„Mit mehr selbstständigen Entscheidungsmöglichkeiten – auch im finanziellen und personellen Bereich, mit eigenen Budgets für verschiedene Aufgaben und mit mehr Gestaltungsspielräumen wollen wir unsere berufsbildenden Schulen (BBS) fit für die Zukunft machen. Gerade vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung des technischen Fortschritts, einer zukunftsorientierten Nachwuchssicherung bei Fachkräften und der absehbaren demografischen Entwicklung hat dies einen hohen Stellenwert für die Bildungspolitik im Land.“ Das unterstrich Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann in einem Pressegespräch mit der Schulleiterin der BBS Montabaur, Sabine Nugel, und mit den Schulleitern der BBS Gewerbe und Technik in Trier, Michael Müller, sowie der BBS Wirtschaft in Worms, Frank Puschhof, heute in Mainz.
Das Schulentwicklungsprojekt „Eigenverantwortung, Qualitätsmanagement und Lehr- und Lernkultur (EQuL)“ habe sich dafür als sehr geeigneter Ansatz bewährt, unterstrich Beckmann. Über vier Jahre hinweg sei von 2009 bis 2013 an elf BBSen ein Konzept entwickelt worden, das zum einen die Qualitätsentwicklung von Unterricht unterstütze, zum anderen aber vor allem neue Wege bei der Schulentwicklung insgesamt und im Organisations- und Personalmanagement eröffne. Zur Umsetzung erhielten die Schulen eigene Budgets, die sie selbstverantwortlich einsetzen könnten. „Auf Grund der guten Erfahrungen bei der Auswertung des Modellversuchs haben wir nach dessen Abschluss die Zahl der EQuL-BBSen bereits auf jetzt 26 Standorte ausgebaut. Das Schulentwicklungsprojekt ist mittlerweile fester Bestandteil der Weiterentwicklung unserer berufsbildenden Schulen. Zum Schuljahr 2016/2017 sollen sieben weitere BBSen als EQuL-Schulen an den Start gehen und in den Folgejahren soll dieser Kreis schrittweise weiter ausgeweitet werden“, hielt der Bildungsstaatssekretär fest.
Die seit längerem an dem Projekt beteiligten Schulen sprechen von „einer messbaren positiven Weiterentwicklung“ durch das Projekt. Der Leiter der Wormser BBS Wirtschaft, Frank Puschhof, betont: „Mit Hilfe der Budgetierung für den Personaleinsatz konnte der Unterrichtsausfall insbesondere in Mangelfächern reduziert werden. Hier konnten ehemalige Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise Lehrkräfte aus dem Umfeld der Schule direkt angesprochen und gewonnen werden. Mittel aus einem weiteren Budget konnten für schulinterne Fortbildungen verwendet werden, durch die die Unterrichtsqualität nachhaltig weiterentwickelt werden konnte.“ Aus dem Orientierungsrahmen Schulqualität und dem eigenen, bereits vorhandenen Leitbild habe an der Wormser Schule ein gemeinsames Verständnis für die Unterrichtsprozesse entwickelt werden können, das in den Teams für die verschiedenen Bildungsgänge jetzt Grundlage für die Weiterentwicklung des Unterrichts sei. Sabine Nugel, Leiterin der BBS Montabaur, sieht in der Folge des Schulentwicklungsprojekts zentrale Fortschritte in der weiteren Professionalisierung, die sich insbesondere in einem deutlich gestiegenen Stellenwert der Teamarbeit im Kollegium ausdrücke: „Wir haben in unserer Schule flache Hierarchien. Die einzelnen Mitglieder des Schulleitungsteams haben in ihren Bereichen vollständige Entscheidungsbefugnis. ,Team‘ steht bei uns dabei auch als Abkürzung für: Täglich einmal Austausch miteinander! Wir haben ein Mentoringkonzept für neue Lehrkräfte eingeführt, bei dem erfahrene Lehrerinnen und Lehrer neue Kolleginnen und Kollegen sechs Monate lang eng begleiten und unterstützen. Und wir haben ein umfassendes Beratungssystem für die Schülerinnen und Schüler aufgebaut mit den Elementen Verbindungslehrkräfte, Schulsozialarbeit, Schulseelsorge, Klassenrat, Mediation und Coaching.“ Beide Schulen setzen zudem darauf, den Unterricht durch Rückkopplung mit Schülerbewertungen weiterzuentwickeln.
Für Michael Müller, den Schulleiter der BBS Gewerbe und Technik in Trier, ist – neben dem Ausbau der Teamarbeit im Kollegium – die Unterrichtsentwicklung ein ganz zentraler Bereich, den er in seiner im Herbst gestarteten neuen EQuL-Schule weiter voranbringen will: „Auf vorhandenen Ansätzen aufbauend wollen wir durch den Einsatz digitaler Medien eine veränderte Lehr- und Lernkultur fördern. Eine schuleigene Lernplattform, ein iPad-Pool und ein in der ganzen Schule verfügbares WLAN sollen genutzt werden, um Vermittlungs- und Lernprozesse stärker zu individualisieren. Das kann auch dabei helfen, ein differenziertes Unterrichtsangebot aufrechtzuerhalten, wenn künftig durch die demografische Entwicklung Jahrgänge beispielsweise in der Berufsschule zusammengelegt werden müssen.“