Chronisch somatische Erkrankungen

Als somatisch werden Krankheiten bezeichnet, die sich auf körperlicher Ebene manifestieren. Die hier kurz dargestellten Krankheitsbilder sind in der Regel nicht so beeinträchtigend, dass sie grundsätzlich zu einem anerkannten Behindertenstatus führen müssen oder in jedem Fall einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt zugeordnet werden können.

Der Umgang mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern erfordert aber Sachkompetenz der Lehrkräfte und spezifische Rücksichtnahmen. Die Auswahl der Erkrankungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr handelt es sich um besonders häufig vorkommende und /oder im Schulalltag beeinträchtigende Erkrankungen.

Die dargestellten Informationen geben einen ersten groben Überblick. Hinweise zu weiteren Informationsmaterialien und Kontaktadressen ergänzen das Angebot. 

Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes sind ca. 17 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen. Zu den wichtigsten Allergenen gehören Gräser-, Roggen- und Birkenpollen und Hausstaubmilben sowie Insektengifte von Biene und Wespe. Aber auch Nahrungsmittel sind häufig allergieauslösend und können gerade im Zusammenhang mit der Schulverpflegung problematisch werden.

Allergien im Schulalltag 
Die Beeinträchtigung durch eine allergische Erkrankung im Schulalltag ist sehr unterschiedlich. Allen gemein ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Allergene meiden müssen. Akute und länger andauernde allergische Probleme kosten Kraft und schwächen die Schülerinnen und Schüler auch in ihrer Leistungsfähigkeit. Dazu kommt häufig ein allergisch bedingter Schlafmangel.
Die Medikamente (Antihistaminika) führen oft zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen.
Es ist ratsam, dass alle Schülerinnen und Schüler, die unter einer Allergie leiden, einen Allergiepass mit Notfallplan (Download Anaphylaxiepass) mit sich führen.

Allergischer (anaphylaktischer)Schock
Ein allergischer Schock ist ein schwerer Notfall, auf den die Schule sich im Vorfeld gemeinsam mit den Sorgeberechtigten durch einen Notfallplan vorbereiten sollte. Unabhängig davon sind auf jeden Fall umgehend alle erforderlichen Maßnahmen der Ersten Hilfe anzuwenden.

Allergien und Schulverpflegung
Häufig reagieren Kinder und Jugendliche auf Hühnerei, Kuhmilch, Soja, Weizen, Fisch und Nüsse allergisch. Die Beschwerden können sofort oder zeitverzögert bis zu 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem Lebensmittel auftreten. Symptome sind z. B. Juckreiz, Husten, Fliesschnupfen, Asthma, Durchfall, Blähungen, Herzrasen und Schwindelgefühl. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen, der mit Kreislaufversagen verbunden ist und lebensbedrohlich sein kann.

Neben den Lebensmittelallergien kommen auch häufig Lebensmittelunverträglichkeiten bei Kinder und Jugendlichen vor, z. B. Zöliakie, Laktose- und Fruktoseintoleranz (Gluten-, Milchzucker- und Fruchtzuckerunverträglichkeit). Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfall. Die Therapie besteht in beiden Fällen darin, die entsprechenden Lebensmittel zu meiden. Bei einigen Lebensmitteln wie z. B. bei Fisch, ist das relativ leicht. Andere potenzielle Allergieauslöser können in vielen verarbeiteten Produkten enthalten sein. So kann z. B. Hühnerei in Brötchen, Kuchen, Wurstsorten, Nudeln, Frikadellen, Mayonnaise, Schaumküssen und Eis enthalten sein. Gluten, das Klebereiweiß aus Getreide ist auch in Pommes Frites, Kroketten, Wurst, Ketchup, Senf, Suppen, Pudding, Eis oder Nuss-Nougat-Creme zu finden.

Materialien und Informationen

Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. In Deutschland sind etwa zehn Prozent der Kinder von Asthma bronchiale betroffen.

Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung der Luftwege und der Bronchien. Das auffälligste Erkrankungszeichen ist die unvermittelt einsetzende Luft- oder Atemnot, die als Asthmaanfall bezeichnet wird. Das Auftreten eines Asthmaanfalls ist jederzeit möglich und kann von wenigen Sekunden bis mehreren Stunden dauern. Entsprechende Notfallmedikamente wirken in erster Linie bronchienerweiternd und werden inhaliert.

