Kollegiale Unterrichtshospitationen mit anschließendem Feedback gelten als sehr wirksame Methode, den eigenen Unterricht zu reflektieren und zur Professionalisierung der Lehrkräfte beizutragen: „Je länger Lehrkräfte im Beruf sind, desto schwieriger wird es, eingefahrenen Routinen zu entkommen (...). Mit der Zeit können sich die immer gleichen 'Fehler’ einschleichen, die nicht einmal von einem selbst bemerkt werden. Wenn viele Lehrkräfte diese blinden Flecken zwar unbewusst spüren, sie aber nicht bewusst wahrnehmen und somit auch nicht ändern können, hilft hier Rückspiegelung (Feedback) durch Dritte“ (Horster & Rolff, 2006, S. 202f.).
Kollegiale Unterrichtshospitationen bringen folgende Vorteile (Kempfert & Ludwig, 2010, S. 24):
- Der Unterricht wird gemeinsam untersucht, erforscht, reflektiert und verbessert.
- Die Beobachtungsschwerpunkte werden von den Lehrkräften ausgehandelt, sie orientieren sich an pädagogischen Werten.
- Ein Austausch zwischen Lehrkräften kommt in Gang, der nicht nur die Qualität ihrer Arbeit verbessern, sondern auch die kollegiale Beziehung vertiefen und den Teamgedanken fördern kann.
- Beobachtungen sind Grundlage des kollegialen Gesprächs: Es wird nicht nur über Unterricht geredet - wie in der Supervision - sondern das Gespräch orientiert sich an Beobachtungsdaten.
- Die Lehrperson kann ihre Eigenperspektive mit einer Fremdperspektive vergleichen und bekommt die Chance, blinde Flecken in ihrer Arbeit zu entdecken.
- Neuerungen werden im Unterricht umgesetzt, systematisch erprobt und reflektiert.
- Lehrpersonen entwickeln ihre eigene Professionalität wie auch ihre eigene Didaktik weiter.
Kollegiale Hospitation ist hilfreich und notwendig, weil die Außenperspektive des hospitierenden Kollegen dabei hilft, das subjektive Erleben mit dem des Beobachteten abzugleichen. Nur wer seine eigenen Stärken und Schwächen kennt, kann seine Professionalität und den Unterricht weiter entwickeln. Die Beurteilung der Unterrichtsqualität erfordert neben der Selbsteinschätzung den Blick des „kritischen Freundes“. Noch besser ist es, drei Perspektiven abzugleichen: Kollegin/Kollege, Schüler, unterrichtende Lehrkraft. Denn: „Es sind die Lernenden, die in den Klassen sitzen, und merken, ob ihre Lehrperson das Lernen mit ihren Augen sieht und ob die Qualität der Beziehung förderlich ist. Lernen muss von den Lehrpersonen aus der Perspektive der Lernenden betrachtet werden, damit sie besser verstehen, wie das Lernen aus der Sicht der Lernenden aussieht und wie es sich für sie anfühlt“ (Hattie, 2014, S. 139).
InES bietet Ihnen Hospitationsbögen, die Sie nutzen können, um sich systematisch im Rahmen von kollegialer Hospitation mit Ihren Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Die Beraterinnen und Berater für Schulentwicklung sowie das Zentrum für Schulleitung und Personalführung (ZfS) bieten Ihnen ebenfalls bei Bedarf hierzu Unterstützung an.
Weitere Informationen finden Sie auch auf den Seiten des Projekts EMU - Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik.