situation dienen:

Ein sonniger Dienstagvormittag Mitte April. Frau Blaumüller, Klassenlehrerin der 3 a, will mit ihren Kindern in den Schulgarten gehen und Radieschen säen. Als sie in den Garten kommt, sind Herr Grünschulz und Frau Rotmeier auch mit ihren Klassen draußen. So langsam wird es eng, so dass die Kinder anfangen auch über die Beete zu laufen. Die drei Lehrer/innen sind ratlos: Wo sollen sie denn nun hin mit ihren Radieschen, Sonnenblumen und Kartoffeln? Oje, und wie sieht es denn auf dem Hochbeet aus? Da wuchert das Unkraut. Hat da seit letztem Jahr denn keiner mehr was gemacht? Ach du Schreck, der Kompost quillt ja über! Gibt es da keinen, der sich darum kümmert? Frau Rotmeier wollte mit ihrer Klasse in der Wiese nach Frühjahrsblühern suchen. Aber die Wiese hat irgendjemand schon gemäht. Und wer hat bloß die Himbeeren in das Beet da vorne gesetzt? Da wollte die Klasse von Herr Grünschulz doch ihre Kartoffeln pflanzen …

Unkoordiniertes Chaos ist die Folge, wenn es gar keinen Plan gibt. Das ist sonnenklar, aber was muss geplant werden, und wie geht erstellt man einen solchen Plan? Darum geht es in diesem Kapitel, das sich in erster Linie an die Schulgartenbeauftragten einer Schule richtet.

Die Schulgartenbeauftragten

So wie es für andere Fachräume Lehrkräfte gibt, die z. B. für biologische Sammlungen, die Ausstattung der Chemiesäle mit Geräten und Chemikalien oder die Ordnung und Funktionstüchtigkeit der Sportgeräte verantwortlich sind, sollte es auch für den Schulgarten mindestens einen, besser zwei Schulgartenbeauftragte geben. Sie sollten ebenso wie ihre Kolleg/innen, die für andere Fachräume zuständig sind, entsprechende Entlastungsstunden für ihre Tätigkeit erhalten.

Die Schulgartenbeauftragten – das ist sehr wichtig festzuhalten – sind NICHT zuständig für die Pflege des Gartens! Sie sind aber dafür zuständig, sich darum zu kümmern, dass der Garten gepflegt wird. Die Nutzung, Pflege und Wartung des Gartens ist nämlich eine Gemeinschaftsaufgabe der Schulgemeinschaft und des Schulträgers. Festzulegen, wer dabei welche Aufgaben hat, ist Gegenstand des Schulgarten-Managements. Dieses Management ist die zentrale Aufgabe der Schulgartenbeauftragten. Sie brauchen dafür vor allem folgende „Tugenden“:

  • eine gute Kommunikation mit der Schulleitung, mit der/dem Hausmeister/in und mit den verantwortlichen Stellen beim Schulträger (bei Gemeinden z. B. zum Grünflächenamt)
  • die Fähigkeit, den Aufwand für den Schulgarten an die zur Verfügung stehenden Ressourcen anzupassen.
  • Zuerst einen aufwändig zu pflegenden Garten zu bauen und danach Leute zu suchen, die ihn pflegen, ist einer der häufigsten Fehler im Schulgarten-Management! Auch neue (personelle) Ressourcen zu erschließen, kann eine Managementaufgabe sein, die aber ihrerseits auch Aufwand bedeutet.

Insbesondere Beete mit einjährigen Pflanzen erfordern viel Pflege. Pflegeleichte Elemente wie eine Hecke, eine Obstwiese oder Beete mit mehrjährigen Kräutern bieten ein ebenso hohes Bildungspotenzial. Dies sollte im Überschwang der Begeisterung bei der Neuanalage eines Schulgartens wohl bedacht werden!

Im Idealfall ist der Schulgarten im Konsens mit dem Schulträger so gestaltet, dass der größte Teil der Fläche eine Dauerbepflanzung hat, deren Pflege vom Schulträger übernommen wird. Diese „gärtnerische Grundsicherung“ kann auch ein pädagogisches Projekt sein und von einer Lerngruppe geleistet werden. Meistens läuft ein solches Projekt aber nur für recht kurze Zeit. Dies muss dann mit dem Schulträger abgesprochen werden, damit er sich für diese Zeit des Projektes aus der Pflegeverantwortung zurückzieht.