Auslöser können sein: Allergene, Tabakrauch, Atemwegsinfekte, emotionale Faktoren.
Auch in den Intervallen zwischen den Anfällen kann die Lungenleistung der Betroffenen beeinträchtigt sein.

Asthma im Schulalltag
Die schulische Leistungsfähigkeit ist im Normalfall bei einem gut behandelten Asthma nicht beeinträchtigt. Allerdings können Müdigkeit und Unkonzentriertheit Folgen der Erkrankung sein und das Lernen zeitweise erschweren. Stresssituationen wie Klassenarbeiten können das Auftreten von Atemnot begünstigen.
Betroffene Kinder und Jugendliche sind meistens in der Lage, selbstständig Asthmaanfällen vorzubeugen (mit Medikamenten, atemerleichternden Sitzhaltungen etc). Trotzdem sollten Lehrkräfte über die Krankheit informiert sein und wissen, was im Notfall zu tun ist (Notfallplan).
Am Schulsport sollten die Schülerinnen und Schüler teilnehmen (keine Spitzenbelastungen). Voraussetzung ist, dass sie keine Erkältungen haben und beschwerdefrei sind.

Informationen und Materialien

Rund 400 000 Menschen in Deutschland sind von Typ-1-Diabetes betroffen, darunter mindestens 25 000 Kinder im Alter bis 14 Jahren. Es handelt sich um eine chronische Stoffwechselstörung, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Die Ursachen dieser Krankheit sind nicht vollständig geklärt, ihre Häufigkeit nimmt jährlich um ca. 3 Prozent zu, schneller als jede andere Krankheit.
 

Diabetes im Schulalltag
Kinder mit Diabetes sind wie alle anderen Kinder den Anforderungen der Schule gewachsen und sollen dementsprechend behandelt werden. Sie sind aber darauf angewiesen, regelmäßig ihren Blutzucker zu kontrollieren und ggf. etwas zu essen oder Insulin zu spritzen. Die Schülerinnen und Schüler lernen in der Regel, die notwendigen Maßnahmen selbst durchzuführen. Die Unterstützung durch die Schule besteht vor allem darin, dafür zu sorgen, dass ihnen dies jederzeit und ungehindert möglich ist.
An allen schulischen Aktivitäten (Feiern, Ausflüge, Klassenfahrten) können sie teilnehmen - allerdings sollte eine Absprache mit den Eltern über Dauer, Zeitraum, Verpflegung und geplante Aktivitäten erfolgen.
Den Lehrkräften sollten die Symptome einer drohenden Über- oder Unterzuckerung und die notwendigen Maßnahmen in solchen Notfallsituationen bekannt sein.

Fortbildung: Diabetes mellitus Typ 1 in Kita und Schule

Diese Online-Fortbildung gibt Lehrkräften Gelegenheit, neben einem Basiswissen zum insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 1 insbesondere Antworten auf Fragen zu erhalten, die direkt den Kita- und Schulalltag betreffen. Sie wurde von diabetologischen  Expertinnen und Experten entwickelt.

In regelmäßig stattfindenden E-Sessions können direkt Fragen an die zugeschalteten Expertinnen und Experten gestellt werden.  

Anmeldungen erfolgen über das Fortbildungsportal des Pädagogischen Landesinstituts. Bitte geben Sie im Veranstaltungskatalog das Stichwort Diabetes ein, dann werden Ihnen alle Veranstaltungen zu diesem Thema angezeigt.

 

Materialien und weitere Informationen:

