Naturbewusstseinsstudie: Viele Menschen sind über den Verlust der biologischen Vielfalt besorgt
In Deutschland ist die Sorge um den Verlust der biologischen Vielfalt durch den Klimawandel weit verbreitet. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie, die das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz heute veröffentlicht haben. Zudem wächst der Anteil der Menschen, die eine Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in den letzten 20 Jahren wahrnehmen. Für einen großen Teil der Befragten ist die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen auch deshalb eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. Die Mehrheit der 2.411 befragten Erwachsenen und 1.003 Jugendlichen der repräsentativen Naturbewusstseinsstudie ist bereit, den notwendigen gesellschaftlichen Wandel durch einen nachhaltigen und naturverträglichen Lebensstil mitzutragen.
In der Naturbewusstseinsstudie 2023 stimmen 94 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen zu, dass Naturschutz notwendig ist, um dem Klimawandel zu begegnen. 64 Prozent der Erwachsenen und 61 Prozent der Jugendlichen geben weiterhin an, dass Naturschutz eine positive Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung spiele. Zugleich sprechen sich 83 Prozent der Erwachsenen und 78 Prozent der Jugendlichen voll und ganz oder zumindest eher dafür aus, dass der Naturschutz auch in Krisenzeiten eine ausreichende staatliche Finanzierung erfährt.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die Naturbewusstseinsstudie zeigt, dass den Menschen eine gesunde und intakte Natur am Herzen liegt: Sie nehmen die vielfältigen Bedrohungen für Tiere, Pflanzen und Landschaften wahr und wollen, dass die Natur geschützt wird. Das gibt mir Rückenwind für meine Arbeit. Den meisten Menschen ist bewusst, dass Veränderungen notwendig sind, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen und das Schöne der Natur zu erhalten, das wir alle genießen. Ganz konkret wird beispielweise die staatliche Förderung des natürlichen Klimaschutzes in Lebensräumen wie Mooren und Wäldern von einer klaren Mehrheit getragen. Das zeigt mir, dass wir mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz auf dem richtigen Weg sind.“
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Ich finde es sehr ermutigend, dass die Mehrheit der Befragten einen gesellschaftlichen Wandel, hin zu nachhaltigeren und naturverträglicheren Lebensweisen, befürwortet. 74 Prozent der Erwachsenen und 66 Prozent der Jugendlichen äußern sich so. Und sie sind auch zu großen Teilen bereit, diesen Wandel mitzutragen. Ohne diesen Willen zum Handeln wird es nicht gehen!“.
Die Naturbewusstseinsstudie 2023 belegt zudem einen hohen Rückhalt für die Fortsetzung der Energiewende, 59 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen finden sie richtig. Die Berücksichtigung der Belange der Natur bei der Umsetzung der Energiewende halten noch mehr Menschen für relevant, 80 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen äußern sich entsprechend.
Die grundsätzliche Naturbeziehung der Bevölkerung ist sehr positiv, wie die Studie belegt: Natur wird in überwältigender Mehrheit mit positiven Emotionen verbunden, beispielsweise mit Gefühlen der Freiheit, Ruhe und Dankbarkeit. Der sogenannte Gesellschaftsindikator, mit dem die Entwicklung des Bewusstseins der erwachsenen Bevölkerung in diesem Themenfeld gemessen wird, ist zudem von 25 Prozent der Bevölkerung mit hohem Biodiversitätsbewusstsein in 2021 auf 38 Prozent in 2023 angestiegen: Ein sattes Plus von 13 Prozent.
Die mittlerweile achte Studie zum Naturbewusstsein wird seit 2009 im zweijährigen Turnus erhoben. Ende Oktober bis Mitte Dezember 2023 wurden sowohl Erwachsene (ab 18 Jahren) als auch Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt, so dass ein direkter Vergleich des Naturbewusstseins von Jugendlichen und Erwachsenen im Rahmen der Studienreihe möglich ist. Die wissenschaftliche Studie stützt sich auf einen umfassenden Analyseprozess der erhobenen Daten, ist in ihrer Aussagekraft für ganz Deutschland repräsentativ und bezieht Menschen aus allen Regionen und sozialen Lagen Deutschlands ein.
(Pressemitteilung des Bundesamts für Naturschutz vom 3. Dezember 2024, Original hier, Download der 136-seitigen Studie hier)