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Landesregierung baut Deutsch-Förderung an Schulen aus

Mit einem 10-Punkte-Plan will die Landesregierung die Sprachförderung in Schulen für Neuankömmlinge mit unzureichenden Deutschkenntnissen intensivieren, konzentrieren und effektiver gestalten. Anlässlich der heutigen Debatte im Landtag zum Umgang mit Flüchtlingen hält Bildungsministerin Vera Reiß fest: „Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl von Zuwanderern und Flüchtlingen wollen wir die Sprachförderung in Deutsch an den Schulen in Rheinland-Pfalz weiter optimieren und ausweiten. Die Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen hat im Land bereits seit längerem einen hohen Stellenwert. Indem wir sie gezielt aus- und umbauen, unterstützen wir die Integration, vergrößern Bildungschancen und nutzen damit auch ein Potenzial, das wir vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftebedarf auf jeden Fall ausschöpfen sollten.“

Der Ministerrat hat dem Maßnahmenplan „Sprachförderung in Schulen“ des Bildungsministeriums bereits zugestimmt. Die Fördermittel für kurzfristig im laufenden Schuljahr neu entstehende Sprachfördermaßnahmen in Schulen sowie für die Förderung von Feriensprachkursen und von Hausaufgabenbetreuung mit Kommunikationstraining würden im laufenden Haushaltsjahr um etwas mehr als 1 Million Euro aufgestockt. Außerdem werde der Einsatz der bisher schon zusätzlich zum Pflichtunterricht bereitgestellten rund 7.800 Lehrerwochenstunden für verschiedene Formen der Sprachförderung vereinfacht. 

„Ab sofort haben schulische Deutsch-Intensivkurse mit bis zu 20 Stunden Deutschunterricht pro Woche für die neu ins Land gekommenen Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse absoluten Vorrang vor allen anderen Formen der Sprachförderung – und zwar in allen Schularten. Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Intensivmaßnahmen bei Bedarf schnell und unbürokratisch im laufenden Schuljahr eingerichtet werden“, betonte Bildungsministerin Reiß. In diesem Schuljahr fänden bereits an mehr als 20 Schulstandorten landesweit schulübergreifende Deutsch-Intensivkurse statt. Dieses Angebot solle ausgebaut werden. Dabei arbeiteten die Schulaufsicht und die Schulen vor Ort mit weiteren lokalen Akteuren wie den Schulträgern, der Jugendhilfe oder den lokalen Integrationsbeauftragten zusammen. Die bei der ADD vorgehaltenen Mittel für Sprachfördermaßnahmen, die innerhalb eines Jahres neu anlaufen, würden durch gezielte Umschichtungen im Haushalt des Bildungsministeriums um eine Million Euro auf 2,6 Millionen Euro erhöht.

Ebenfalls aufgestockt – um 50.000 Euro – würden die Fördermittel für Feriensprachkurse in den Volkshochschulen und für die Hausaufgabenhilfe mit Kommunikationstraining für Kinder mit Migrationshintergrund in der Grundschule. Die Landesregierung lege zugleich weiterhin großen Wert darauf, dass die so speziell geförderten Schülerinnen und Schüler auch gemeinsam den Unterricht mit deutschsprechenden Kindern und Jugendlichen besuchen. Vera Reiß betont: „Eine fremde Sprache lernt man eben nicht nur von Lehrerinnen und Lehrern, sondern auch von Gleichaltrigen, mit denen man den alltäglichen Umgang pflegt.“

Da sich die vernetzte Zusammenarbeit bei der Organisation bedarfsorientierter Sprachförderung an den Schulen bewährt hat, initiiere die Schulaufsicht in Regionen, in denen es einen Bedarf gebe, so genannte Runde Tische. Unter Leitung der ADD sollten so Schulträger, Schulen und weitere lokale Akteure – wie Kirchengemeinden, Weiterbildungsträger, Kindertagesstätten oder Flüchtlingsinitiativen – unter anderem die Sprachförderkonzepte der Schulen weiterentwickeln. „Dadurch können alle Beteiligten ihre Arbeit besser abstimmen und so eine Willkommenskultur als Gemeinschaftsaufgabe stärker in den Blick nehmen. Denn erfolgreiche Integration ist mehr als nur Sprachförderung“, so die Bildungsministerin.

Damit schulpflichtige Asylsuchende schnellstmöglich die deutsche Sprache erlernen und ihnen die Aufnahme in eine Regelschule leichter fällt, werde außerdem die Lehrkräfteversorgung der Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende des Landes künftig analog zum Ausbau der Standorte ausgeweitet. Wie in Trier und Ingelheim bereits gang und gäbe, würden auch weitere Standorte mit Lehrkräften versorgt, hielt Ministerin Reiß fest.

Neben dem intensiven Deutschunterricht greife bei der Förderung der Flüchtlingskinder das gesamte Repertoire der individuellen und differenzierten Fördermöglichkeiten des rheinland-pfälzischen Schulsystems, erinnerte die Bildungsministerin. Um dabei auf die besonderen Bedürfnisse von Flüchtlingskindern zu reagieren, könnten für sie individuelle Förderpläne erstellt oder Benotungen vorerst ausgesetzt werden. Zudem biete das Pädagogische Landesinstitut (PL) eine Reihe von Fortbildungen für Lehrkräfte an zum Unterrichten von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern. Die schulpsychologischen Beratungsstellen böten Unterstützung im Umgang mit besonders belasteten und traumatisierten Schülerinnen und Schülern.

Um alle Bildungspotenziale von neu nach Deutschland kommenden Kindern und Jugendlichen zu nutzen, halte das Land zudem die Förderung der Kenntnisse in der Herkunftssprache weiterhin für einen unschätzbaren Vorteil, hält Bildungsministerin Vera Reiß fest. Rheinland-Pfalz gehöre anerkanntermaßen zu den führenden Ländern bei der Förderung des Herkunftssprachenunterrichts. „Die für den Herkunftssprachenunterricht vorgesehenen personellen und finanziellen Ressourcen wird die Landesregierung weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung stellen“, betont die Bildungsministerin abschließend. Nachdem die Schulaufsicht in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) bereits an der Erarbeitung des Plans beteiligt gewesen sei, würden in den nächsten Tagen auch alle Schulen im Land darüber informiert.

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