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Kita und Grundschule: Wie Kinder sprechen lernen: Rheinland-pfälzisches Modell zur Sprachbildung und -förderung ist seit 2017 im Einsatz – Bildungsministerin Dr. Hubig dankt Professorin Kammermeyer

Die entscheidende Frage lautet nicht: „Wie sag ich’s meinem Kinde?“ Sie müsste vielmehr lauten: „Wie bringe ich ein Kind dazu, dass es selbst ausführlich und gewandt spricht?“ Was Expertinnen und Experten als „Anregungsqualität“ bezeichnen, das ist das Wissen und die Fähigkeit von Erzieherinnen und Erziehern, wie man Kinder zum Sprechen und Denken anregt. Das heißt: sie durch eigenes Sprechen dazu motivieren, dass sie selbst über ihre Vorstellungen und Ideen sprechen und lernen, sich mitzuteilen. In den rheinland-pfälzischen Kitas wird diese alltagsintegrierte Sprachbildung seit mehr als zwanzig Jahren mit Erfolg praktiziert. Ob beim Essen, Wickeln, Basteln oder Spielen – miteinander gesprochen wird bei jeder Gelegenheit.
Professorin Dr. Gisela Kammermeyer, RPTU, und PL-Direktorin Dr. Birgit Pikowsky vor Beginn der Veranstaltung am 7. Oktober 2024 in Landau

Seit 2017 wird die Fachpraxis mit dem Programm „Mit Kindern im Gespräch“ unterstützt, das im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) entstanden ist. Dass sich dieser methodische Ansatz in der Praxis bewährt hat und auch von wissenschaftlicher Seite als höchst wirksam anerkannt wird, wurde am Montag bei der Abschlusstagung von BiSS-Transfer unter dem Titel „Auf Gespräche kommt es an!“ in Landau deutlich. An der dortigen Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) wurde das mittlerweile landesweit eingesetzte Konzept unter Federführung von Professorin Gisela Kammermeyer konzipiert, evaluiert und weiterentwickelt.

„Unsere alltagsintegrierte Sprachbildung an Kitas mit dem Programm ,Mit Kindern im Gespräch‘ als zentralem Baustein ist langfristig angelegt, weil in der Sprachförderung schnelle Lösungen einfach nicht möglich sind. Wir haben Beharrlichkeit und wir haben einen Plan, das zahlt sich aus und wir bleiben dran“, sagte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig bei der Tagung. Sie betonte besonders, dass beim rheinland-pfälzischen Weg theoretische Vorschläge mit Praxismaterial begleitet werden und dabei die Qualifizierung und Professionalisierung der Fachkräfte im Vordergrund stehe. „Unser Ansatz zur frühkindlichen Sprachbildung ist wichtig und richtig, weil er Kindern ganz früh und entwicklungsgerecht Sprachkompetenzen vermittelt und ihnen damit den weiteren Weg auf ihrer Bildungslaufbahn ebnet. Was hier an der RPTU von Professorin Kammermeyer und ihrem Team für und mit Rheinland-Pfalz entwickelt worden ist, findet bundesweit Anerkennung. ,Mit Kindern im Gespräch‘ wird von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz lobend erwähnt und findet auch in anderen Bundesländern Anklang.“

Damit an der RPTU die pädagogischen und didaktischen Grundlagen für „Mit Kindern in Gespräch“ und für weitere Ansätze im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) gelegt werden konnten, hat das Land viel Geld in die Hand genommen – fast zwei Millionen Euro. So ist es gelungen, umfangreiche Fortbildungen für Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte anzubieten, die nötigen Materialien für die pädagogischen Fachkräfte und Lehrkräfte anzuschaffen und all das landesweit auszurollen – und das ohne Kosten für Kitas und Schulen. „Wir tun das gern, weil wir von der alltagsintegrierten Sprachbildung hundertprozentig überzeugt sind“, so Ministerin Dr. Hubig.

Um die Bedeutung zusätzlich zu unterstreichen, wird diese Form der Sprachbildung seit dem Inkrafttreten des Kita-Gesetzes im Jahr 2021 an jeder Personalstelle mit einem festen finanziellen Anteil angedockt. Auf diesem Wege stellt das Land im Jahr 2024 rund 22,5 Millionen Euro für diesen wichtigen Zweck bereit und die Mittel wachsen dynamisch mit.

Besonders bedankte sich Hubig in diesem Zusammenhang bei Professorin Kammermeyer, für die die Fachtagung in Landau den Abschied von ihrer beruflichen Laufbahn markierte. „Sie und ihr ganzes Team haben nicht nur geforscht. Sie haben sich auch ganz persönlich dafür eingesetzt, dass die alltagsintegrierte Sprachbildung im Kita-Gesetz fest und strukturell verankert wird“, erklärte Hubig. „Danke für Ihren Einsatz, danke für Ihre Leidenschaft, für Ihr Engagement, für Ihre stets zukunftsorientierten, kreativen Ideen, für Ihre Expertise und Ihre Unterstützung.“ Diese habe, so Hubig, für viele Kinder Türen geöffnet, die sonst verschlossen geblieben wären. Wie gut der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis in Rheinland-Pfalz funktioniert, zeigt sich auch daran, dass die Expertise der langjährigen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Sarah Kind und Patricia Goebel dem Land erhalten bleiben, sie werden im Pädagogische Landesinstitut für „Mit Kindern im Gespräch“ zuständig sein und dieses weiter verbreiten.

„Interaktionsqualität ist ein zentrales Ziel für Kita und Schule“, ergänzte Professorin Kammermeyer Hubigs Ausführungen. „Das Programm ,Mit Kindern im Gespräch‘ ist ein Fortbildungskonzept für pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte, mit dem nachweislich die Anregungsqualität von pädagogischen Fachkräften und das Sprachverstehen von Kindern in Kitas gefördert werden kann.“ Die hohe Wirksamkeit, das wurde bei der Fachtagung bekannt, wurde durch ein Forschungsprojekt belegt, das von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) gefördert wurde. Der eindeutige Befund der Experten: „Mit Kindern im Gespräch“ hatte für alle pädagogischen Fachkräfte und alle Kinder in den Kitas positive Effekte – und zwar völlig unabhängig davon, ob die Kinder einsprachig oder mehrsprachig aufwachsen oder welche sprachliche Kompetenzen sie vorher bereits mitgebracht haben. „Das Programm hilft also allen Kindern weiter und schafft die Basis, dass alle mit guten sprachlichen Voraussetzungen in die Schullaufbahn starten können. Das ist ein ganz wesentlicher Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit“, erklärte Hubig abschließend.

Und die Erfolgsstory soll fortgeführt werden. Nachdem „Mit Kindern im Gespräch“ im Jahr 2017 als Landescurriculum für die Kitas aufgenommen worden war, ist es jetzt, seit Beginn des Schuljahres 2024/2025 auch in der Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher angekommen – als Bestandteil im Rahmenplan für die Fachschule Sozialwesen (Fachrichtung Sozialpädagogik).

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