Chronische Erkrankungen und Schule

Die Krankheitslast durch chronische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter betrifft nicht nur gesundheitliche Aspekte im engeren Sinn, sondern drückt sich möglicherweise durch Beeinträchtigung in der Schule und erschwerter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aus.

Aufgrund der  verschiedenen Krankheitsbilder, Verlaufsformen und Schweregrade sind die Auswirkungen ssehr unterschiedlich. Als Folgen der Krankheit und Therapien kann es zu Müdigkeit, Mattigkeit, Konzentrationsproblemen und eingeschränkter Leistungsfähigkeit kommen. Krankenhausaufenthalte und krankheitsbedingte häufige Fehlzeiten beeinträchtigen den Schulerfolg. Lehrkräfte benötigen daher ein Grundwissen, um Auswirkungen von chronischen Erkrankungen auf den Schulalltag zu erkennen, krankheitsbedingt angemessen Rücksicht zu nehmen und passende Anknüpfungspunkte für die Förderung finden zu können. 

Grundsatz ist eine pädagogische Zuwendung, die so individuell wie nötig und so normal wie eben möglich ist, ohne eine krankheitsbedingte Sonderrolle einzunehmen, denn Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen sind heute in der Regel intensiv im eigenständigen Umgang mit ihrer Erkrankung geschult und sollten in ihrer Selbstständigkeit und Autonomie unterstützt und gefördert werden.

Die genannten Belastungen können sich nachteilig beim schulischen Lernen auswirken. Damit aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung im konkreten Einzelfall kein Nachteil entsteht, gilt der Anspruch auf Nachteilsausgleich. Dabei sind nicht so sehr medizinische Diagnosen maßgeblich, sondern die konkreten Auswirkungen einer Erkrankung. Welche besonderen Maßnahmen im Unterricht und bei der Leistungsfeststellung erforderlich sind, ist jeweils im Einzelfall zu prüfen. 

Für Schülerinnen und Schüler, die wegen (chronischer) oder schwerer Erkrankungen längere Zeit keine Schule besuchen können, kann die Schulbehörde auf Antrag der Eltern Hausunterricht einrichten.

Häufige chronische Erkrankungen

Schülerinnen und Schüler, die unter einer Allergie leiden, sollten einen Allergiepass mit Notfallplan (Download Anaphylaxiepass) mit sich führen.

Allergischer (anaphylaktischer)Schock
Ein allergischer Schock ist ein schwerer Notfall, auf den die Schule sich im Vorfeld gemeinsam mit den Sorgeberechtigten durch einen Notfallplan vorbereiten sollte. Unabhängig davon sind auf jeden Fall umgehend alle erforderlichen Maßnahmen der Ersten Hilfe anzuwenden.

Informationen zur Notfallmedikamentengabe finden Sie auf der Unterseite "Medikamentengabe".

Materialien und Informationen

Betroffene Kinder und Jugendliche sind meistens in der Lage, selbstständig Asthmaanfällen vorzubeugen (mit Medikamenten, atemerleichternden Sitzhaltungen etc). Trotzdem sollten Lehrkräfte über die Krankheit informiert sein und auf einen Notfall vorbereitet sein (Notfallplan). Das Auftreten eines Asthmaanfalls ist jederzeit möglich und kann von wenigen Sekunden bis mehreren Stunden dauern. Entsprechende Notfallmedikamente wirken in erster Linie bronchienerweiternd und werden inhaliert.
Am Schulsport sollten die Schülerinnen und Schüler teilnehmen (keine Spitzenbelastungen). Voraussetzung ist, dass sie keine Erkältungen haben und beschwerdefrei sind.

Informationen zur Notfallmedikamentengabe finden Sie auf der Unterseite "Medikamentengabe".

Informationen und Materialien

Kinder mit Diabetes sind darauf angewiesen, regelmäßig ihren Blutzucker zu kontrollieren und ggf. etwas zu essen oder Insulin zu spritzen. Die Schülerinnen und Schüler lernen in der Regel früh, die notwendigen Maßnahmen selbst durchzuführen. Die Unterstützung durch die Schule besteht vor allem darin, dafür zu sorgen, dass ihnen dies jederzeit und ungehindert möglich ist.
An allen schulischen Aktivitäten (Feiern, Ausflüge, Klassenfahrten) können sie teilnehmen - allerdings sollte eine Absprache mit den Eltern über Dauer, Zeitraum, Verpflegung und geplante Aktivitäten erfolgen.
Den Lehrkräften sollten die Symptome einer drohenden Über- oder Unterzuckerung und die notwendigen Maßnahmen in solchen Notfallsituationen bekannt sein.

Informationen zur Notfallmedikamentengabe finden Sie auf der Unterseite "Medikamentengabe".

Fortbildung: Diabetes mellitus Typ 1 in Kita und Schule

Diese Online-Fortbildung gibt Lehrkräften Gelegenheit, neben einem Basiswissen zum insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 1 insbesondere Antworten auf Fragen zu erhalten, die direkt den Kita- und Schulalltag betreffen. Sie wurde von diabetologischen  Expertinnen und Experten entwickelt.

In regelmäßig stattfindenden E-Sessions können direkt Fragen an die zugeschalteten Expertinnen und Experten gestellt werden.  

Anmeldungen erfolgen über das Fortbildungsportal des Pädagogischen Landesinstituts. Bitte geben Sie im Veranstaltungskatalog das Stichwort Diabetes ein, dann werden Ihnen alle Veranstaltungen zu diesem Thema angezeigt.

 

Materialien und weitere Informationen:

  • Broschüre: Kinder mit Diabetes in der Schule
    Diese Broschüre beantwortet die wichtigsten Fragen zur Betreuung eines Kindes mit Diabetes in der Schule, z.B. wie eine Unterzuckerung behandelt wird, was beim Sport sowie bei Ausflügen und Klassenreisen beachtet werden muss, wie Sie der Klasse Diabetes erklären können und wie Sie im Notfall handeln müssen. Sie wurde von der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) e.V. / Deutsche Gesellschaft für pädiatrische und adoleszente Endokrinologie und Diabetologie (DGPAED) speziell für Lehrkräfte erstellt.
  • Website des Vereins "Hilfe für Kinder und Jugendliche bei Diabetes mellitus e.V" 
    Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche mit Diabetes zu unterstützen und deren Eltern sowie das gesamte Umfeld einschließlich der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte zu beraten.
  • Website der Deutschen Diabetes-Hilfe Landesverband Rheinland-Pfalz 
    Das landesweite Netzwerk der Diabetes-Selbsthilfe
  • Diabetes-Portal DiabSite
    Informationen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus, deren Eltern, Angehörige sowie für Experten und Lehrkräfte.
  • Website der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
    Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie widmet sich der Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus.
  • Website Deutscher Diabetiker Bund e.V.
    Der DDB ist in 16 Landesverbände und viele Bezirks- und Ortsverbände gegliedert. Seine Mitglieder organisieren sich in Selbsthilfegruppen, von denen es etwa 650 gibt. Sie sind ein wichtiger Baustein in der Betroffenenversorgung und -betreuung.
  • Website Deutsche Diabetes Stiftung (DDS)
    Die Stiftung wird gemeinsam getragen von dem Deutschen Diabetiker-Bund und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Ihr Hauptanliegen ist es, klinische und Grundlagenforschung auf dem Gebiet des jugendlichen Diabetes zu unterstützen.
  • Website der Initiative Diabetes-Kids
    Die private Initiative Diabetes-Kids ist ein kostenloses Forum und die größte virtuelle deutschsprachige Selbsthilfegruppe für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus und deren Eltern.

Epilepsie im Schulalltag
Lehrkräfte sollten einen epileptischen Anfall erkennen können. Darüber hinaus müssen sie wissen, wie sich sich in einem solchen Notfall verhalten müssen und welche Notfallmaßnahmen bei dem einzelnen Kind einzuleiten sind. Hierzu sollten vorab Notfallpläne mit den Eltern und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten erstellt werden.

Informationen zu Notfällen in der Schule finden Sie auf der Unterseite "Allgemeine Hinweise für den Schulalltag".

Informationen und Materialien

Post COVID und ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) kennzeichnen eine Vielfalt an Symptomen und Langzeitfolgen, die das tägliche Leben und die schulische Entwicklung junger Menschen erheblich beeinträchtigen können.  Die von Post-COVID betroffenen Kindern und Jugendlichen sind auf ein verständnisvolles schulisches Umfeld und auf angemessene Berücksichtigung ihrer Bedarfe angewiesen, denn die Konzentrationsfähigkeit und die Leistung kann enorm eingeschränkt sein, was nicht selten zu vermehrten Fehltagen führt.

Am 19. September 2024 fand eine Online-Informationsveranstaltung für Lehrkräfte zum Thema Post-COVID und ME/CFS im Schulalltag statt. 
Referentin: Dr. Astrid Weber, Leiterin des Ambulanten Corona-Kompetenz-Zentrums Koblenz. 

Neben der Vermittlung von Wissen über die Erkrankung und möglichen Symptomen wurden u.a. folgende Themen besprochen: Wie erkennen Sie die ersten Anzeichen von Überbeanspruchung? Welche Anpassungen im Unterricht können helfen?

Die Präsentation der Veranstaltung können Sie hier herunterladen. 

Rheuma im Schulalltag
Rheuma bedeutet Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. "Viel Bewegung, wenig Belastung" - ist daher das Motto für rheumakranke Kinder. Das Tragen schwerer Schultaschen belastet die Gelenke und kann durch einen zweiten Schulbuchsatz vermieden werden.
Sind die Armgelenke betroffen (Hände, Ellenbogen, Schultern) ist das Schreiben und das Halten der Stifte schwierig. Das Tragen von Handgelenksschienen kann das Schreiben erheblich erschweren. Die Nutzung eines Laptops kann hier helfen.

Rheumakranke Schülerinnen und Schüler sollten bei jeder Aktivität mitmachen können. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte sollten gemeinsam nach Wegen suchen, diese Aktivitäten so zu gestalten, dass auch rheumakranke Kinder teilnehmen können.

Insbesondere Sport und Bewegung sind auch für rheumakranke Kinder immens wichtig. Bewegung kann als wertvolle Begleittherapie dienen und das Immunsystem positiv beeinflussen. Wichtige Hinweise hierzu gibt ein Faltblatt der Deutschen Rheuma-Liga "Schulzeit mit Rheuma". 

Weitere Informationen:

  • Website ADHS Deutschland e.V.
    Das Bundesweite Netzwerk zur Verbesserung der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS hat auf der Homepage einen extra Unterpunkt mit Informationen speziell für Lehrkräfte eingerichtet. Außerdem wurde ein Eckpunktepapier (pdf-Datei) erstellt, welches in 16 Punkten Auswirkungen von ADHS in der Schule formuliert.
  • Website ADHS Infoportal
    Viele Informationen und Anregungen für Lehrkräfte, die ein ADHS-betroffenes Kind in der Klasse haben. Fachmediziner und Pädagogen haben gemeinsam Unterrichtsmethoden und Übungen entwickelt, die auf die Bedürfnisse des Kindes zugeschnitten sind.
  • Broschüre ADHS - Symptome, Diagnose, Behandlung der BZgA
    Die Broschüre informiert umfassend und sachlich über das Krankheitsbild ADHS. Sie richtet sich neben Eltern, die den Verdacht haben, dass ihr Kind unter ADHS leiden könnte, auch an Kita-Fachkräfte sowie Lehrerinnen und Lehrer. Auch Eltern, die bereits eine Diagnose für ihr Kind haben, sind angesprochen.
  • Website der ärztlichen Arbeitsgemeinschaft ADHS
    Die AG ADHS ist eine Arbeitsgemeinschaft von Kinder- und Jugendärzten, die Kinder und Jugendliche mit ADHS betreuen. Mit einer Leitlinie werden Empfehlungen gegeben, wie ADHS diagnostiziert und wie in der individuellen Situation der Patienten die Therapie gestaltet werden sollte. Dies soll auch zur Qualitätssicherung und Vereinheitlichung der Vorgehensweise beitragen.
  • Website zentrales ADHS-Netz des Universitätsklinikums Köln
    Hier werden Informationen, Konzepte, Materialien und Literaturhinweise für pädagogisch Tätige im vorschulischen und schulischen Arbeitsfeld zur Verfügung gestellt.
  • Website des Vereins TOKOL e.V.
    Zweck des bundesweiten, gemeinnützigen Vereins ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung und der Jugendhilfe, im Themenkreis des AD(H)S-Spektrums, Asperger-Autismus und Hochbegabung. Der TOKOL e.V. setzt sich für mehr Akzeptanz und die bessere Integration Betroffener in die Gesellschaft ein.
  • Leitfaden ADS / ADHS (pdf-Datei)
    Weitere hilfreiche Empfehlungen und Informationen für Patienten und Angehörige zu ADS/ADHS finden sich in diesem Leitfaden des Hamburger Arbeitskreises (HAK).