Pflegeaufwändige Beete – insbesondere solche mit einjährigen Pflanzen – sollten nur dann eingerichtet werden, wenn klar ist, wer sie pflegt – je verbindlicher, desto besser. Optimal ist es, wenn diese Beete leicht wieder z. B. in Rasen / Wiese zurückverwandelt werden können, wenn die personellen Ressourcen nicht mehr für die Pflege ausreichen. Das beständige Austarieren dieser Aufwand-Ressourcen-Relation ist eine der wichtigsten Management-Aufgaben für den Schulgarten.

Herausforderungen und Besonderheiten des Lernortes Schulgarten

Im Schulgarten ist nicht nur die Natur äußerst dynamisch, sondern auch die Nutzungsintensität. Da wird hier mal wieder ein neues Beet angelegt oder dort eine Trockenmauer gebaut. Eine Lehrerin wird für längere Zeit krank, es stellt sich heraus, dass im kommenden Jahr eine Klasse mehr eingeschult wird als sonst, in diesem Jahr kommt keine Garten-AG zustande. All diese Eventualitäten wirken sich auf das Schulgarten-Management aus. Wer einen Management-Plan für den Schulgarten erstellt, muss sich also dessen bewusst sein, dass er sich höchstwahrscheinlich noch im Zeitraum seiner „Gültigkeit“ ändern wird.

Der Vorteil des im Folgenden vorgestellten Managementplans liegt in der Art der Visualisierung. Sie gibt einen Überblick über die momentane Situation und zeigt unmittelbar die Probleme (z. B. Pflegelücken, „Doppelbelegungen“) auf, die entstehen, wenn sich an einer Stelle etwas ändert. Wenn für die offenen Fragen Antworten gefunden wurden (v. a.: „Wer übernimmt neue / vakante Aufgaben?“), wird der Plan geändert, und dann kann’s weiter gehen.

Was Schulgarten-Management so komplex macht, sind folgende Umstände:

  • Gartenjahr ≠ Schuljahr: Die Vegetationsperiode in unseren Breiten beginnt im Frühjahr und endet im Herbst – das Schuljahr dagegen beginnt im Spätsommer und endet im Hochsommer. Dies erfordert eine andere Zeitplanung als in anderen Fächern: Schulgarten-Projekte gehen oft über einen Klassenwechsel hinaus!
  • Der Schulgarten ist ein Lernort, der von mehreren Gruppen (Klassen, AGen, Kurse) genutzt wird. Das sind andere Fachräume wie Turnhallen, Computerräume und Chemiesäle auch, aber sie werden nach der Benutzung durch eine Gruppe wieder aufgeräumt, so dass jede Gruppe jedes Mal die gleichen Bedingungen vorfindet, wenn sie den Raum betritt. Im Schulgarten dagegen „besetzt“ eine Gruppe über einen längeren Zeitraum einen Teil des Raumes, z. B. in Form eines Klassenbeetes. Oder die Gruppe tut etwas im Garten (Hecke schneiden, Kompost umsetzen, Wiese mähen), das die Aktionsmöglichkeiten für andere Gruppen verändert oder einschränkt.
  • Der Schulgarten ist ein lebendiger Lernort. Wenn ich einen Raum in der Schule mal ein Jahr lang nicht nutze, verändert sich dort nichts, außer dass es muffig riecht. Wenn ich aber im Schulgarten einen Bereich ein Jahr lang nicht nutze, erobert sich die Natur diesen Raum zurück – meist in Form von Löwenzahn, Quecke, Giersch, Kriechendem Hahnenfuß, Zaunwinde oder Wilder Brombeere… schwere Jungs, denen man dann mit viel Zeit und Muskelkraft zu Leibe rücken muss, um die Fläche wieder als Schulgarten-Beet nutzbar zu machen. Alle Flächen müssen also durchgängig gepflegt werden. Handelt es sich bei den Beeten um Bodenbeete, können sie zeitweise wieder in Wiese / Rasen umgewandelt werden. Alternativen sind pflegeleichte Dauerbepflanzungen oder eine Gründüngung bzw. Zwischenfrucht, die später ggf. einfach wieder entfernt werden können.
  • Bei der Bestellung der Beete müssen neben den pädagogischen auch ökologisch-gärtnerische Erfordernisse berücksichtigt werden, insbesondere die Fruchtfolge. Natürlich wollen alle Klassen mal Kartoffeln anbauen, aber Kartoffeln sollten nur alle vier Jahre auf dem gleichen Beet angebaut werden, da sich sonst Krankheitserreger im Boden anreichern. Und dann braucht man schon eine große Anbaufläche, wenn jedes Kind einer vierzügigen Grundschule am Ende seiner Grundschul-Laufbahn einmal Kartoffeln gesetzt, gepflegt und geerntet haben soll.
  • Schulgarten-Arbeit ist saison- und wetterabhängig. Eine feste Unterrichtsstunde „Schulgarten“ wird diesem Umstand nicht wirklich gerecht. Am besten geht man nämlich dann in den Schulgarten, wenn es nötig und möglich ist: Vor allem zwischen April und September, bei trockenem Wetter, vormittags nach dem Verdunsten des Morgentaus und vor der Mittagshitze. Da natürlich alle Gruppen diese optimalen Bedingungen nutzen möchten, gäbe es ein ganz schönes Gedrängel im Schulgarten, wenn es gar keine Absprachen gäbe, wer wann mit seiner Gruppe in den Garten geht.

Aufstellen eines Schulgarten-Managementplanes

Für die erste Erarbeitung eines Schulgarten-Managementplanes sollte sich das Kollegium einen ganzen Tag Zeit nehmen, z. B. im Rahmen eines Studientages. Laden Sie eine Schulgarten-Beraterin / einen Schulgarten-Berater dazu ein, der Sie mit gärtnerischem Knowhow und dem Wissen um die besonderen Rahmenbedingungen von Schule als Referent/in und Moderator/in unterstützt. Hilfreich ist es auch, eine/n Vertreter/in des Schulträgers einzuladen, denn einige Aufgaben werden in der Hand des Schulträgers bleiben wie z. B. das Mähen einer größeren Rasenfläche, der Rückschnitt von Hecken oder die Wartung des Wasseranschlusses.

Die spätere Fortschreibung des Managementplanes kann im Rahmen von Konferenzen erfolgen. Die Schulgartenbeauftragten sind dann u. a. dafür zuständig, dem Schulträger abzusehende Pflegenotstände mitzuteilen, damit dieser für diesen Zeitraum eine gärtnerische Grundsicherung der betreffenden Bereiche einplanen kann.

Ein Schulgarten-Managementplan ist quasi ein vierdimensionaler Plan mit den Dimensionen „Projekt“ (Was?), „Raum“ (Wo?), „Zeit“ (Wann?) und „Verantwortlichkeit“ (Wer?). Da wir nur die Möglichkeit einer zweidimensionalen Darstellung (Tabelle) haben, müssen wir uns für zwei Dimensionen entscheiden, die in Spalten und in Zeilen abgebildet werden. Die dritte und vierte Dimension werden dann in die „Zellen“ eingetragen.

Die unbestrittene „Haupt“-Dimension im Schulgarten-Management ist die Zeit. Wir kennen alle die Darstellung von Zeitabläufen entlang eines „Zeit-Strahls“, d. h. in horizontaler Richtung. Diese Art der Darstellung ist von allen gut lesbar und soll daher auch hier die Grundlage bilden. In den Management-Tabellen (Plänen) sind daher die Spalten immer Zeit-Spalten, die allerdings dann noch einmal unterteilt werden, um die anderen Dimensionen abzubilden. Der Zeitraum, für den ein Managementplan erstellt wird, sollte immer mindestens eine ganze Vegetationsperiode umfassen, möglichst zwei vollständige Gartenjahre.

Das Besondere beim Schulgarten-Management ist nun, dass Lehrkräfte zunächst mit der „pädagogischen Brille“ schauen, d. h. sie möchten für ihre Klasse/Gruppe ein Projekt planen, das in ihr Lehrkonzept passt. Daher ist der erste Schritt die Aufstellung eines Arbeitsplanes, bei dem sich in den Zeilen die Klassen/Gruppen wiederfinden, d. h. die Frage nach dem „Wer?“ beantwortet wird. In den Zellen steht dann die Information, welche Kultur / welches Projekt (Was?) die Klasse in welchem Bereich des Schulgartens (Wo?) durchführt.

Für die gärtnerische Organisation des Schulgartens ist aber vor allem wichtig, dass alle Bereiche durchgängig betreut werden. Daher wird dieser Arbeitsplan in einem zweiten Schritt übertragen in einen Anbau- und Pflegeplan, bei dem in den Zeilen die verschiedenen Orte des Schulgartens (Wo?) wie die einzelnen Beete, der Kompost etc. stehen. In den Zellen stehen dann das Projekt (Was?) und die Zuständigkeit (Wer?).

Schritt 1: Arbeitsplan

Überlegen Sie anhand von ausliegendem Material (einschlägige Fachbücher, Schulbücher, Downloads, Bildungs- und Lehrpläne), welche Projekte Sie gerne mit Ihren Kindern im Schulgarten durchführen möchten. Ergebnis = Ideensammlung (für jede Idee sollten einige wichtige Rahmenbedingungen wie benötigter Zeitraum und benötigte Fläche notiert werden)

Entscheiden Sie sich, welche dieser Projekte sie in dem Zeitraum, für den der Managementplan erstellt wird, umsetzen möchten. Tragen Sie diese Projekte in einen Arbeitsplan ein zusammen mit den gewünschten Orten zur Umsetzung der Projekte – entweder konkrete Bereiche, die Sie im Blick haben oder Flächenansprüche.

Hier noch ein kleiner Tipp: Sie müssen sich nicht entscheiden, ob Sie Radieschen, Bohnen oder Möhren anbauen wollen. Es reicht, wenn sie das Projekt „Sommergemüse“ nennen. In einem solchen Mischkultur-Beet können dann natürlich auch Sommerblumen etc. gezogen werden. Für das Management entscheidend ist, dass das Beet von Frühjahr bis Herbst besetzt ist, und zwar mit einer Mischkultur, die keine besondere Fruchtfolge erfordert. Ausnahme: Kartoffeln in „Monokultur“ sollten explizit benannt werden, damit berücksichtigt werden kann, dass in mindestens zwei Folgejahren auf dieser Fläche keine Kartoffeln mehr angebaut werden. Auch wenn Sie vorhaben, ein Beet mit verschiedenen Wintergemüsen (z   B. Grünkohl, Spinat, Feldsalat und andere Wintersalate) anzulegen, reicht als Projekttitel „Wintergemüse“, weil auch hier für das Management die Information entscheidend ist, dass das Beet den Winter über besetzt ist und z. B. nicht vom vorherigen Nutzer winterfest (Mulch, Gründüngung) gemacht werden muss.

Schritt 2: Anbau- und Pflegeplan

Schreiben Sie in erste Spalte des Anbau- und Pflegeplanes untereinander alle Bereiche, die im Schulgarten Pflege brauchen, auf. Dazu machen Sie am besten einen gemeinsamen Rundgang durch den Garten. Zu den Bereichen, die gepflegt werden müssen, gehören nicht nur die Beete, sondern auch z. B. Obstbäume, die Wiese, eine Hecke, eine Kräuterspirale oder Spiel-Bereiche.

Übertragen Sie die Informationen aus dem Arbeitsplan in den Anbau- und Pflegeplan. Ordnen Sie den Projekten konkrete Orte zu. Dann sehen Sie auch sofort, wo noch „Pflege-Lücken“ sind, Zuständigkeiten/Verantwortlichkeiten fehlen. Die Pflege von Bereichen, die nicht von der Schulgemeinschaft bewirtschaftet werden können, obliegt dem Schulträger. Deshalb ist es wichtig, all diese Bereiche aufzuführen und festzuhalten, wer für die Pflege zuständig ist. Die Details der Pflege werden später in Pflegeplänen beschrieben.

Als wichtige Zusatz-Information sollten diesem Plan auch Wechsel in den Zuständigkeiten visualisiert werden, d. h. wenn eine Klasse mit ihrem Projekt auf einem Beet fertig ist, muss eine Übergabe an die/den nächsten Verantwortliche/n erfolgen.

Übertragen Sie die ausgewählten Orte, an denen die Projekte umgesetzt werden, in den Arbeitsplan. Am Ende müssen beide Pläne genau übereinstimmen. Beachten Sie auch: Wenn in einem Plan Änderungen vorgenommen werden, müssen diese unbedingt in den anderen Plan übertragen werden!

Die beiden Pläne sollten gut sichtbar im Lehrerzimmer oder einem anderen Gemeinschaftsraum aufgehängt, in Kopie auch z. B. an die Wand im Gartenhäuschen gehängt werden. Sie bilden die Grundlage und den Überblick über die Organisation des Schulgartens. Ergänzt werden sie durch weitere Pläne.
 

Weitere Pläne im Schulgarten-Management

Projektpläne

Ein Schulgarten-Projekt bzw. eine Unterrichtsreihe planen Sie im Grunde wie jedes andere Unterrichtsprojekt: Wann mache ich was, wie viel Zeit plane ich dafür ein, wie gehe ich methodisch vor, welches Material brauche ich, welche Hilfestellung von außen brauche ich? Besonders der letzte Punkt ist bei Schulgarten-Projekten wichtig, weil ggf. Sie für manche Fragen gärtnerische Beratung brauchen oder eine Betreuung über die Sommerferien organisiert werden muss.

Jeder Projektplan sollte mit der Organisation der Übergabe in eine andere Zuständigkeit enden. Wenn die Beete vor den Sommerferien „geräumt“ werden, sollte gleich eine Gründüngung (z. B. Phacelia oder Leguminosen) eingesät werden oder das Beet gut mit Mulchmaterial abgedeckt werden. Wenn die Beete erst im Herbst abgeerntet werden, sollten sie ebenfalls gemulcht werden. Wenn im nächsten Frühjahr keine weitere Nutzung geplant ist, sollten im Herbst wuchskräftige Bodendecker gepflanzt werden (das können z. B. auch dicht gepflanzte Wald-Erdbeeren sein – sie können, müssen aber nicht unbedingt genutzt werden und brauchen kaum Pflege).

Belegungsplan

Wie jeder Fachraum braucht auch der Schulgarten einen Belegungsplan. Allerdings ist der Schulgarten-Unterricht stark wetterabhängig, so dass für jede Gruppe immer auch Ausweich-Termine eingeplant werden sollten. Planen Sie daher für jedes Schulgarten-Projekt doppelt so viel Stunden ein wie sie eigentlich benötigen!

Je nach Größe des Schulgartens können auch mal zwei Gruppen gleichzeitig im Garten werkeln. Berücksichtigen Sie aber, dass größere Gruppen auch geteilt werden müssen. Dann kann es passieren, dass zwar nur zwei Klassen im Schulgarten sind, aber trotzdem vier oder fünf Gruppen dort aktiv sind. Planen Sie also nur Doppel-Belegungen mit kleinen Gruppen ein!

Pflegepläne

Für einige Bereiche im Schulgarten sollte es Pflegepläne geben. Das betrifft z. B.

  • Bereiche mit Dauerbepflanzung (Staudenbeete, Gehölzpflanzungen),
  • den Kompost,
  • das Gerätehaus,
  • Spiel- und Aufenthaltsbereiche

Die Angaben zur Verantwortlichkeit für die einzelnen Bereiche sind grob schon im Anbau- und Pflegeplan festgelegt, die einzelnen Arbeitsschritte in der Pflege werden dann in den Pflegeplänen detailliert beschrieben.

In den Pflegeplänen steht, wann im Jahresverlauf welche Arbeiten zu tun sind und wer sie ausführt. So müssen z. B. in Staudenbeeten im Frühjahr die vorjährigen Triebe abgeschnitten werden, das Beet im Sommer ggf. ab und zu gejätet werden. Der Kompost muss einmal im Jahr umgesetzt werden, das Gerätehaus geputzt und aufgeräumt, kaputte Geräte repariert oder ersetzt werden, die Obstgehölze müssen geschnitten, ggf. auch angebunden werden, ihre Baumscheiben gedüngt und gejätet werden, etc. In den Pflegeplänen sollte auch stehen, welche Geräte für die Pflege benötigt werden und wo sie zu finden sind.