  • Broschüre: Kinder mit Diabetes in der Schule
    Diese Broschüre beantwortet die wichtigsten Fragen zur Betreuung eines Kindes mit Diabetes in der Schule, z.B. wie eine Unterzuckerung behandelt wird, was beim Sport sowie bei Ausflügen und Klassenreisen beachtet werden muss, wie Sie der Klasse Diabetes erklären können und wie Sie im Notfall handeln müssen. Sie wurde von der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) e.V. / Deutsche Gesellschaft für pädiatrische und adoleszente Endokrinologie und Diabetologie (DGPAED) speziell für Lehrkräfte erstellt.
  • Website des Vereins "Hilfe für Kinder und Jugendliche bei Diabetes mellitus e.V" 
    Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche mit Diabetes zu unterstützen und deren Eltern sowie das gesamte Umfeld einschließlich der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte zu beraten.
  • Website der Deutschen Diabetes-Hilfe Landesverband Rheinland-Pfalz 
    Das landesweite Netzwerk der Diabetes-Selbsthilfe
  • Diabetes-Portal DiabSite
    Informationen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus, deren Eltern, Angehörige sowie für Experten und Lehrkräfte.
  • Website der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
    Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie widmet sich der Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus.
  • Website Deutscher Diabetiker Bund e.V.
    Der DDB ist in 16 Landesverbände und viele Bezirks- und Ortsverbände gegliedert. Seine Mitglieder organisieren sich in Selbsthilfegruppen, von denen es etwa 650 gibt. Sie sind ein wichtiger Baustein in der Betroffenenversorgung und -betreuung.
  • Website Deutsche Diabetes Stiftung (DDS)
    Die Stiftung wird gemeinsam getragen von dem Deutschen Diabetiker-Bund und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Ihr Hauptanliegen ist es, klinische und Grundlagenforschung auf dem Gebiet des jugendlichen Diabetes zu unterstützen.
  • Website der Initiative Diabetes-Kids
    Die private Initiative Diabetes-Kids ist ein kostenloses Forum und die größte virtuelle deutschsprachige Selbsthilfegruppe für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus und deren Eltern.

Über 200 000 Kinder in Deutschland leiden unter dieser Erkrankung. Sie beruht auf einer Funktionsstörung des Gehirns. Bei einem epileptischen Anfall kommt es zu einer "kurzschlussartigen" diffusen Entladung der elektrischen Impulse im Gehirn, was zu Bewusstseinsstörungen (Absencen), Versteifung der Muskulatur mit unkontrollierten Zuckungen bis hin zur plötzlichen Bewusstlosigkeit führen kann. 

Kinder mit Epilepsie werden in der Regel mit Medikamenten behandelt, die die elektrische Aktivität der Nervenzellen im Gehirn und damit die Anfallsbereitschaft herabsetzen. Im Schulalltag ergeben sich dadurch meistens kaum oder keine wesentlichen Einschränkungen, insbesondere wenn das Kind weitgehend anfallfrei lebt und medikamentös gut eingestellt ist. 

Epilepsie im Schulalltag
Lehrkräfte sollten einen epileptischen Anfall erkennen können. Darüber hinaus müssen sie wissen, wie sich sich in einem solchen Notfall verhalten müssen und welche Notfallmaßnahmen bei dem einzelnen Kind einzuleiten sind. Hierzu sollten vorab Notfallpläne mit den Eltern und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten erstellt werden.

Informationen und Materialien

Bundesweit leiden ca. 20.000 Kinder und Jugendliche an chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Jährlich erkranken ca. 1.500 Kinder neu. Rheumatische Erkrankungen im Kindesalter verlaufen überwiegend schubweise, sodass gute Phasen mit schlechten Phasen abwechseln können.
Mit der Einnahme der Medikamente können unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Konzentrationsschwächen auftreten. Einige Kinder müssen über längeren Zeitraum Cortison in höheren Dosierungen einnehmen. Cortison schwemmt das Gewebe auf, die Kinder wirken dann dick und aufgedunsen.

Rheuma im Schulalltag
Rheuma bedeutet Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. "Viel Bewegung, wenig Belastung" - ist daher das Motto für rheumakranke Kinder. Das Tragen schwerer Schultaschen belastet die Gelenke und kann durch einen zweiten Schulbuchsatz vermieden werden.
Sind die Armgelenke betroffen (Hände, Ellenbogen, Schultern) ist das Schreiben und das Halten der Stifte schwierig. Das Tragen von Handgelenksschienen kann das Schreiben erheblich erschweren. Die Nutzung eines Laptops kann hier helfen.

Rheumakranke Schülerinnen und Schüler sollten bei jeder Aktivität mitmachen können. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte sollten gemeinsam nach Wegen suchen, diese Aktivitäten so zu gestalten, dass auch rheumakranke Kinder teilnehmen können.

Insbesondere Sport und Bewegung sind auch für rheumakranke Kinder immens wichtig. Bewegung kann als wertvolle Begleittherapie dienen und das Immunsystem positiv beeinflussen. Wichtige Hinweise hierzu gibt ein Faltblatt der Deutschen Rheuma-Liga "Schulzeit mit Rheuma". 

Weitere Informationen: