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Schuljahresstart: Gute Perspektiven und neue Angebote für Schülerinnen und Schüler im Land

Anfang kommender Woche starten 34.200 ABC-Schützen an den rheinland-pfälzischen Grundschulen in ihr erstes Schuljahr. Die Zahl der Einschulungen sinkt damit erstmals seit zwei Jahren wieder – um knapp 300. Die Gesamtzahl aller Schülerinnen und Schüler an den gut 1.500 allgemeinbildenden Schulen liegt dann bei 415.200 und damit um etwa 3.000 niedriger als im vergangenen Schuljahr. Die berufsbildenden Schulen verzeichnen einen Schülerrückgang von etwa 1.200 und werden im kommenden Schuljahr rund 122.000 Jugendliche unterrichten. In einem erheblichen Maße – und zwar um knapp 50 Prozent von 151 auf 224 – steigt zum Schuljahresbeginn die Zahl der Deutsch-Intensivkurse. Um eine gute Unterrichtsversorgung zu gewährleisten wird das Land – wie im Vorjahr – rund 1.200 junge Lehrkräfte einstellen und damit rund 430 mehr als in der mittelfristigen Personalplanung für das Schuljahr 2015/2016 vorgesehen war.

„Die kontinuierlich hohen Einstellungszahlen bei weiterhin zurückgehenden Zahlen von Schülerinnen und Schülern führen dazu, dass trotz aller pädagogischen Herausforderungen die Schulen gute Voraussetzungen für ein attraktives Unterrichtsangebot vorfinden“, sagte Bildungsministerin Vera Reiß. Besonders freue sie sich, dass sich fast die Hälfte der neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer aus dem Kreis ehemaliger Vertretungslehrkräfte rekrutiere. „Das zeigt, dass wir Wort halten: Wer eine vorzeigbare Examensnote hat und sich in der pädagogischen Praxis als Vertretungslehrkraft bewährt, hat eine realistische Chance, dauerhaft in den Schuldienst übernommen zu werden“. Außerdem werde der Vertretungspool zum neuen Schuljahr um 300 Beamtenstellen auf 800 Vollzeitstellen ausgebaut.

Bei der Beschulung von Flüchtlingskindern hätten sich in vielen Regionen die Runden Tische zur Sprachförderung als gute und tragfähige Konzeption erwiesen, da sie für ein zwischen Schulen und Schulträgern eng abgestimmtes Angebot sorgten. An der Realschule plus in Betzdorf findet beispielsweise ein schulartübergreifender Deutsch-Intensivkurs für Schülerinnen und Schüler aus der eigenen Schule sowie aus der Integrierten Gesamtschule und aus der berufsbildenden Schule Betzdorf statt und am Auguste-Victoria-Gymnasium in Trier sind drei Deutsch-Intensivkurse für alle Gymnasien der Stadt Trier eingerichtet. An einigen Runden Tischen laufe zudem auch eine weitergehende Abstimmung mit Unterstützungsangeboten von Kindertagesstätten, Volkshochschulen sowie anderen freien Trägern und Initiativen. „So gelingt es uns, personelle Ressourcen möglichst effektiv und zum Vorteil der Kinder und Jugendlichen einzusetzen“, betonte die Ministerin. Zum neuen Schuljahr gebe es landesweit 41 Runde Tische und es sei absehbar, dass diese Zahl bis zu den Herbstferien weiter wächst. Ebenso habe sich das neue Konzept der Sprachförderung bewährt, mit dem Flüchtlingskinder in Intensivkursen von bis zu 20 Wochenstunden gezielt auf den Schulbesuch vorbereitet werden. Insgesamt setze das Land für die Sprachförderung in Schulen rund 350 Vollzeitstellen ein. Daneben fördere das Land auch noch die Feriendeutschkurse für Schülerinnen und Schüler in Volkshochschulen. 220 solcher Kurse hätten in den Oster- und den Sommerferien bereits stattgefunden, weitere seien für die Herbstferien geplant. „Die für die Deutschkurse eingesetzten zusätzlichen Mittel sind gut angelegt“, bilanzierte die Ministerin. Weitere Unterstützung könnten die Schulen zudem bei den Pädagogischen Serviceeinrichtungen anfordern. So biete das Pädagogische Landesinstitut (PL) bis zum Jahresende 45 Fortbildungsveranstaltungen im Bereich Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an und organisiere zudem auf Anfrage individuelle Unterstützungsangebote für die Schulen. Um die einzelnen Schulen bei der Weiterentwicklung ihrer Förderangebote zu unterstützen, sei vom PL für Anfang Oktober ein großer Erfahrungsaustausch geplant.