... und natürlich der Gießplan (nicht nur) für die Sommerferien ...

Die Sommerferien

Eine der häufigsten Fragen, die bezüglich des Schulgarten-Managements gestellt werden, ist die Frage nach den Sommerferien. Manchen erscheint der Betriebe eines Schulgartens geradezu unmöglich, weil man sich nicht vorstellen kann, wie der Garten die Sommerferien überleben kann. Sie können beruhigt sein: Die Natur und die gärtnerischen Möglichkeiten bieten ausreichend Lösungsstrategien für dieses Problem – auch in Zeiten des Klimawandels.

Spielen wir die Möglichkeiten durch – sortiert nach der Intensität, in der der Garten im Sommer Aufmerksamkeit braucht:

Plan A: KEINE Pflege in den Sommerferien: Der Garten besteht zum größten Teil aus mehrjährigen Kulturen, die schon „eingewachsen“ sind (z. B. Obstbäume und -sträucher oder Kräuter- und Staudenbeete nach ein paar Jahren) und naturnahen Elementen wie Totholz, einer Wildblumenwiese oder einer Hecke. In den Gemüsebeeten werden über’s Jahr Pflanzen kultiviert, die im Sommer nicht mehr in den Beeten stehen. Dies sind:

  • kurzlebige Kulturen wie Radieschen, Zuckererbsen (wie z. B. die 'Kesselheimer Zuckererbse') oder Salat, die zwischen Oster- und Sommerferien von der Aussaat bis zur Ernte „fertig“ werden,
  • Herbstkulturen, die nach den Sommerferien gesät und im Winter geerntet werden (z. B. Wintersalate wie Feldsalat oder Postelein) oder die im Winter eine Wuchspause einlegen und im Frühjahr geerntet werden wie manche Salat- oder Kohlsorten (sog. "Winterschläfer" wie z. B. die Kopfsalat-Sorte 'Mombacher Winter').

Plan B: In einigen Beeten wachsen über die Sommerferien einjährige Pflanzen, die KEINE Pflege brauchen. Dies sind vor allem „Ackerpflanzen“ wie Kartoffeln oder Getreide, die nicht gegossen werden müssen.

Plan C: Die einjährigen Pflanzen in den Beeten erfordern WENIG Pflege. Wenn man auf besonders durstige Arten wie Gurken / Kürbisse / Zucchini, Tomaten etc. verzichtet, viel mulcht und die Pflanzen zum Wassersparen „erzieht“ (s. u.), muss wesentlich seltener gegossen werden.

Plan D: Mittlerweile haben viele Schulen für ihre Schulgärten schon automatische Tröpfchenbewässerungssysteme installiert, teilweise mit Zeitschaltuhren oder sogar mit einer automatischen Steuerung über Sensoren (Niederschlag, Temperatur). Die meisten Schulgärten verfügen aber noch nicht über diese High-Tech-Bewässerung, hier wird noch mit der Hand gegossen.

 

Exkurs Gärtnerwissen: Erziehung von Pflanzen zum Wassersparen

Gerade Jungpflanzen bilden in ihrer Entwicklung dort und so viele Wurzeln aus, wo und wie Wasser zur Verfügung steht. Wenn Sie oft kleine Mengen gießen, entwickelt sich die Pflanze entsprechend der Information, dass Wasser kontinuierlich an der Bodenoberfläche zur Verfügung steht, und bildet wenige und oberflächennahe Wurzeln aus. Die Energie für ein dichtes, tief reichendes Wurzelwerk spart sie sich. Das braucht sie aber, wenn sie längere Wassermangel-Phasen überleben soll. Es gibt mehrere gärtnerische Maßnahmen, mit denen man die Pflanzen dazu erziehen kann, dass man sie möglichst selten gießen muss:

Säen statt Pflanzen: Wo immer es möglich ist, wird gesät statt gepflanzt. Wenn eine Pflanze keimt, geht die Wurzelspitze erst einmal senkrecht nach unten in den Boden, noch bevor die Keimblätter ans Licht streben. Der Vegetationspunkt an der Wurzelspitze hat die genetisch vorbestimmte Aufgabe, tiefe Bodenschichten zu erschließen. Keine verpflanzte Pflanze kommt jemals an die Verwurzelungsqualität einer direkt gesäten Pflanze heran!

