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Sportartenlernen - und sonst nichts ???

Warum Sport an berufsbildenden Schulen ?

Die Rahmenbedingungen haben sich für den Teilzeitunterricht und somit auch für den Sportunterricht entscheidend gewandelt. Zum Beispiel üben Interessenvertretungen von Industrie, Handel und Handwerk Druck auf die Bildungspolitik aus, um diese zu Kürzungen zu veranlassen.

 Die Bedeutung des Problems liegt auf der Hand: Einerseits fehlt für die meisten Jugendlichen der vermittelnde Zugang zu einem konstitutiven Erfahrungsbereich, andererseits werden etwa zwei Drittel der Jugendlichen bildungspolitisch benachteiligt.

Grund könnte ein nicht umfassendes Verständnis des Bildungsbegriffes sein.

"Bildung soll verstanden werden als das Ergebnis eines langwierigen und differenzierten Erziehungsprozesses, das den Menschen befähigt, sich einerseits den Anforderungen der Gesellschaft zu stellen und sich andererseits aber auch kritisch-reflektierend über Lebensnotwendigkeiten und -zwänge hinauszuheben und Lebenspläne selbstbestimmend, aber in mitmenschlicher Verantwortung zu gestalten." ( Prof.Dr. Hartmann, anlässlich eines Expertengespräches am 27.11.92 in Frankfurt )

Kann der Sportunterricht in der Berufsschule einen Beitrag zu einem so umfassenden Bildungsverständnis leisten?

Aus der Tradition des humanistischen Bildungsideals, der bildungstheoretischen Sportdidaktik der 50er Jahre und der heutigen Vorstellung einer ganzheitlichen, kompetenzorientierten Bildung nach einem handlungsorientierten Konzept, ist die Körperbildung als ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Bestandteil des Bildungsprozesses zu begründen.

Körperbildung bedeutet dann nicht nur eine funktionale Entwicklung und Förderung der Konditionseigenschaften und Bewegungsfertigkeiten. Körperbildung bedeutet darüber hinaus die Erschließung von kognitiven, affektiven und psychomotorischen Fähigkeiten (Handlungskompetenzen) zur Bewältigung und eigenständigen Gestaltung der persönlichen Lebenswelt.

Spezifische Begründungen für den Sport in der Berufsschule:

  • Sportunterricht ermöglicht den Ausgleich zur einseitigen beruflichen Belastung und sensibilisiert zum Erhalt der psychophysischen Leistungskraft im Beruf
  • Bewegung, Sport und Spiel fördert die Einflussnahme auf präventives Bewegungsverhalten ( z.B. Wahrnehmung typischer Arbeitsbewegungen )
  • Sportunterricht beinhaltet Programme des Übens und der Stressbewältigung
  • Sportunterricht gibt Anregungen zur selbstbefähigten Übungs- und Spielgestaltung und somit auch zur selbstbestimmten Lebensgestaltung

außerdem

  • Sportaktivitäten der Berufsschüler sind geringer, als die anderer Schüler (berufliche Belastungen!)
  • Mit der Berufsschule geht die Schulpflicht zu Ende, eine letzte Chance zum Anstoss einer positiven Einstellung zur Bewegung
  • Regelmäßiges Sporttreiben hat Auswirkung auf die Gesundheit und ist damit ein wesentlicher Faktor zur Kostenreduktion im Gesundheitswesen

Bedeutung für die Ausbildung junger Sportlehrerinnen und Sportlehrer an berufsbildenden Schulen

Neue Arbeitsformen- und Organisationsformen sowie die Nutzung neuer Technologien modifizieren nahezu permanent die bisherigen Berufsbilder, neue Berufe entstehen. Deshalb muss Berufsbildung verstärkt Flexibilität und Lernfähigkeit fördern.

Es ist notwendig fächerübergreifenden, fächerverbindenden und praxisorientierten Unterricht einzufordern, der enge Kooperation mit der Wirtschaft vor Ort pflegt.

Als ein wichtiger Aspekt in der fachdidaktischen Diskussion ergibt sich auf Grund der sozialpolitischen Entwicklungen die verstärkte Gesundheitsförderung, auch in der Berufsbildung, die auf präventive und kompensatorische Effekte zielt. Die in den letzten Jahre vollzogene pädagogische Neuorientierung des Faches Sport im Hinblick auf mehrperspektivisch angelegten Unterricht und die damit einhergehende Betonung der pädagogischen Dimension, die immer auch auf Wertevorstellungen zielt, eröffnet in der beruflichen Bildung neue Möglichkeiten.

Die vielfältigen und sehr differenzierten Formen des Sports an beruflichen Schulen erfordern ausgebildete Fachleute, die

  • das Fach Sport als ein Teil der Schulentwicklung verstehen,
  • die eigene Unterrichtsqualität kritisch hinterfragen,
  • für unterschiedliche Berufsschulsportdidaktiken offen sind,
  • an neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis anknüpfen und diese an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Lerngruppe didaktisch anpassen.
  • mit der Lerngruppe Ideen für die Praxis gemeinsam umsetzen und Problemlösungen angehen

und

  • die geforderten Kompetenzen der geltenden Rahmenvorgaben beachten.
  • ...

Künftig wird das Fach seinen Beitrag nur leisten können, wenn die Aus-, Fort- und Weiterbildung den Sportlehrerinnen und Sportlehrern Kompetenzentwicklungen ermöglicht, die sie auf Veränderungen der Schülervoraussetzungen, Veränderungen der beruflichen Bezüge und des Bildungsauftrages flexibel,angemessen und reflektierend reagieren lässt.

Vgl. hierzu auch den Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 18.11.2004: Empfehlung zum Sport an berufsbildenden Schulen