Was macht einen guten wirtschaftlichen Unterricht aus?

Im Mittelpunkt des Wirtschaftsunterrichts stehen die Schülerinnen und Schüler als wirtschaftlich Handelnde in privaten und unternehmerischen Bezügen. Sie begegnen anderen mit Offenheit und agieren team- und kundenorientiert. Sie arbeiten ressourcenorientiert, denken innovativ und
treffen begründete Entscheidungen unter Unsicherheit im betrieblichen, gesamtgesellschaftlichen
und privaten Umfeld.

Voraussetzung für einen guten wirtschaftlichen Unterricht ist die kompetente Wirtschaftslehrkraft.

Als solche begegnen Sie ihren Schülerinnen und Schülern authentisch und offen. Sie begeistern Ihre Lerngruppen für wirtschaftliche Fragestellungen und Sachverhalte.
Ihren Unterricht legen Sie systematisch an und gestalten ihn geschäftsprozess- und modellorientiert,dabei eröffnen Sie den Schülerinnen und Schülern wachsende
Freiräume, indem sie Lernarrangements schaffen, die die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, Entscheidungen unter Unsicherheit begründet zu treffen. Kunden-, Team- und nachhaltige Ressourcenorientierung sind für Sie prägende Elemente einer wirtschaftlichen
Grundhaltung.

Professionell handelnde Lehrerinnen und Lehrer können zuhören, professionell präsentieren
und zielführend moderieren. Sie sind reflexiv, sehen Fehler als Chancen und Schwächen als Herausforderung für sich.

Die Kompetenzen, über die ein guter Lehrer/eine gute Lehrerin verfügen sollte, sind in den fünf Modulen der Landesverordnung ausführlich beschrieben. Diese fünf Module in der fachdidaktischen Ausprägung sind die Grundlagen Ihrer Professionalisierung im Studienseminar.

Für den Wirtschaftsunterricht sind aus fachdidaktischer Sicht einige der Kompetenzen, die in den Modulen beschreiben sind und die in unserem Kompetenzraster ausdifferenziert wurden,  besonderes zu betonen. Der Schwerpunkt des Handlungsbezugs ist im Modul 4 Unterricht zu sehen.

Gute Wirtschaftslehrer und Wirtschaftslehrerinnen sollten in besonderem Maße über folgende Kompetenzen verfügen:

Modul 1 Schule und Beruf

Sie verfügen über die Kompetenz zum Transfer aktueller wissenschaftlicher
Forschung auf wirtschaftliche Lehr- / Lernsituationen.

Das bedeutet:

  • Sie entwickeln Ihr Theoriewissen in Bezug auf didaktische Handlungsprinzipien, Schlüsselprobleme der Ökonomie und der Methodik im Wirtschaftsunterricht ständig weiter.
  • Sie klären Ihre eigenen Einstellungen und Ihre sich daraus ergebenden ökonomischen und ökologischen Positionen.
  • Sie hinterfragen relevante ökonomische und ökologische Probleme und aktuelle Ereignisse.
  • Sie sorgen für eine plurale Auseinandersetzung mit ökonomischen Themen aus verschiedenen Perspektiven und auf Basis unterschiedlicher Denkschulen.


Sie verfügen über die Kompetenz zur Reflexion Ihres Lehr-/ Lernhandelns und nutzen vielfältige Gelegenheiten zur Beratung usw., um diese Kompetenz gezielt auszubauen.

Das bedeutet:

  • Sie begleiten Ihren eigenen Lernprozess selbstreflexiv und formulieren Ziele für Ihre Weiterentwicklung.
  • Sie hinterfragen eigene Unterrichtseinheiten kritisch und ziehen Schlussfolgerungen für Verbesserungen.
  • Sie wissen um Ihre Stärken und Schwächen sowie deren Einfluss auf Ihren Unterricht und arbeiten konstruktiv an der Erweiterung Ihrer Handlungsmöglichkeiten.
  • Sie setzen sich selbst in Bezug auf Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug operationale Ziele und arbeiten konsequent und systematisch an deren Verwirklichung. Die Zielerreichung evaluieren Sie selbst regelmäßig.

Modul 3 Kommunikation und Interaktion

Sie verfügen über die Kompetenz zur Moderation von Kommunikations- und Interaktionsprozessen.

Das bedeutet:

Im Allgemeinen:

  • Sie öffnen Lernern Räume zum Nachdenken und ermutigen Sie, die Gedanken / Erkenntnisse zu äußern.
  • Sie greifen Äußerungen wertschätzend auf und wählen Ideen aus, die den Prozess voranbringen.
  • Als Moderator/ Moderatorin behalten sie den thematischen Schwerpunkt im Blick und vertiefen zielgerichtet.
  • Sie beobachten den gruppendynamischen Prozess und greifen, wenn es erforderlich ist, steuernd ein.
  • Sie achten darauf, dass die Lerngruppe im Prozess beteiligt bleibt.
  • Sie sorgen dafür, dass Ergebnisse / Erkenntnisse benannt oder verdichtet werden.

Im Speziellen:

  • Sie gehen selbst mit ökonomischen Fachtermini sicher um und fördern eine angemessene sprachliche Konstruktion bei den Lernenden.
  • Sie argumentieren klar, prägnant und zielorientiert.
  • Sie können aktiv zuhören und gestalten Ihren Unterricht situativ auch selbst kunden- bzw. schülerorientiert. ( Lerngruppen als „Käufer“von Lernmöglichkeiten)
  • Sie schaffen Anlässe zur kundenorientierten Kommunikation und deren Reflexion (z.B. durch den Einsatz von Rollenspielen, szenischem Spiel, Unternehmenstheater) zur Diskussion von Zielkonflikten (Ökonomie / Ökologie oder Arbeitgeber / Arbeitnehmer oder Kunde / Verkäufer oder Ausbildungsleiter / Azubi) sich im Gespräch auf unterschiedliche wirtschaftliche Positionen einzulassen (z. B. Unternehmer, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Staat, globaler Wettbewerb) und fördern damit multiperspektivisches und vernetztes Denken.
  • Sie verfügen über die Kompetenz zum Medieneinsatz als Teilaspekt von Information und Kommunikation.
  • Sie gehen effizient und effektiv mit den eingesetzten digitalen und analogen Medien um.
  • Sie nutzen herkömmliche und elektronische Medien mit hoher Professionalität bzw. entwickeln deren lernförderlichen Einsatz im Ökonomieunterricht.
  • Unternehmerische Standards bezüglich Präsentations- und Vortragstechnik setzen Sie mit dem Ziel der Unterstützung von Lernprozessen um.

Sie verfügen über die Kompetenz zur Synthese von Emotion und Kognition
in wirtschaftlichen Lernsituationen.

Das bedeutet:

  • Sie leben selbst in Ihrem beruflichen Handeln positive Emotionen vor.
  • Sie steuern ein spezifisches Zusammenspiel von Emotion und Kognition in ökonomischen Entscheidungssituationen (z. B. Unsicherheit, Ehrgeiz, Betroffenheit, Freude).
  • Sie schaffen Situationen, in denen Emotionen hilfreich das Lernen unterstützen.

Modul 4 Unterricht

Sie verfügen über die Kompetenz zur lernergerechten Aufbereitung von Inhalten im eigenen Berufsfeld

Das bedeutet:

  • Sie identifizieren exemplarisch bedeutsame berufsspezifische und berufsübergreifende Handlungssituationen als Ausgangspunkte Ihrer didaktischen Epochalplanung (didaktischen Abschnittsplanunt). In Ihren didaktischen Epochalplänen ist eine handlungsorientierte Systematik der Lernsituationen erkennbar. Notwendige fachsystematische Strukturen werden dabei berücksichtigt.

Sie verfügen über die Kompetenz zur ganzheitlichen Entwicklung von vernetztem Handlungswissen.

Das bedeutet:

  • Sie planen Unterricht in kompetenzorientierten Einheiten und berücksichtigen dabei fachwissenschaftliche Inhalte der Bezugswissenschaften einerseits sowie typische fachdidaktische Strukturen wie z.B. die Geschäftsprozessorientierung.
  • Sie legen Gesamtkonzepte so an, dass Schüler und Schülerinnen einen Lebenswelt- oder einen Berufsbezug herstellen können.
  • Sie verwenden fachdidaktische Prinzipien wie Problemorientierung oder Entscheidungsorientierung, um Fachwissen in bedeutsamen Kontexten zu erwerben.
  • Sie planen mehrperspektivisch, so dass von Unsicherheit geprägte Entscheidungssituationen erkennbar und erlebbar werden.
  • Sie verfügen über die Kompetenz zur Verstetigung beruflicher Professionalität im Sinne lebenslangen Lernens.
  • Sie wahren die Aktualität von betriebs- und volkswirtschaftlich relevanten Informationen (lesen z.B. den Wirtschaftsteil einer überregionalen Zeitung und verfolgen die aktuelle Fachliteratur).
  • Sie fokussieren den Blick für sich wandelnde Anforderungen an Mitarbeiter im Berufsleben sowie für das Agieren in einer globalen Weltwirtschaft.
  • Sie bemühen sich, um eigene Erfahrungen im Kontakt mit Betrieben und nutzen Angebote z.B. der EZB, um authentische Wirtschaftserfahrungen zu eröffnen.

Sie verfügen über die Kompetenz zur Synthese von didaktischen und methodischen Elementen in Unterrichtskonzeptionen.

Das bedeutet:

  • Sie planen Unterricht zielorientiert, legen Ihre Ziele gegebenenfalls gegenüber den Schülern offen und modifizieren Ihre Ziele, falls es sich im Prozess als notwendig erweist.
  • Sie ermöglichen den Lernenden, den eigenen Lernprozess und ihren Lernfortschritt wahrzunehmen und zu reflektieren.
  • Sie bieten für die Lernenden Anlässe, komplexes Zahlenmaterial zu analysieren und sich die abgebildeten Sachverhalte betriebswirtschaftlich oder volkswirtschaftlich zu erschließen (z. B. Bilanzanalyse, Grafiken zur Arbeitslosigkeit, Entwicklung der Inflation).
  • Ihre didaktischen Schwerpunkte orientieren sich an der Verwertbarkeit des Wissens in betrieblichen und volkswirtschaftlichen Handlungssituationen.
  • Die Komplexität Ihrer Lernarrangements ermöglicht Ihren Schülern den systematischen Aufbau von Struktur-, Prozess- und Lösungswissen in authentischen ökonomischen  Entscheidungssituationen.
  • Sie setzen fachdidaktische Methoden wie z.B. die Fallstudie ein, die sich besonders für den Fachkompetenzerwerb eignen.
  • Sie formulieren Kompetenzschwerpunkte, die sich am Erwerb persönlicher Fähigkeiten zur Lösung ökonomischer Probleme orientieren.


Sie verfügen über die Kompetenz zur Modellierung schüleraktivierender Lernarrangements.

Das bedeutet:

  • Sie schaffen authentische, am aktuellen betrieblichen und volkswirtschaftlichen Fragen orientierte komplexe Ausgangssituationen.
  • Sie planen Unterricht entscheidungsorientiert und legen dabei besonderen Wert auf den Umgang mit einschlägigen Gesetzestexten (BGB, HGB, BbiG, ...).
  • Sie planen Unterricht problemlösungsorientiert und legen dabei besonderen Wert auf die Förderung mehrperspektivischen Denkens.
  • Sie reflektieren mit den Schülern das tatsächliche Lernergebnis / den tatsächlichen Lernerfolg des Unterrichts.

Sie verfügen über die Kompetenz zur Schaffung unterrichtlicher Anlässe für Normendiskussionen und Werturteilsentscheidungen.

Das bedeutet:

  • Sie fördern wirtschaftliches Denken und Handeln und beachten dabei ethische Grundsätze (z.B. Verträge sind zu halten).
  • Sie fokussieren den Blick für sich wandelnde Anforderungen an Mitarbeiter im Berufsleben (Prinzip des lebenslangen Lernens).
  • Sie sorgen für eine plurale Sicht auf Denkschulen der Wirtschaftswissenschaften und beachten die Verknüpfungen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen.

Sie verfügen über die Kompetenz zur kreativen Gestaltung theoriegeleitet - pragmatischer Unterrichtsplanung und Unterrichtsrealisierung.

Das bedeutet:

  • Sie stellen Passung zwischen Klasse, Inhalt, Methode und Sozialform her, so dass kompetenzorientiertes, ganzheitliches Lernen möglich wird.
  • Sie initiieren ressourcenorientierte vollständige Handlungen im Sinne von Planen, Analysieren, Durchführen und Evaluieren.
  • Sie arbeiten mit betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Modellen und fördern damit vernetztes Denken. Ein Beispiel ist die Verwendung von Modellbetrieben zur Auseinandersetzung mit betrieblichen Fragestellungen.
  • Sie bieten Anlässe für Lernende, komplexes Zahlenmaterial und Graphiken zu analysieren und sich dahinter liegende betriebswirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Sachverhalte zu erschließen (z.B. Bilanzanalyse).

Sie gestalten Ihren Wirtschaftsunterricht am „Arbeitsplatz Schule“ und kooperieren mit anderen Lernorten.

Das bedeutet:

  • Sie fördern die Lernortkooperation mit dem dualen Partner und berücksichtigen externe Ausbildungsanforderungen.
  • Sie verstehen Lernfelder als Chance zur prozessorientierten Lernortkooperation.
  • Sie bieten für Vollzeitschüler die Möglichkeit, Kontakte mit potentiellen Ausbildungsbetrieben zu knüpfen.
  • Sie nutzen Ihre eigenen beruflichen Kontakte zur Schaffung von Lernanlässen für Ihre SchülerInnen.

 

Modul 5 Diagnose, Beratung und Bewertung

Sie sind verantwortliche Begleiter der Lernenden. Sie beraten in schulischen und außerschulischen Kontexten.

Das bedeutet:

  • Sie beraten Schüler mit Blick auf die Berufswahl und die Entwicklungsmöglichkeiten im kaufmännischen Bereich (z. B. Bewerbertraining, weiterführende Bildungsmöglichkeiten).

Sie geben den Lernenden Rückmeldung zu ihrem Lernfortschritt im ökonomischen Denken und Handeln

Das bedeutet:

  • Sie entwickeln gemeinsam mit den Lernenden Beurteilungskriterien und reflektieren diese im Hinblick auf ihre Nützlichkeit.
  • Sie sind umsichtige Fachleute für Selbst- und Fremdevaluation in ökonomischen Kontexten.
    Sie reflektieren gemeinsam mit den Lernenden den Unterrichtsprozess (Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung).
  • Sie sensibilisieren die Lernenden für die Übernahme von Verantwortung für Lern- und Arbeitsprozesse in wirtschaftlichen Kontexten (z. B. Evaluation von Projekten, Teamentwicklung, Nutzung schülereigener Ressourcen, Aufbau einer Feed-Back-Kultur).
  • Sie beziehen die Lernenden in die Weiterentwicklung von wirtschaftlichen Unterrichtskonzeptionen ein.