Richtig Pflanzen: Wenn wir Pflanzen vorziehen, ist nach dem Keimen für die Wurzel am Boden des Voranzuchtgefäßes Schluss. Dann beginnt die Wurzel auf der Suche nach einem Weg nach unten am Boden des Topfes Kreise zu drehen. Diesen „Drehwurm“ wird sie auch nicht mehr los, wenn man sie umpflanzt. Die einzige Option ist es dann, die Drehwurzel zu kappen und die Pflanze nur mit den nach unten zeigenden Wurzeln einzupflanzen. Durch den Schnitt verliert die Wurzel aber ihren primären Vegetationspunkt, der sie nach unten treibt. Die neu wachsenden Wurzeln haben diese Fähigkeit nicht mehr in dem Maße wie die Primärwurzeln.

Beim Pflanzen sollte man darauf achten, dass das gesamte Wurzelwerk nach dem Einpflanzen auch nach unten ausgerichtet ist. Das lässt sich erreichen, indem man ein deutlich tieferes Pflanzloch aushebt als der Wurzelballen hoch ist. Man setzt die Pflanze tief ein, schüttet locker ein wenig Boden auf die Wurzeln und hebt dann die Pflanze vorsichtig nach oben an. Der Boden hält die Wurzeln fest, sodass sie sich beim Anheben der Pflanze nach unten ausrichten. Insgesamt sollte die Pflanze nach dem Pflanzen etwas tiefer stehen als Oberfläche des Beetes. In diesem „Gießtrichter“ fließt das Wasser beim Gießen zur Pflanze hin.

Mulchen, mulchen, mulchen: Mulch verhindert das Verdunsten von der Bodenoberfläche und fördert die Humusbildung. Humus wiederum ist ein exzellenter Wasserspeicher. Besonders wichtig ist das Mulchen der Wurzelbereiche der Pflanzen.

Richtig Gießen bedeutet: selten, dafür aber kräftig den Wurzelraum der Pflanze gießen. Wie oft ist „selten“? Wann braucht eine Pflanze wieder Wasser? Achten Sie darauf, ob die Pflanze morgens die Blätter hängen lässt. Dann braucht sie definitiv wieder Nachschub von oben. An heißen Tagen, womöglich noch mit trockenem Wind, können Pflanzen gar nicht so schnell Wasser aus dem Boden nachziehen, wie ihnen über die Blätter verloren geht. Deshalb lassen sie dann schon mittags die Blätter hängen. Das heißt aber nicht, dass es nicht mehr genügend Wasser im Boden gibt. Ist der Boden noch feucht genug, gleicht die Pflanze über Nacht das Defizit aus. Ist er zu trocken, erkennt man am nächsten Morgen an den schlaff herunterhängenden Blättern, dass es an der Zeit ist zu gießen. Und dann heißt es wieder: kräftig und üppig den Wurzelraum gießen.

Selten gießen? Ach, wie schade! Die Kinder gießen doch so gerne, und mit kleinen Gießkannen ausgestattet kann ich eine Truppe Kinder für eine ganze Weile im Schulgarten beschäftigen! Das stimmt, aber selbst jüngere Kinder verstehen auch den Wert des Wassers, und dass Wasserverschwendung irgendwann zu Wassermangel führt. Dennoch es gibt Bereiche im Garten, die durchaus sinnvoll gegossen werden können, wenn es länger trocken ist: der Kompost, ein Teich oder eine „wilde Ecke“. So bleibt das Wasser im System und die Kinder haben ihren Spaß.

Gießpläne

Bedenken Sie: Nicht nur in den Sommerferien, sondern auch in anderen längeren unterrichtsfreien Phasen während der Vegetationsperiode müssen einige Kulturen gegossen werden. Das betrifft neben den Sommerferien v. a. auch die langen Wochenenden zwischen Ostern und den Sommerferien (Himmelfahrt & Co.).