Mehr Freiraum und mehr Verantwortung für die einzelne Schule

Die rheinland-pfälzischen Schulen sollen mittelfristig mehr Eigenverantwortung bei der Schul- und Personalentwicklung und bei der Organisation des Schul- und Unterrichtsalltags erhalten. Ein Vorbild sei dabei das Schulentwicklungsprojekt „Eigenverantwortung, Qualitätsmanagement und Lehr- und Lernkultur (EQuL)“ an berufsbildenden Schulen, so Reiß. An mittlerweile 26 Standorten haben hier die Schulleitungen eigene Budgets, die sie zum Beispiel für das Gewinnen von Fachlehrkräften aus der Wirtschaft einsetzen können. Wie die positiven Erfahrungen auf die allgemeinbildenden Schulen übertragen werden können, solle jetzt der Modellversuch „Mehr Selbstverantwortung an Schulen“ klären. Drei Gymnasien, drei Realschulen plus und eine Integrierte Gesamtschule erhalten für die Dauer von zunächst zwei Schuljahren eine erweiterte Personal- und Budgetverantwortung sowie eine Entlastung durch Verwaltungskräfte. „Wir setzen darauf, dass die Schulen so zielgerichtet und schneller auf die jeweiligen örtlichen Bedingungen reagieren und ihr eigenständiges Profil besser abbilden können“, hielt die Bildungsministerin fest.

Bei den berufsbildenden Schulen soll der Schulversuch BS20 zeigen, ob kleinere Standorte durch zusätzlichen Freiraum bei der Unterrichtsgestaltung dauerhaft gesichert werden und so gerade im ländlichen Raum einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs leisten können. Neun Schulen stellen sich der Aufgabe,  gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus dem Pädagogischen Landesinstitut und unter Einbindung der Kammern neue Konzepte für ein berufsübergreifende Lernen zu entwickeln. „Bei kleinen Berufsschulen besteht die Gefahr, dass in Zukunft die Zahl der Auszubildenden stark zurückgeht und deshalb die Bildung von auf den einzelnen Beruf bezogenen Fachklassen in Frage gestellt wird“, begründete die Ministerin den Schulversuch. Die Schule erproben, ob Auszubildende aus verwandten Berufsfeldern, wie zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, den Fachunterricht gemeinsam besuchen können. Eine solche ortsnahe Beschulung sei auch im Interesse der Ausbildungsbetriebe, unterstrich Reiß, da sich dann lange Wege zu großen Berufsschulstandorten oder sogar eine Internatsbeschulung erübrigen würden.

Mehr Chancen für alle – konsequente pädagogische Weiterentwicklung

„Die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern ist eine zentrale Aufgabe aller Schulen. Die Schulen dabei mit neuen und zusätzlichen Angeboten zu unterstützen, prägt die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz seit vielen Jahren“, so die Ministerin. Chancengleichheit, mehr Durchlässigkeit und mehr Aufstiegschancen im Bildungsangebot müssten für jede Schülerinnen- und Schülergeneration aufs Neue gewährleistet sein. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an den ersten landesweiten Tag der Berufs- und Studienorientierung, der an allen weiterführenden Schulen  gemeinsam mit vielen Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und der Bundesagentur für Arbeit  im Frühjahr 2016 stattfinden wird. „Schülerinnen und Schüler brauchen in einer vernetzten Welt, mehr als in der Vergangenheit, neue und passgenaue Hilfestellungen bei Entscheidungen über ihren künftigen Lebens- und Berufsweg“, unterstrich Reiß.

Die Bildungsministerin hielt abschließend fest: „Eine zukunftsorientierte Bildungspolitik hat immer das Ziel, jungen Menschen möglichst gute berufliche und persönliche Aussichten zu eröffnen“. Diese Perspektiven böten eine duale berufliche Ausbildung und ein Studium gleichermaßen. So lasse eine aktuelle Abfrage den Schluss zu, dass es gelingt, dies besser zu vermitteln. Danach habe mehr als die Hälfte der 700 erfolgreichen Schulabgängerinnen und Schulabgänger der Fachoberschulen angegeben, dass sie eine duale Berufsausbildung aufnehmen wollen, obwohl sie an jeder deutschen Fachhochschule ein Studium aufnehmen könnten. Ihr Fazit: „Das schulische Angebot im Land bereitet junge Menschen auf beide Wege gut vor. Wir brauchen Fachkräfte und Meister und wir brauchen Bachelor und Master.“

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