Wenn über freie Tage und Ferien gegossen werden muss, stellt sich die Frage, wer das tun soll. Kinder sollen beim Gärtnern unter anderem lernen, für Lebewesen Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch die Wasserversorgung der kultivierten Pflanzen. Gießen gehört also zum pädagogischen Projekt und ist NICHT die Aufgabe der Lehrkräfte oder des Hausmeisters! Während der Schulzeit können die Schüler/innen in eigens eingerichteten "Grünen Pausen" mit Aufsicht im Schulgarten gießen. In den Ferien können jüngere Kinder natürlich nicht alleine zum Gießen in den Schulgarten kommen. Nehmen Sie daher durchaus die Eltern oder Großeltern der Kinder mit in die Pflicht, aber überfordern Sie die Familien nicht. Gießdienste sollten einen Zeitraum von einer Woche nicht überschreiten. Die Versorgung der Pflanzen ist eine Gemeinschaftsaufgabe! Denken Sie dabei auch an die „Schlüssel-Frage“: Ist der Zugang zum Schulgelände, zum Garten, zum Wasseranschluss, zu Schlauch und/oder Gießkannen für die „Gieß-Paten“ geklärt? Wie werden die Schlüssel von einem Paten zum anderen Paten übergeben? Das Ab- und Weitergeben von Schlüsseln sollte möglichst protokolliert und vom Geber und Nehmer unterschrieben werden!

Schließlich sollte es für jeden Gießdienst auch Stellvertreter/innen geben, falls die Gießpat/innen mal krank werden oder andere Umstände sie daran hindern, ihren Dienst zu verrichten.

Die Schulgarten-Bibliothek

Eine Schulgarten-Bibliothek mit Lehrbüchern und Unterrichtsmaterialien sollte auch einen „Schulgarten-Ordner“ enthalten. Hier können alle, die ein erfolgreiches Projekt im Schulgarten durchgeführt haben, die Unterlagen einordnen, die sie für ihr Projekt gesammelt, erstellt und genutzt haben: den Projektplan (s. o.), Arbeitsblätter, Literaturhinweise etc. Nachfolgende Kolleg/innen können dann auf Bewährtes zurückgreifen. So wird Schulgarten-Arbeit nach und nach immer effizienter und für alle attraktiver.

Außerdem ist eine Ideenkartei hilfreich, in der kleine Projekte oder Kleingruppenarbeiten gesammelt werden. Bei der Beschreibung der einzelnen Aktionen sollten Angaben enthalten sein zum Vorbereitungsaufwand, zu benötigtem Material, zur Dauer der Aktion sowie zu Anzahl und Alter der teilnehmenden Schüler/innen. Aus dieser „Werkzeugkiste“ können sich insbesondere noch nicht so erfahrene Kolleg/innen bedienen, wenn sie mit der Schulgartenarbeit beginnen.

Die sieben goldenen Regeln des Schulgarten-Managements

  1. Benennen Sie mindestens einen, besser zwei Schulgartenbeauftragte, die für das Schulgarten-Management Entlastungsstunden erhalten.
  2. Halten Sie engen Kontakt zum Schulträger, der für die gärtnerische Grundsicherung des Schulgartens sowie für die technische Wartung und Verkehrssicherung zuständig ist.
  3. Der Gesamtaufwand für die Gartenpflege muss sich nach den vorhandenen personellen Ressourcen richten. Sind wenig Ressourcen vorhanden, muss der Garten entsprechend pflegeleicht gestaltet sein.
  4. Planen Sie für die erste Erstellung eines Schulgarten-Managementplanes einen ganzen Tag mit dem ganzen Kollegium ein!
  5. „Primat des Pädagogischen“: Gehen Sie von Ihrem „Kerngeschäft“ aus und planen Sie Schulgarten-Projekte primär nach pädagogischen Gesichtspunkten! 
  6. Planen Sie auch den Wechsel von Zuständigkeiten, wenn ein Projekt beendet ist (z. B. Übergabe eines Beetes)!
  7. Wählen Sie für Beete mit einjährigen Pflanzen die Arten nach den Möglichkeiten der Gartenpflege in den Sommerferien aus. Es gibt gärtnerische Optionen, bei denen eine Pflege in den Ferien nicht erforderlich ist. Beim Gießplan für die Sommerferien und für die langen Wochenenden im Frühsommer beachten: Kein Gießdienst länger als eine Woche, Stellvertreter/innen einplanen, Schlüsselfrage klären!